Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 94 St. Nikolai 1452 o. später

Beschreibung

Grabplatte für den Pfarrer Bernhard Maltzan. Kalkstein. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts im ersten Joch des nördlichen Chorumgangsbereichs,1) Mitte des 19. Jahrhunderts noch in ursprünglicher Position im Chor.2) In der Mitte der großen, hochrechteckigen Platte mit stark abgetretener Oberfläche ein gelehnter Wappenschild aus Messing.3) Die ehemals wohl umlaufende, erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift ist nur noch an der unteren Schmalseite erhalten. Rechts unten auch ein achteckiges Eckmedaillon.

Inschrift ergänzt nach Lisch.

Maße: H. 338 cm, Br. 175 cm. Bu. 9,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Jürgen Herold [1/2]

  1. [– – –] ‎/ d(omi)n(u)s bernard(us)a) ˑ molcz[an p– – –]

Übersetzung:

(...) Herr Bernhard Maltzan (...).

Wappen:
Maltzan

Kommentar

Ein Terminus post quem für die Datierung der Inschrift ergibt sich aus der letzten urkundlichen Nennung Bernhard Maltzans. Für ihn wurde eine ältere Grabplatte neu bearbeitet, wie Spuren einer Baldachinstütze im Innenfeld rechts unten belegen. Bernhard Maltzan lässt sich in die Genealogie seiner Familie nicht sicher einordnen.4) Zwischen 27. Februar 1428 und 5. Januar 1450 ist er in Barth als Pfarrer und rector, seit 1440 auch als einer von drei Vorstehern des Barther (eigentlich Tribseer) Kalands nachweisbar.5) Vom 20. Dezember 1451 bis zum 24. Juni 1452 lässt er sich als Pfarrer von Voigdehagen und damit Oberpfarrherr von Stralsund belegen.6) Darüber hinaus wird er in einzelnen Urkunden auch als Kanoniker des Kollegiatstifts in Güstrow (1424), Domherr von Cammin (1448)7) und als Kanzler Herzog Barnims d. J. (1450) bezeichnet.8) In der Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste Friedrich Lisch, dass das Grab Bernhard Maltzans vor dem Hochaltar von St. Nikolai geöffnet und untersucht wurde.9)

Textkritischer Apparat

  1. berend Haselberg.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 105.
  2. Standort im nördlichen Chorumgangsbereich schon bei Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 496; im Hochchor noch bei Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 553 S. 237f., hier S. 237.
  3. Die bei Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 496, erwähnte, den Schild umgebende Rankenverzierung ist nicht zu erkennen.
  4. In Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Tf. nach S. XLIV, wird Bernhard (mit vielen Fragezeichen) der Linie Alt-Schorssow zugeordnet.
  5. Vgl. Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 2, Nr. 429 S. 594 (1428); Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 490f. S. 66–70 (1434) und öfter, letzte Nennung ebd., Nr. 552 S. 236f. (1452). – Die chronologisch aus der Reihe fallende Nennung eines Geistlichen namens Bernhard Maltzan für das Jahr 1405 bei Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 2, Nr. 377 S. 458f., ist der Chronik Pomerania des Thomas Kantzow († 1542) entnommen. Die Glaubwürdigkeit dieses erst im 16. Jahrhundert verfassten historischen Zeugnisses ist daher nicht gesichert.
  6. Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 547f. S. 228–231, Nr. 551f. S. 234–237. Zum Verhältnis der Kirche von Voigdehagen zu den Stralsunder Stadtkirchen vgl. die Einleitung, Kap. 3.1.
  7. Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 2, Nr. 417 S. 546–551; Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 530 S. 184–186.
  8. Gemeint ist wohl Herzog Barnim VIII. († 1451), der in Barth residierte. Vgl. Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 540 S. 202–204.
  9. „In einer Tiefe von 6 Fuss fand sich ein schwarz angestrichener, zerfallener Sarg von Eichenholz; das Gerippe und die Hobelspäne waren vollständig erhalten; der Schädel lag gegen Westen, so dass die Leiche gegen Osten nach dem Altare hin gewendet war. Von Kleidung und Ornamenten zeigte sich aber keine Spur; jedoch fand man von der innern Sargausschmückung schwarze seidene Bänder mit Nägeln. Das Grab ward sorgfältig wieder zugeschüttet und Alles wieder in die frühere Ordnung gesetzt.“ So Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 553 S. 237f., Zitat S. 238. Dazu auch StA Stralsund, Rep. 4 Nr. 354, darin: Aufnahme der Leichensteine [sic!] des 1452 begrabenen Archidiakonus Bernd Molzahn 1846 (nach Archivverbund Mecklenburg-Vorpommern, Online-Recherche Ariadne, 22.8.2014).

Nachweise

  1. Lisch (Hg.), Urkunden-Sammlung Maltzan 3, Nr. 553 S. 238 (mit Abb.).
  2. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 496.
  3. Weitzel, St. Nikolai, S. 294 Anm. 465.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 94 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0009409.