Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 93 St. Nikolai 1451, 1451 o. später, 2.–3.V.15.Jh., 1618

Beschreibung

Grabplatte für Nikolaus N. N. (B) und Hans Grelle (C). Kalkstein. Im Chor, die rechte obere Ecke unter dem Fuß des Taufsteins verborgen.1) Die Oberfläche der hochrechteckigen Platte ist besonders im unteren Bereich stark abgetreten, dadurch gravierender Schriftverlust. Die umlaufende Inschrift A wurde ursprünglich durch eingelegte metallene Eckmedaillons unterbrochen, die nicht mehr vorhanden sind. Von dieser Inschrift sind nur Anfang und Ende im oberen Bereich der Platte erhalten. Inschrift B innen an der rechten Langseite. Im Innenfeld eine Vertiefung für einen metallenen, gelehnten Wappenschild, der bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts fehlte, darunter Inschrift C. Unter dieser Inschrift wiederum ehemals eine weitere, zweizeilige (D); die erste Zeile sowie die darunter angebrachte Hausmarke vollständig ausgemeißelt. Zu welcher Inschrift das ausgemeißelte Vollwappen im oberen Bereich der Platte gehörte, bleibt unklar. A, B und C sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, D ist eingehauen.

Inschriften A und B ergänzt nach Haselberg.

Maße: H. 274 cm, Br. 146 cm. Bu. 9 cm (A), 10 cm (B), 8 cm (C), 6 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (B, C) mit Versalien (A); Kapitalis (D).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno ˑ domini ˑ Mo ˑ cccco ˑ [li ˑ f(e)r(i)a ˑ via ˑ ante ˑ fes]tum ˑ bartol[– – –] ‎/ [– – –] ‎/ [– – –] eius ˑ ora(te)a) ˑ deu(m) ˑ p(ro) ˑ eisb) ˑ

  2. B

    [Jste ˑ la]pis ˑ p(er)tinet ˑ nicolao ˑ [.]v[– – –] svis ˑ ve[ri]s ˑ heredib(vs)

  3. C

    hans ˑ grelle

  4. D

    [– – – SINE]N ‎/ ERVEN 1618

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn 1451 am Freitag vor dem Fest (des heiligen) Bartholomäus (20. August) (...). Betet zu Gott für sie.

(B) Dieser Stein gehört Nikolaus (...) seinen rechtmäßigen Erben.

Kommentar

Die Inschriften A und B, wohl auch C, sind in der entwickelten Form der gotischen Minuskel ausgeführt. Die Proportionen von A sind noch relativ breit, von B und C schlanker. Hans Grelle (C), für den ein Eigentumsvermerk in Form einer schlichten Namensnennung angefertigt wurde, lässt sich im fraglichen Zeitraum nicht nachweisen.2)

Textkritischer Apparat

  1. Hochgestelltes cc-a als Kürzungszeichen.
  2. e(o) Haselberg.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 421.
  2. Vgl. aber Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 137 (1375). Sehr viel später, im Jahr 1577, erwarb ein Hans Grelle das Bürgerrecht (Stadtarchiv Stralsund, Online-Recherche, 17.11.2015).

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 496 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 93 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0009301.