Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 88 St. Nikolai M.14.–M.15.Jh., um 1500?, 1500 o. später, M.16.–M.17.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Tucke N. N. (B) und N. N. von Carnitz (E). Kalkstein. Im zweiten Chorjoch nördlich.1) Die Oberfläche der hochrechteckigen Platte ist stellenweise bis zur völligen Zerstörung der Inschriften abgetreten. In der Ecke einer Schmalseite ein rundes Evangelistenmedaillon, davor ein einzelner Buchstabe, wohl Rest einer ursprünglich umlaufenden Inschrift (A); weitere Spuren dieser Inschrift am unteren Ende der rechten Langseite sind nicht mehr lesbar. An der gegenüberliegenden Schmal- und der oberen Hälfte der folgenden Langseite Inschrift B, ohne Eckverzierungen. Die gleichzeitig angebrachte Inschrift C gegenüber und somit unterhalb von A, wohl nur unvollendet ausgeführt. Die Worttrenner in B und C rautenförmig. Rechts unterhalb von A die ursprünglich mehrzeilige Inschrift D. In Relation dazu um 90° nach links gedreht Reste von Inschrift E. Auf der Platte auch zwei Bischofsstäbe als Besitzzeichen der Nikolaikirche, von einem unterhalb von C nur noch die Krümme erhalten, der andere im Innenfeld der Platte mit der Nummerierung F. Die Inschriften A–C erhaben in vertiefter Zeile, D–F eingehauen.

Maße: H. 234 cm, Br. 145 cm. Bu. 7,8 cm (A), 9,3 cm (B), 9,7 cm (C), 5 cm (D), 4–4,5 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A) mit Versalien (B, C); Kapitalis (D) mit Versalien (E).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    [– – –] ˑ v ‎/ [– – –]

  2. B

    A(n)no ˑ d(omi)ni ˑ M ˑ cccc ˑ lxiii in octaua trium ‎/ reguma) obiit ˑ tucke o[– – –]

  3. C

    A(n)no ˑ d(omi)ni ˑ Mo ˑ d ⟨- - -⟩

  4. D

    [– – – M]ORTEM [– – –]

  5. E

    [– – – G]ESTRENG ‎/ [– – –] CARNITZ, ‎/ [– – –] HOFIVN=‎/[KER – – – CA]RNITZ. ‎/ [– – –]VII. APRILIS ‎/ [– – –]BEN.

  6. F

    135

Übersetzung:

(B) Im Jahr des Herrn 1463 am achten Tag (nach dem Fest der) Heiligen Drei Könige (13. Januar) starb Tucke (...).

(D) (...) den Tod (...).

Kommentar

Die Inschriften B und C sind in der Spätform der gotischen Minuskel ausgeführt. Vor allem B lässt Gestaltungsdetails wie u mit nach außen abgeschrägten Schaftenden, e mit nahezu senkrechtem, unten eingerolltem Balken sowie d mit nach rechts gebrochener Oberlänge und g mit geschwungenem unteren Bogen erkennen. Es ist fraglich, ob solche Formen schon 1463 denkbar sind; sie könnten eher auf eine spätere Entstehung der Inschrift (um 1500?) hindeuten. Inschrift E wird aufgrund der noch relativ breit proportionierten Kapitalis und der Schreibung V für U in die Zeit vor 1650 datiert. Das pommersche Adelsgeschlecht der Carnitz starb im frühen 19. Jahrhundert aus.

Textkritischer Apparat

  1. g korrigiert aus einem Buchstaben mit Oberlänge.

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 411.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 497 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 88 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0008804.