Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 50 St. Nikolai 1.V.15.Jh., 1587

Beschreibung

Grabplatte für Katharina von Bremen (A) sowie für Balthasar Klinkow und Anna Sonnenberg (B). Kalkstein. Zwischen dem ersten und zweiten Joch der südlichen Turmhalle.1) Die hochrechteckige Platte ist mehrfach gebrochen, Ecke links unten fehlt, Oberfläche stellenweise völlig abgetreten, dadurch massiver Schriftverlust. An der oberen Schmal- und der rechten Langseite Inschrift A, in den Ecken achteckige Evangelistenmedaillons. Entlang der unteren Schmalseite, um 180° gedreht und nicht exakt parallel zur Plattenkante verlaufend, Inschrift B. Beide Inschriften sind erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt, der Zeilenhintergrund von B ist aufgeraut.

Maße: H. 323 cm, Br. 204 cm. Bu. 8 cm (A), 7 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien in gotischer Majuskel (A); Mischschrift, aus gotischer Minuskel und Fraktur (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    Anno d(omi)ni [– – – decol]‎/lac(i)o(n)is s(an)c(t)i ioh(ann)i[s b]ap(tiste) o(biit) kathe[rina] vxor bernardi de breme(n) co(n)sul(is)

  2. B

    Disse Sten Hort baltze[r kl]inko[w] ‎/ vnd Anna svnnenbarg[..]a) vnde ‎/ eren erven ˑ 1ˑ5ˑ8ˑ7 ˑ

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn (...) Enthauptung des heiligen Johannes des Täufers (29. August) starb Katharina, Ehefrau des Ratsherrn Bernhard von Bremen.

Kommentar

Inschrift A wird durch achteckige Evangelistenmedaillons unterbrochen und zeigt, soweit noch erkennbar, durchgehend gebrochene Schaftenden; eine Ausnahme bildet lediglich das oben stumpf endende u. Diese Merkmale verweisen auf eine Entstehung der Inschrift im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Unklar bleibt, wie sich der paläografische Befund mit personengeschichtlichen Informationen in Einklang bringen lässt: Nachweisbar ist nur der Bürger (seit 1331) Bernhard von Bremen.2) Er war Ratsherr seit 1360 und fungierte im Jahr 1362 in einer Urkunde als Zeuge.3) Seit 1352 war er auch Altermann des Gewandhauses.4) Im Jahr 1368 lieh seine Tochter Tilseke der Stadt 500 Mark.5) Weder in der Inschrift noch in einer anderen Quelle wird Bernhard als verstorben bezeichnet. Denkbar wäre vielleicht, dass er eine deutlich jüngere (zweite?) Ehefrau namens Katharina hatte, die ihn um mehrere Jahrzehnte überlebte.

Die großzügig spationierte Inschrift B, im Übergang von der gotischen Minuskel zur Fraktur, zeigt kaum noch Brechungen, sondern Bögen an h, o und (geschlossenem) v, spitz ausgezogene Oberlängen von d, h, und t sowie Schaft-s mit deutlichem Schwellschaft. Balthasar (Balzer) Klinkow, Ratsherr seit 1588 und Altermann des Gewandhauses, war ein Sohn von Kaspar Klinkow († 1560) und Katharina Preuz. Er besaß ein Haus in der Semlowerstraße, tätigte eine Stiftung von 200 Gulden für die Nikolaikirche und verstarb 1616.6) Seine Ehefrau Anna Sonnenberg (Sunnenbarg) war die Tochter von Joachim.7) Zu ihrer gleichnamigen Tochter, der ersten Ehefrau des Bürgermeisters Lambert Steinwich, siehe Kat.-Nr. 366.

Textkritischer Apparat

  1. Vielleicht zu ergänzen zu svnnenbarg[en].

Anmerkungen

  1. Siehe Grundriss St. Nikolai, Nr. 341.
  2. Ebeling (Hg.), Bürgerbuch, Nr. 1155; Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1, Nr. 234 (1356); auch Nr. 38a, 284 (beide 1361).
  3. StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 144f.
  4. Kruse, Register, S. 4.
  5. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 36 (1368).
  6. StA Stralsund, Hs. 360 (Dinnies, Verzeichnis 2), S. 102–104; StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 69a–70.
  7. StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 46a–47.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 50 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0005000.