Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 42(†) St. Marien A.15.Jh.

Beschreibung

Gewölbemalerei. In der ehemaligen Sakristei im nördlichen Bereich des Chorumgangs, 1890 aufgedeckt, 1940 oder 1941 „wiederhergestellt“.1) Die Darstellungen und Inschriften sind teilweise sehr schlecht und darüber hinaus wohl nicht mehr im ursprünglichen Zustand erhalten.2) Im westlichen Joch in drei Gewölbezwickeln Köpfe mit den Beischriften A und B; der Text auf einem weiteren Spruchband ist nicht mehr lesbar.3) Im östlichen Joch ein Kopf mit einem unleserlichen Schriftband,4) nach Osten hin eine Notenzeile, darunter Inschrift C und der Kopf eines Bischofs. An der Westwand der Kapelle nördlich einer Mauernische ehemals ein gedeckter Tisch,5) von dem noch zwei Krüge und ein Teller zu erkennen sind; südlich der Nische ehemals eine fast lebensgroße Engelsdarstellung mit Inschrift D. An der Ostwand ein Christuskopf, in der östlichen Fensternische eine verfremdend restaurierte, sitzende männliche Figur, die einen Gegenstand im Schoß hält.6) Die Buchstaben sind in schwarzer, die Worttrenner sowie der Versal in Inschrift D in roter Farbe gemalt.

Inschrift D nach Zaske.

Maße: Bu. ca. 20 cm (A, B), ca. 17 cm (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (A, B, D) mit Versal in gotischer Majuskel (C).

Jürgen Herold [1/5]

  1. A

    ˑ volg[.]ea) ˑ

  2. B

    ˑ ik[– – –]

  3. C

    Gaudeamus7)

  4. D†

    adoratb) deum omnes

Übersetzung:

(C) Freuen wir uns!

(D) Verehrt alle Gott.

Kommentar

Der G-Versal in Inschrift C ist stark eingerollt und fast geschlossen. Die vermutlich bauhistorisch begründete Datierung der Gewölbemalereien an den Anfang des 15. Jahrhunderts wird hier übernommen.8) Der verglichen mit den Inschriften A und B deutlich breitere Schriftduktus von C könnte darauf hindeuten, dass die Ausmalung der Sakristei nicht in einem Zuge erfolgte.9)

Textkritischer Apparat

  1. voign(h)e Berckenhagen.
  2. So statt adora(n)t oder adorate?

Anmerkungen

  1. Viering, Denkmalpflege, S. 345; vgl. Berckenhagen, Wandmalereien, S. 64.
  2. Schon in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts konnte Berckenhagen keine sinnvollen Lesungen wiedergeben; vgl. Anm. 3, 4.
  3. Nach Berckenhagen befanden sich im Westjoch zwei Köpfe mit Inschrift A und dem Spruchband wulkno.
  4. Von Berckenhagen als nicheu gelesen.
  5. Vgl. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 448; Berckenhagen, Wandmalereien, S. 65.
  6. Angeblich handelte es sich bei diesen Darstellungen um eine Vera icon und eine Pietà (Berckenhagen, Wandmalereien, S. 65; Zaske, Kirchen Stralsunds, S. 181).
  7. Gaudeamus omnes in Domino diem festum celebrantes: Introitus an bestimmten Heiligenfesten und Allerheiligen (Graduale triplex, S. 405f.; Jungmann, Missarum sollemnia 1, S. 425). – Die Notation zur Inschrift zeigt „einzelne Hufnagelneumen ohne Schlüssel, Initialform CD Dac a mit charakteristischer kleiner Terz ac des sog. Germanischen Choraldialekts“ (freundlicher Hinweis von Hartmut Möller, Hochschule für Musik und Theater Rostock, April 2013).
  8. Dehio Mecklenburg-Vorpommern, S. 595.
  9. Die Identifizierung dieses Raumes als Kapelle der Marienbruderschaft durch Haselberg und Zaske beruht auf einem Irrtum (vgl. dazu Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 448; Zaske, Kirchen Stralsunds, S. 181; richtiggestellt bei Grewolls, Kapellen, S. 352).

Nachweise

  1. Berckenhagen, Wandmalereien, S. 64f.
  2. Zaske, Kirchen Stralsunds, S. 181f. (C, D).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 42(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0004208.