Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 35 St. Nikolai 1394

Beschreibung

Astronomische Uhr.1) Öl- und Temperamalerei auf Eichenholz und Metall. Zwischen zwei Pfeilern im Scheitel des Chorumgangs hinter dem Hochaltar. Verschiedene Bereiche der Uhr wurden zu unterschiedlichen Zeiten renoviert und möglicherweise auch im Bereich der Inschriften übermalt. Eine erste Reparatur fand vielleicht bereits im Jahr 1480, die letzte Restaurierung 1994/1995 statt.2) Auch 1703 wurden die Inschriften aufgefrischt und aus diesem Anlass der Wortlaut der nicht erhaltenen Inschrift A festgehalten;3) an welcher Stelle der Uhr sie angebracht war, ist nicht bekannt.

Die Uhr besteht aus einem stark hervortretenden Oberteil mit einem runden Zifferblatt und drei Zeigern sowie einem vergitterten Unterteil, für das eine Kalenderanzeige vorgesehen war, die jedoch nie angebracht wurde. Das Zifferblatt war bis zur kriegsbedingten Auslagerung 1942 mit hölzernen Maßwerkfriesen, seitlichen Fialen und kleinen Schnitzfiguren Gottvaters oben sowie des Gekreuzigten unten verziert.4) Am oberen Rand des Unterteils die an drei Seiten umlaufende Inschrift B. Auf der linken Seitenfläche des Oberteils das Brustbild eines bärtigen Mannes, der aus einem geöffneten Fenster schaut. Zu beiden Seiten des Unterteils zwei gemalte Standfiguren, die Spruchbänder halten (C, D).

In den vier Zwickeln des Oberteils, das Zifferblatt umgebend, vier bärtige Brustfiguren, die beiden oberen gekrönt und mit Zeptern. Diese Astronomen bzw. Astrologen Claudius Ptolemäus, König Alfons X. von Kastilien-León, Hali und Albumasar (E1–H1) halten Spruchbänder mit den Inschriften E2–H2 in den Händen. Auf dem Zifferblatt außen der Stundenring mit den zweimal zwölf Äquinoktialstunden des Tages in römischen Ziffern (I). Der sich nach innen anschließende Kreis unterteilt jede Stunde in Drittel bzw. durch die jeweils mittig angeordneten Punkte weiter in sechs Einheiten à zehn Minuten. Weiter innen ein Kreis, auf dem die vier Himmelsrichtungen angezeigt werden (J). Wiederum nach innen sich anschließend Inschrift K für die Temporalstunden. Diese werden in arabischen Ziffern angegeben, beginnen im unteren Kreisviertel und sind an den bogenförmig über die Scheibe verlaufenden Linien abzulesen. Der Horizontbogen mit dem hellen Dämmerungsstreifen trennt die temporalen Tagstunden oberhalb des Bogens von den Nachtstunden unterhalb des Bogens ab. Am Scheitelpunkt der Horizontlinie Inschrift L mit dem seinerzeit errechneten Breitengrad für Stralsund. An die Temporalstunden schließen sich die Wendekreise der einzelnen Sternbilder vom Krebs außen (M) über den Äquator (P) bis zum Steinbock innen (S) an (Inschriften M–S). Diese drei wesentlichen Kreise sind goldfarben, die übrigen rot.

Der längere Zeiger dient zur Bestimmung der Äquinoktialstunden außen und der Temporalstunden innen (am Schnittpunkt von Zeiger und Tierkreisscheibe) sowie des Sonnenstandes im Tierkreis. Der kürzere Zeiger bezeichnet die Mondstunden. An einem Zeigerende war ursprünglich eine sich drehende Mondphasenkugel befestigt. Auf der exzentrischen, beweglichen Scheibe sind die Sternbilder so aufgemalt, dass Schütze und Steinbock dem Drehpunkt am nächsten, Zwilling und Krebs vom Drehpunkt am weitesten entfernt sind. 360° werden in je zwölf Einheiten à 30° für jedes Sternbild eingeteilt (T). Alle Inschriften sind in weißer und schwarzer Farbe sowie goldfarben gemalt; Versalien und teilweise die Worttrenner rot.

Inschrift A nach PfA St. Nikolai, R 79.

Maße: Br. 353 cm, H. ca. 620 cm. Bu. 3,5–4,2 cm (B), 2,5 cm (C, D), 3–8,5 cm (E, F, G, H), 15 cm (I), 6 cm (J), 5–6 cm (K), 5 cm (L, M, N, O, P, Q, R, S); Zi. 6 cm (T).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S) mit Versalien (B), mit Versalien in gotischer Majuskel (C, D, E, F, G, H).

Jürgen Herold [1/5]

  1. A†

    Hoc opus factum Dominis Alberto Guldenhausen Nicolao Zegfried Gotfrido Nybe et Elero Burow existentibus Provisorib(us) Ecclesiae S(anc)t(i) Nicolai

  2. B

    Anno d(omi)ni ‎/ Mo ˑ ccco ˑ xco ˑ iiiio Jn ˑ die ˑ s(an)c(t)i ˑ nicolai ˑ co(m)pletu(m)a) ˑ (est)b) ˑ op(us)c) ˑ p(er) ˑ nicolau(m)d) ˑ lillienvelt ˑ orate p(ro) ˑ f(ac)torib(us) ˑ et ˑ largitoribus ˑ q(ui)e) ˑ cu(m) ˑ dili(g)enciaf) ˑ co(m)pleuer‎/[u(n)t]g) ˑ

  3. C

    Post ˑ deu(m) ˑ o(mn)i(u)m ˑ viuenciu(m) ˑ vita ˑ su(n)th) ˑ sol ˑ (et)i) ˑ luna5) ˑ

  4. D

    [Matutinae horae]j) ime(n)sa ˑ munera ˑ sed ˑ sepe ˑ male ˑ finiu(n)t6) ˑ

  5. E1

    ptolme(us)

  6. E2

    Jnfe(r)iorak) ˑ regu(n)t(ur) ˑ a sup(er)iorib(us) ˑ

  7. F1

    alfonsi(us)

  8. F2

    Mot(us) ˑ solis ˑ (et)l) ˑ planetar(um) ˑ i(n) ˑ obliquo ˑ circulo ˑ est ˑ

  9. G1

    hali

  10. G2

    Dies ˑ (est)m) ˑ eleuacio ˑ solis ˑ sup(er) ˑ orizo(n)tem ˑ

  11. H1

    albumazar

  12. H2

    Sapie(n)s ˑ vir ˑ d(omi)nabit(ur) ˑ astris ˑ

  13. I

    i ˑ ii ˑ iii ˑ iiii ˑ v ˑ vi ˑ vii ˑ viii ˑ ix ˑ x ˑ xi ˑ xii ˑ i ˑ ii ˑ iii ˑ iiii ˑ v ˑ vi ˑ vii ˑ viii ˑ ix ˑ x ˑ xi ˑ xiin) ˑ

  14. J

    meridies ‎// occide(n)s ‎// septentrio ‎// oriens

  15. K

    hore ineq(u)aleso) 1ap) 2a 3a 4a 5a 6a 7a 8a 9a 10a 11aq)

  16. L

    ˑ orizon ˑ 54 ˑ g(r)ad(us)r) ˑ 25 ˑ mi(nute)7) ˑ

  17. M

    tropic(us) cancris)

  18. N

    circul(us) geminor(um) (et) leonis

  19. O

    circul(us) tauri (et) virginis

  20. P

    circul(us) arietis (et) libre siue equinoxcialis

  21. Q

    ˑ circul(us) ˑ pissiu(m) ˑ ˑ (et) ˑ scorpionis ˑ

  22. R

    ˑ circul(us) ˑ aquarii ˑ ˑ (et) sagitarii ˑ

  23. S

    tropic(us) ˑ cap(ri)corni

  24. T

    10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30 10 20 30

Übersetzung:

(A) Dieses Werk wurde geschaffen, als die Herren Albert Gildenhusen, Nikolaus Siegfried, Gottfried Nybe und Eler Burow Provisoren der Kirche St. Nikolai waren.

(B) Im Jahr des Herrn 1394 am Tag des heiligen Nikolaus (6. Dezember) wurde dieses Werk von Nikolaus Lilienfeld vollendet. Betet für seine Schöpfer und Stifter, die es mit Sorgfalt fertiggestellt haben.

(C) Nach Gott bedeuten Sonne und Mond das Leben aller Lebenden.

(D) Die Morgenstunden bieten unermessliche Gaben, enden aber oft übel.

(E2) Die niederen Dinge werden von den höheren gelenkt.

(F2) Die Bewegung der Sonne und der Planeten vollzieht sich in einem schrägen Kreis.

(G2) Der Tag ist die Erhebung der Sonne über den Horizont.

(H2) Der weise Mann wird die Sterne beherrschen.

(J) Süden. Westen. Norden. Osten.

(K) Die ungleichen Stunden.

(L) Horizont: 54 Grad 25 Minuten.

(M) Wendekreis des Krebses.

(N) Kreis der Zwillinge und des Löwen.

(O) Kreis des Stiers und der Jungfrau.

(P) Kreis des Widders und der Waage oder Tag- und Nachtgleiche.

(Q) Kreis der Fische und des Skorpions.

(R) Kreis des Wassermanns und des Schützen.

(S) Wendekreis des Steinbocks.

Kommentar

Die Malerei der Uhr wurde zwar mehrfach erneuert und dadurch teilweise verfremdet, dennoch lassen sich einige paläografische Beobachtungen machen. Für Inschriften besonders früh kommen arabische Ziffern vor (K, L): eckige Schlingen-4, linksgewendete 5. Inschrift I ist heute als Bandminuskel ausgeführt. Die Beischriften auf dem Zifferblatt zeigen eine einfachere Form der gotischen Minuskel. Die Oberlängen der Inschriften in den Zwickeln (E1–H2) sind häufig eingebuchtet und laufen in langen Zierstrichen aus. i scheint durchgängig gebrochen, u-Schäfte sind teilweise ohne Brechungen (E2), teilweise leicht abgeschrägt (H1), selten auch gebrochen (P, equinoxcialis) ausgeführt.

Die Stralsunder Uhr ist die älteste und einzige fast vollständig erhaltene astronomische Uhr im Ostseeraum. Dem Meister Nikolaus Lilienfeld (B) werden auch die Reste einer Uhr in der Doberaner Klosterkirche (1390) zugeschrieben.8) Er ist 1396 als in Rostock ansässiger Uhrmacher nachgewiesen.9) Im Jahr 1420 erhielt ein gleichnamiger Meister 570 Mark sundisch für den Bau einer Wasserleitung in Stralsund.10)

In der nicht erhaltenen Inschrift A wurden die Provisoren von St. Nikolai genannt. Albert Gilde(n)husen aus einer einflussreichen Stralsunder Familie, Parteigänger des in der Stadt umstrittenen und schließlich entmachteten Bürgermeisters Bertram Wulflam und seiner Familie, verwaltete die städtische Münze.11) Er war wohl seit 1369 Ratsmitglied und möglicherweise seit den späten achtziger Jahren des 14. Jahrhunderts Bürgermeister.12) Albert Gildenhusen ist zwischen 1369 und 1397 im Liber memorialis nachzuweisen,13) 1395 und 1397 als Provisor von St. Nikolai.14) In den Jahren 1394 und 1397 verfasste er zwei Testamente, in denen er St. Nikolai als seine Grabstätte festlegte und Seelmessen für sich und seine Familie stiftete.15) Er besaß eine Kapelle im Südturm von St. Nikolai16) und starb um 1398.

Nikolaus Siegfried (Zegfried) wird 1369–1403 im Liber memorialis genannt, 1406 war er verstorben.17) Seit 1373 saß er im Rat,18) 1389/90, 1392 sowie 1395 war er Bürgermeister, 1395 auch Provisor von St. Nikolai,19) danach Provisor von Heilgeist.20) Er wird auch im Gedenkbuch der Bruderschaft der Träger genannt.21) Im Jahr 1390 verübte ein Ratsherr, der gegen eine städtische Verordnung verstoßen hatte und dem daher der Zutritt zum Ratsgestühl in St. Nikolai verweigert wurde, ebendort einen Mordversuch an Nikolaus Siegfried und wurde dafür hingerichtet.22)

Gottfried (Godeke) Nybe ist zwischen 1360 und 1395 im Liber memorialis nachzuweisen, seit 1377 bzw. 1381 auch als Ratsmitglied, 1391, 1392 und 1395 als Bürgermeister, 1395 auch als Provisor von St. Nikolai.23) Er starb möglicherweise 1399.

Eler Burow wird zwischen 1379 und 1415 im Liber memorialis genannt, 1419 war er verstorben.24) In seinem Testament aus dem Jahr 1415 bestimmte er St. Nikolai als seinen Begräbnisplatz.25) 1395 und 1397 war er Provisor dieser Kirche gewesen,26) wohl seit 1385 städtisches Ratsmitglied.27) Er besaß eine Kapelle hinter dem Chorscheitel.28)

Als Tag der Fertigstellung der Uhr wird der Festtag des Kirchenpatrons Nikolaus genannt, der auch Namenspatron des Uhrmachers war (B). Vorbilder von zweidimensionalen Projektionen des Kosmos waren die Astrolabien. Bei laufendem Uhrwerk konnten alle Bewegungen der Himmelskörper nachvollzogen und daraus die Uhrzeit in Äquinoktial- und Temporalstunden, die Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond, deren Stand im Tierkreis und die Mondphasen abgelesen werden.29) Dieses Kosmosmodell ist nicht ohne Bezugnahme auf die ihm von Gott gegebene Ordnung (C) denkbar. Die Stralsunder Himmelsscheibe ist so angelegt, dass Süden oben ist (J). Der moderneren Tageseinteilung in 24 Äquinoktialstunden (I, horae aequales) werden noch die traditionelleren Temporalstunden (K, horae inaequales) an die Seite gestellt: Abhängig von ihrer Gesamtlänge wird die Nacht in zwölf gleichlange, aber im Jahresverlauf sich verändernde Perioden eingeteilt. Dieser Stundenzählung entspricht die Aussage von Inschrift G2, der zufolge der Tag entsprechend einer mitteleuropäischen Tradition mit dem Sonnenaufgang beginnt.

Die beiden Figuren auf dem Unterteil der Uhr mit den Schriftbändern C und D werden als Personifikationen von Morgen und Abend gedeutet. Bei den in den Zwickeln des oberen Teils dargestellten Personen handelt es sich um Astronomen und Verfasser bzw. Auftraggeber von astronomischen Schriften und Forschungen. Die ihnen zugewiesenen Aussagen (E–H) geben gängige Vorstellungen wieder, die im Mittelalter verschiedenen astronomischen Autoritäten zugeordnet wurden, hier dem griechischen Geografen und Astronomen Claudius Ptolemäus (2. Jh.), dem Perser Dscha‛far ibn Muhammad Abu Ma‛schar al-Balchi (Albumasar, 9. Jh.), dem Ägypter Ali ibn Ridwan (Hali, 11. Jh.) sowie König Alfons X. (dem Weisen) von Kastilien-León (1252–1284).30) Der Lehrsatz F2 wird üblicherweise mit Ptolemäus in Verbindung gebracht.

Textkritischer Apparat

  1. co(m)pletu(m)] Kürzungsstrich über o fehlt.
  2. (est)] Kürzungszeichen in Form dreier übereinander gestellter Quadrangeln.
  3. co(m)pletu(m) ˑ (est) ˑ op(us)] hoc opus completum est PfA St. Nikolai, R 79.
  4. nicolau(m)] Kürzungsstrich fehlt.
  5. q(ui)] Kürzungsstrich fehlt.
  6. dili(g)encia] Kürzungszeichen fehlt.
  7. Ergänzung nach Haselberg. Wortende heute fehlerhaft übermalt, keine Lesung mehr möglich.
  8. su(n)t] Fehlt Haselberg.
  9. Tironisches et mit durchstrichener Haste.
  10. [Matutinae horae]] Ergänzung nach Haselberg und Uhsemann. Vor ime(n)sa heute nur noch Buchstabenreste, die keine zuverlässige Lesung mehr erlauben.
  11. Jnfe(r)iora] Interiora Haselberg.
  12. Tironisches et mit durchstrichener Haste.
  13. (est)] Kürzungszeichen in Form dreier übereinander gestellter Quadrangeln.
  14. Aus nächster Nähe ist zu erkennen, dass diese Ziffern ursprünglich nicht auf das Zentrum der Uhrscheibe hin ausgerichtet waren, sondern senkrecht standen. Diese punktuelle Beobachtung wird bestätigt durch die gleiche Ziffern-Ausrichtung auf dem Zifferblatt der Uhr in der Doberaner Klosterkirche, die demselben Meister Nikolaus Lilienfeld zugeschrieben wird. Vgl. zur Doberaner Uhr Schukowski, Wunderuhren, S. 64 (Abb.). Zum Verhältnis von ursprünglichem und heutigem Zustand der Inschriften an der Stralsunder Uhr vgl. Anm. 2.
  15. ineq(u)ales] Kürzung in Form eines cc-a über der Zeile.
  16. 1a] a hier und im Folgenden jeweils in Form eines cc-a über den Ziffern.
  17. Aus der Nähe und besonders im Bereich von 6a und 7a ist zu erkennen, dass die Ziffern nicht wie heute rechts, sondern ursprünglich links der zugehörigen Linien aufgemalt waren.
  18. g(r)ad(us)] Über g hochgestelltes cc-a.
  19. cancri] So statt canceri.

Anmerkungen

  1. Für zahlreiche Hinweise zu dieser Uhr im Mai 2011 bin ich Richard L. Kremer, Dartmouth College, Hanover, N. H. (USA), und Immo Warntjes, Trinity College, Dublin (Irland), früher Greifswald, sehr zu Dank verpflichtet.
  2. Zu Veränderungen an der Uhr oder an der Altarrückwand vielleicht noch in mittelalterlicher Zeit vgl. Schukowski, Wunderuhren, S. 115f. mit Abb. Zur Restaurierung 1894 vgl. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 518; Schukowski, Wunderuhren, S. 111 (gotische Verzierungen 1894 „wiederhergestellt und ergänzt“. In den Jahren 1994/1995 wurden schließlich Uhrwerk und Zifferblatt erneut restauriert (Kirmis, Begegnungen, S. 51; vgl. auch ebd., S. 59–61). – An einigen Stellen ist aus der Nähe deutlich zu sehen, dass der heutige Zustand der Inschriften von älteren Fassungen abweicht; vgl. dazu Anm. n, q. Eine restauratorische Untersuchung der Uhr im Hinblick auf die Frage, wieviele Malschichten sie trägt und inwiefern sich ein ursprünglicher Zustand erschließen lässt, konnte jedoch im Rahmen der Inschriftenbearbeitung nicht erfolgen. Ein nicht publizierter Restaurierungsbericht nennt vier Restaurierungen: vor 1525, 17./18. Jahrhundert, 1894 und 1920 (Anja Gundermann, Die Konservierung und Restaurierung der Astronomischen Uhr aus der Nikolaikirche zu Stralsund, o. O. [1994], o. S.).
  3. Vgl. PfA St. Nikolai, R 79, S. 417.
  4. Den Zustand der Uhr vor der Auslagerung zeigt eine Abb. bei Schukowski, Wunderuhren, S. 110; dazu die Erläuterung S. 111, 113. Dazu LAKD/AD, Akten Stralsund, St. Nikolai, Mappe 2 (1947–1951), Aktenvermerk vom 25. August 1950 betr. Rückführung der Ausstattungsstücke von St. Nikolai und St. Jakobi – Stralsund aus der Bartholomäus-Kirche in Demmin und aus der St. Petri-Kirche in Altentreptow.
  5. Vgl. das Incipit des Hermes Trismegistus zugeschriebenen, vielfach überlieferten Centiloquium, aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt in der zweiten Hälfte des 13. Jh.: Hermes dixit quod sol et luna post Deum omnium viventium vita sunt. Zitiert nach der Inkunabelausgabe [Leipzig: Martin Landsberg, nicht nach März 1495], Gesamtkatalog der Wiegendrucke, GW 12309 (Online-Version, 21.7.2011).
  6. Vgl. Ps. (G) 29,6 (ad vesperum demorabitur fletus et ad matutinam laetitia).
  7. Der korrekte Wert beträgt 54 Grad 18 Minuten (Schukowski, Wunderuhren, S. 112).
  8. Die Deutung der Brustfigur auf der linken Seite als Darstellung des Nikolaus Lilienfeld (so Schukowski, Wunderuhren, S. 64) ist nicht überzeugend, da entsprechende Attribute fehlen.
  9. Zweimal als Zeuge im Zusammenhang mit der Errichtung des Kartäuserklosters Marienehe: MUB 23, Nr. 12904 (orologista, 1396 Februar 2), Nr. 12933 (opidan[us] in Rozstok, 1396 März 7).
  10. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 2, Nr. 525 (pro magistro Nicolao Lilienvelt ad usum aqueductus sive fontis, que magister Nicolaus posuit et duxit per civitatem).
  11. Fritze, Entstehung, S. 70.
  12. Biografische Angaben, wo nicht anders nachgewiesen, nach StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 28a–29. Die bei Theodor Pyl, ‚Albert Gildehusen‘, in: ADB 9 (1879), S. 168f. (Onlinefassung, 18.3.2013), genannten Amtsdaten stimmen mit den bei Dinnies angeführten nicht überein. Vgl. auch Brandenburg, Magistrat, S. 84; Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 293b (... a provisoribus ecclesie b. Nicolai, scilicet dominis Alberto Ghildehusen, Nicolao Zeghefridi, Gotfrido Nybe et Arnoldo de Zost proconsulibus et Elero Burow consule ...).
  13. Vgl. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1 und 4.
  14. Vgl. Anm. 12; auch Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 304.
  15. Vgl. Schildhauer, Alltag, S. 119–121, auf der Basis von StA Stralsund, Testamente Nr. 461 und 470. – Zu den Stiftungen Gildenhusens vgl. auch Weitzel, St. Nikolai, S. 305 Anm. 728; Huyer, Nikolaikirche, S. 46 Nr. 105.
  16. Weitzel, St. Nikolai, S. 305 Anm. 728.
  17. Vgl. die Einträge bei Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1 und 4; ebd. 1, Nr. 1029 (1406).
  18. Brandenburg, Magistrat, S. 84.
  19. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1, Nr. 843; auch Brandenburg, Magistrat, S. 84; StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 157–161; StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 12a–13. Zum Provisorat von St. Nikolai vgl. Anm. 12.
  20. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1, Nr. 939, 958a, 968, 976 (1399–1403).
  21. Weitzel, St. Nikolai, S. 101f.
  22. Gaebel (Hg.), Kantzows Chronik (niederdt.), S. 247.
  23. Vgl. die Einträge bei Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1 und 4; ebd. 1, Nr. 669 (1381); ebd. 4, Nr. 274, Nr. 274, 293b (1392, 1395); vgl. auch Brandenburg, Magistrat, S. 84 (1377); StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 155–157; StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 94a–95. Zum Provisorat von St. Nikolai vgl. Anm. 12.
  24. Vgl. bei Einträge bei Schroeder (Hg.), Liber memorialis 1, 2 und 4; ebd. 2, Nr. 387 (1419): Die zweite Ehe seiner Witwe wird erwähnt.
  25. Huyer, Nikolaikirche, S. 47 Nr. 118 (StA Stralsund, Testamente Nr. 514).
  26. Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 304; vgl. auch Anm. 12.
  27. Das Jahr 1385 nach StA Stralsund, Hs. 359 (Dinnies, Verzeichnis 1), S. 203f., spätere handschriftliche Ergänzung; vgl. auch StA Stralsund, Hs. 364 (Dinnies, Stammtafeln 1), S. 65a–66; Schildhauer, Alltag, S. 121 (Testamente Gildenhusen); Schroeder (Hg.), Liber memorialis 4, Nr. 293b. Die Information bei Brandenburg, Magistrat, S. 85, Eler Burow werde zuletzt 1395 erwähnt, ist zu korrigieren.
  28. Weitzel, St. Nikolai, S. 305 Anm. 725.
  29. Am detailliertesten wird das kosmologische System der Uhr dargelegt bei Schukowski, Wunderuhren, S. 112f.
  30. Zu den genannten Autoritäten vgl. die entsprechenden Artikel im Lexikon des Mittelalters: Felix Schmeidler, Art. Ptolemaeus, Claudius, Bd. 7, Sp. 312; Paul Kunitzsch, Art. Abū Ma‘schar, Bd. 1, Sp. 69; Emilio Sáez, Odilo Engels, Alberto Várvaro, Art. A[lfons] X. der Weise, Bd. 1, S. 396–398. – Zum literarhistorischen Kontext der kosmologischen Regeln vgl. Boer, Inschriften, S. 111 (E2), S. 112 (F2, G2, H2).

Nachweise

  1. PfA St. Nikolai, R 79, S. 417 (A, B).
  2. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 517f. (B–I).
  3. Hagemeister, Nikolaikirche, S. 26–28.
  4. Uhsemann, Nikolaikirche, S. 42–44 (B–H).
  5. Schukowski, Zeit passim, mit Abb.
  6. Schukowski, Wunderuhren, S. 140 (B–H); Abb. S. 111 (B), 114 (C, D, G, H); S. 112 (M–S).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 35 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0003503.