Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 24 St. Jakobi 1361, 1390, M.15.–M.16.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Vater und Sohn namens Johannes N. N. (A) und Nikolaus Glevinck (C). Kalkstein. Hochrechteckige Platte, an der Nordwand des mittleren südlichen Turmpfeilers aufrecht angebracht. Auf dem Stein untereinander jeweils in fünf waagerechten Zeilen die Inschriften A und B. Alle Personennamen sind ausgemeißelt. Darunter Inschrift C, die am Ende der ersten Zeile um 90° umbricht und parallel zur Langseite fortgeführt wird. Da die Oberfläche des Steins hier abgetreten ist, ist die Inschrift nur teilweise erhalten. A–C erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt. Auf der Platte auch drei auf dem Kopf stehende, eingehauene Nummerierungen (D).

Maße: Br. 108 cm, H. 184 cm. Bu. 9 cm (A, C), 7 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (C) mit Versalien (A, B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    a(n)no d(omi)ni M ccc xxx i(n)a) die ‎/ purificac(i)o(n)is o(biit) io[h(ann)]es ‎/ [..........] or(ate) pro eo (et)b) ‎/ p(ro) ioh(ann)e filio suo qui o(biit) i(n) vi(gili)a ‎/ s(an)c(t)i iacobi sub a(n)no lxi

  2. B

    A(n)no ˑ d(omi)ni ˑ Mo ˑ ccco ˑ xco ˑ sabbato ˑ post ‎/ festu(m) co(r)po(r)is (christ)ic) o(biit) [........] ‎/ [.........] quo(n)da(m)d) ˑ co(n)sul ˑ an(n)o ‎/ lxxxix ˑ i(n)e) ˑ die ˑ alex[– – –] ‎/ [– – –] ei(us) ˑ or(ate) ˑ p(ro) eis

  3. C

    iste lapi[s pertinet] nicolao gleuinck ‎/ et sui[s – – –]f)

  4. D

    36 ‎// 38g) ‎// 69

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn 1330 am Tag der Reinigung (Mariens, 2. Februar) starb Johannes (...). Betet für ihn und für seinen Sohn Johannes, der am Tag vor dem Fest des heiligen Jacobus (24. Juli) im Jahr (13)61 starb.

(B) Im Jahr des Herrn 1390 am Samstag nach dem Fronleichnamsfest (4. Juni) starb (...), einst Ratsherr. Im Jahr (13)89 am Tag des heiligen Alex(...), sein(e) (...). Betet für sie.

(C) Dieser Stein gehört Nikolaus Glevinck und seinen (...).

Kommentar

Die älteste Inschrift A zeigt bereits an den oberen und unteren Hastenenden der Mittelbandbuchstaben (i, n, u) durchgeführte Brechungen; Oberlängen von b, h und l enden leicht eingekerbt. Bemerkenswert ist, dass die um nahezu drei Jahrzehnte jüngere Inschrift B in einer konservativeren Form der gotischen Minuskel mit auf der Grundlinie stumpf endenden Hasten ausgeführt ist; u endet oben stumpf.

Die Beschriftung der Grabplatte in quer verlaufenden Zeilen ganz ohne Ornamente oder Wappen ist ungewöhnlich. Die Inschriften A und B wurden für jeweils zwei Verstorbene verfasst. A wurde nach dem Tod des ‚Sohnes Johannes‘ im Jahr 1361 angebracht und nennt auch den 1330 verstorbenen gleichnamigen Vater, dessen Name jedoch später getilgt wurde. Inschrift B gedenkt eines 1390 gestorbenen Ratsherrn und eines oder einer Verwandten, die bereits ein Jahr zuvor verstorben war. Der Name des Thidemann von Büren, den Haselberg als Möglichkeit anführt,1) passt nicht zu den noch sichtbaren Resten des an erster Stelle genannten Ratsherrn, dessen Name später ebenfalls beseitigt wurde. Auch ist nicht sicher, dass es sich, so Haselberg, bei der zweiten inschriftlich genannten Person um die Ehefrau dieses unbekannten Ratsherrn handelt. Inschrift C ist, soweit noch erkennbar, in der Spätform der gotischen Minuskel ausgeführt. Der Greifswalder Kanoniker Nikolaus Glevinck (Glewinck) stiftete 1520 für seine Kapelle in der Stralsunder Jakobikirche eine an jedem Freitag mit Ausnahme des Karfreitags zu singende Messe zu Ehren der fünf Wunden Christi. Danach sollte der Priester an fünf würdige Arme Almosen verteilen.2) Ob jedoch die inschriftlich genannte Person mit diesem Stifter identisch ist, bleibt offen.

Textkritischer Apparat

  1. xxx i(n)] xxxi Haselberg. Auf dem Stein ist unter der Zeilen-Oberlinie jedoch der Rest eines Kürzungsstrichs zu sehen.
  2. Tironisches et mit durchstrichener Haste.
  3. (christ)i] xpi am Original.
  4. quo(n)da(m)] o als Kürzungszeichen hochgestellt.
  5. i(n)] i(pso) Haselberg.
  6. Die wenigen Buchstabenreste nach sui[s] machen eine Ergänzung der Inschrift zu heredibus unwahrscheinlich.
  7. 38] 3 möglicherweise aus 5 korrigiert.

Anmerkungen

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 392.
  2. Nach Lusiardi, Stiftung, S. 238f., auch S. 184 Anm. 31.

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 392 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 24 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0002400.