Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 21 Landesamt für Kultur und Denkmalpflege 1353

Beschreibung

Grabplatte für Hermann und Johannes Zeger. Kalkstein. Die hochrechteckige Platte wurde im Juni 2005 im Bereich Fischmarkt/Semlower Tor gefunden. Sie ist an der oberen Schmalseite geringfügig verkürzt, weshalb die ursprünglich dort angebrachte Schriftleiste fehlt. Die ehemals vierseitig umlaufende, zwischen einfachen Linien und erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift füllt die linke Langseite nicht ganz aus; in den Ecken kleine Rosetten. Im Innenfeld eine Hausmarke (H1) aus späterer Zeit. An der rechten Langseite wurden sekundär drei bogenförmige Aussparungen eingemeißelt. Darüber ein rechteckiges Loch, an der linken Kante eine Aussparung derselben Größe. Worttrenner in Form von Hochpunkten.

Maße: Br. 155 cm, H. 210 cm. Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Jürgen Herold [1/5]

  1. [– – –] ‎/ natiuitatis marie o(biit) herma(n)n(us) zeger ˑ (et)a) ˑ anno ‎/ liiio in crastino lucie virgi(ni)s o(biit) ˑ ‎/ ioh(ann)es zeger fili(us) ei(us) or(ate) p(ro) eis

Übersetzung:

(...) vor/nach (dem Fest) der Geburt Mariens (8. September) starb Hermann Zeger, und im Jahr (13)53 am Tag nach (dem Fest) der Jungfrau Lucia (14. Dezember) starb Johannes Zeger, sein Sohn. Betet für sie.

Kommentar

Unabhängig von der Jahreszahl der Inschrift verweist der paläografische Befund in die frühere Phase der gotischen Minuskel. Die Schäfte von i, m, n und teilweise auch von r enden noch unten stumpf, l und u enden oben stumpf; v mit senkrechten Schäften, g mit gebrochenem unteren Bogen. Der zweimal vorkommende Buchstabe z ist ohne Brechungen mit waagerechtem oberen und unteren Balken sowie mit Mittelbalken ausgeführt und gleicht damit einem Kapitalisbuchstaben. Im Jahr 1325 bürgte Hermann Zeger (Seghere) für einen Neubürger, 1347 wird Johannes Zeger in derselben Funktion genannt.1) 1323 kaufte Hermann Zeger ein Grundstück in der Langenstraße, 1338 und 1339 sind ähnliche Geschäfte auch für Johannes belegt.2)

Textkritischer Apparat

  1. Tironisches et mit durchstrichener Haste.

Anmerkungen

  1. Ebeling (Hg.), Bürgerbuch, Nr. 516, Nr. 3298.
  2. Ebeling (Hg.), Stadtbuch 2, Nr. 2161 (1323); zu Johannes Zeger siehe Nr. 1305, 1403, 3291.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 21 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0002109.