Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 7†? St. Jakobi 1350?

Beschreibung

Wandmalerei, zu Beginn der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts „an der Nordseite des vierten Südpfeilers in 3–4 m Höhe“1) zu Tage getreten. Das in das rot-weiße Quadermuster des Pfeilers eingebundene Schriftfeld zeigte schwarze Minuskeln. Besonders die drei letzten Zeilen waren bereits beeinträchtigt bzw. vollständig zerstört, weitere Verluste traten in der Folgezeit ein.2) Die gemalte Inschrift ist möglicherweise unter dem aktuellen Putz verborgen.

Inschrift nach Foto Berckenhagen.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Ekhart Berckenhagen [1/1]

  1. [ann]o ˑ d(omi)ni ˑ M ˑ ccc ˑ la) ˑ ipso ˑ die ‎/ inuenc(i)o(n)is ˑ s(anc)te ˑ crucis ˑ ve[ne]‎/rabilis ˑ pate[r] ˑ [(et)]b) ˑ d(omi)n(u)s ˑ iacob(us) ‎/ paulsc) ˑ roskil[den]sisd) ˑ ecclesie ˑ ep(iscopu)s ‎/ in honore ˑ [dei] ˑ et ˑ [quatt]vore) ˑ ev(ange)l(istaru)m ‎/ [g]en[– – –]f) ‎/ [– – –] ‎/ [– – –]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1350 am Tag der Auffindung des heiligen Kreuzes (3. Mai) (...) der ehrwürdige Vater und Herr Jakob Paulsen, Bischof von Roskilde, zu Ehren Gottes und der vier Evangelisten (...).

Kommentar

Das der Edition zugrundeliegende Foto und der zum Aufnahmezeitpunkt schon schlechte Zustand der Inschrift führen zu erheblichen Leseschwierigkeiten. Mit einiger Sicherheit lässt sich der den Altar weihende Bischof als Jakob Paulsen, Bischof von Roskilde, identifizieren. Zu diesem Bistum gehörte die auf der anderen Seite des Strelasunds gelegene Insel Rügen. Jakob Paulsen amtierte in Roskilde von 1344 bis zu seinem Tod im Mai 1350.3) Eigentlich gehörte die Stadt Stralsund zum Amtssprengel des Schweriner Bischofs; vgl. dazu Kat.-Nr. 20.

Textkritischer Apparat

  1. M ˑ ccc ˑ l] Befund undeutlich; zu dieser Jahresangabe vgl. den Kommentar.
  2. [(et)]] Hier ehemals tironisches et.
  3. pauls] Lesung unsicher.
  4. roskil[den]sis] rosill Berckenhagen.
  5. [quatt]vor] Ursprünglich wohl mit Kürzung im vorderen Teil des Wortes.
  6. [g]en[– – –]] Befund auf dem Foto ab hier zu undeutlich; vielleicht ursprünglich genitricis domini nostri Iesu Christi o. ä.

Anmerkungen

  1. Berckenhagen, Wandmalereien, S. 55.
  2. „Leider wurden die Reste nicht rechtzeitig gesichert. Inzwischen ist die Inschrift durch Witterungseinflüsse (das südliche Seitenschiff steht z. T. ohne Einwölbung) weiter geschädigt worden“ (Berckenhagen, Wandmalereien, S. 55).
  3. Eubel, Hierarchia catholica 1, S. 423. – Für den Hinweis im Januar 2017 auf Jakob Paulsen danke ich Harald Drös, Forschungsstelle Inschriften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Nachweise

  1. Berckenhagen, Wandmalereien, S. 55f., Abb. 37.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 7†? (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0000709.