Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 4 St. Jakobi 1333, M.16.–17.Jh.

Beschreibung

Grabplatte für N. N. (Petrus?) Ruc (A) und M. H. M. (B). Kalkstein. Hochrechteckig, in eine zugesetzte alte Türöffnung in die Nordwand im zweiten Joch des nördlichen Seitenschiffs so eingelassen, dass Inschrift A auf dem Kopf steht. Im Zuge der letzten Kirchensanierung wurde vor die Ziegelwände dieser Seitenkapelle eine feste moderne Wand gesetzt, weshalb die Grabplatte nicht unmittelbar zugänglich ist, sondern nur auf einer Leiter stehend von oben eingesehen werden kann. Auf der wohl verkleinerten und abgetretenen Platte die Umrisse eines Wappenschildes; darin, begrenzt durch zwei Linien, die in der rechten oberen Schildecke beginnende, umlaufende und im Innenfeld fortgesetzte Inschrift A; als Worttrenner Doppelpunkte. Im Schildinneren die Initialen B, im Verhältnis zu Inschrift A um 180° gedreht. Aus dieser Perspektive oberhalb des Schildes die später durch Meißelstriche getilgte Nummerierung C. Alle Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 110 cm, Br. 70 cm (Haselberg).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A); Kapitalis (B).

Jürgen Herold [1/1]

  1. A

    A(N)NO : D(OMI)NI : Mo : CoCoCo XXXIIIoa) ˑ O(BIIT) : N‎/TRb) : RUC : ‎/ [..]OOTLc) ˑ

  2. B

    MHM

  3. C

    76

Übersetzung:

(A) Im Jahr des Herrn 1333 starb (...) Ruc (...).

Kommentar

Die gotische Majuskel in Inschrift A zeigt, soweit genau einsehbar, symmetrisches unziales M, rundes N sowie A mit gebogenem linken Schaft. Der Familienname Ruce (Rutze) lässt sich in Stralsund in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zwar nachweisen, jedoch keine Person mit einem Vornamen N(...) oder einer Beziehung zu Gotland.1) Die ältere Lesung des Vornamens als ‚Petrus‘ und der Herkunftsangabe ‚aus Gotland‘ ließen sich aufgrund der eingeschränkten Zugänglichkeit des Originals nicht verifizieren. Dieselben Namensinitialen wie in Inschrift B wurden auch auf der Grabplatte Kat.-Nr. 450 angebracht.

Textkritischer Apparat

  1. Die Anzahl der über den Zehner- und Einerziffern hochgestellten o zur Bezeichnung der lateinischen Ordinalzahlen kann nicht exakt ermittelt werden, da der schräge Blickwinkel auf die verunreinigte Grabplatte ungünstig ist.
  2. NTR] Rundes N eindeutig, Kürzungszeichen im Wort nicht zu erkennen. Haselberg und Deißner lesen P(E)TR(US); vgl. dazu den Kommentar.
  3. Nach dem abschließenden L möglicherweise ein Kürzungszeichen. Haselberg und Deißner lesen nach dem Zeilenumbruch DE GOTL(ANDIA). Diese Ortsangabe konnte angesichts der eingeschränkten Einsehbarkeit der Grabplatte nicht bestätigt werden, scheint eher zweifelhaft.

Anmerkungen

  1. Vgl. Ebeling (Hg.), Bürgerbuch, S. 150 (Personennamenregister).

Nachweise

  1. Haselberg, Stadtkreis Stralsund, S. 391 mit Fig. 10 (A).
  2. Deißner, ANO: DNI: (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 4 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0000408.