Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 2 Stralsund-Voigdehagen, St. Marien 1320 o. später

Beschreibung

Fragment einer Grabplatte für Wulfhard Lüdershagen. Kalkstein. Freigelegt im Oktober 2011 im Westteil der Kirche unter der Orgelempore. Der untere Bereich der trapezförmigen Platte ist verloren. Die ehemals wohl vierseitig um das schmucklose Innenfeld laufende Inschrift beginnt links an der oberen Schmalseite. Eckornamente sind nicht zu erkennen. Plattenoberfläche der linken Langseite verwittert, dadurch Schriftverlust. Worttrenner in Form von einfachen Hochpunkten und (vielleicht beschränkt auf die Umgebung des Personennamens) Doppelpunkten. Die Inschrift ist erhaben in vertiefter Zeile ausgeführt.

Maße: H. 133 cm, Br. 72 cm (jeweils maximal). Bu. 6,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Jürgen Herold [1/1]

  1. HIC ˑ IACET ˑ WLˑ‎/FARDVS ˑ LVDERSHAGH[EN] ‎/ [– – –] ‎/ [– – –]V[....]E[– – –] ˑ D[– – –]

Übersetzung:

Hier liegt Wulfhard Lüdershagen (...).

Kommentar

Der breite obere Rand der Grabplatte ist nicht recht erklärbar. Die Inschrift weist unziales H sowie rundes F und T auf. L ist mit einem langen, den Balken nahezu ersetzenden Sporn ausgeführt. Auch A und S weisen lange Sporen auf, C und E sind geschlossen.

Ein Wulfhard Lüdershagen (wohl nach einem Ort südlich von Stralsund, Ldkr. Vorpommern-Greifswald) verpflichtete sich im Jahr 1320 zu Getreidelieferungen an Martin Wokenstede, die an bestimmten Terminen zu erfolgen hatten. Es ist auch von einer Hofstelle (curia) im Besitz Wulfhards die Rede.1) Die Kirche bzw. Pfarrei von Voigdehagen muss bereits im 13. Jahrhundert entstanden sein, da sie im Jahr 1303 als Mutterpfarrei der Stralsunder Kirchen genannt wird.2) Der jetzige Bau wurde jüngsten Überlegungen zufolge im späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert errichtet.3)

Anmerkungen

  1. Ebeling (Hg.), Bürgerbuch, Nr. 3463 (1320 Dezember 21).
  2. Dazu Schoebel, Pfarrorganisaton, S. 56f.
  3. Vgl. Kossmann, Marienkirche, S. 154.

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 2 (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0000204.