Inschriftenkatalog: Stralsund

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 102: Inschriften Stadt Stralsund (2016)

Nr. 356(†) Stralsund Museum 1635

Beschreibung

Gemälde mit Porträt des Bürgermeisters Christoph Krauthof.1) Öl auf Leinwand. Das mehrfach übermalte Porträt war früher im Rathaus angebracht. Vor einem aufgeschlagenen Samtvorhang steht der als Halbfigur Porträtierte, leicht nach links gewendet. Der bärtige Krauthof trägt eine Halskrause und einen mit Pelz besetzten Mantel. Die rechte Hand ragt aus dem Mantelsaum hervor, die linke, an deren Zeigefinger zwei Ringe zu sehen sind, ruht auf einem aufgeschlagenen Buch, das auf einem Tisch liegt. Inschrift A ist rechts neben dem Kopf in hellen Buchstaben angebracht und wird durch ein Vollwappen unterbrochen. Vor allem am Ende der ersten Zeile ist die darunter liegende, ältere und ehemals in kleineren roten Buchstaben ausgeführte, wahrscheinlich textgleiche Inschrift zu erkennen.2) Auf der rechten Seite des aufgeschlagenen Buches, auf den Porträtierten ausgerichtet, ist zentriert und in schwarzen Buchstaben Inschrift B zu lesen. u ist durch Bögen gekennzeichnet; unter der letzten Zeile eine ornamentale Ranke. Alle Inschriften sind gemalt.

Maße: Br. 88 cm, H. 106 cm. Bu. 1 cm (A, B).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und lateinische Schreibschrift (A), Kapitalis und humanistische Minuskel mit Versalien (B).

Jürgen Herold [1/3]

  1. A

    A(NN)O. CHR(IST)I. 1635.a) ‎/ AETAT(IS) 60. NATVS. ‎/ A(NN)O. 1575. – 6 die Aug(usti) ‎/ Z Mb)

  2. B

    COD. LIB. I. TIT. III ‎/ Homini Cursus unus est ‎/ Vitae, ab opifice datus ‎/ Cuius finis omnino ‎/ Mors est3)

Übersetzung:

(A) Im Jahr Christi 1635, im 60. Lebensjahr (im Alter von 60 Jahren). Geboren im Jahr 1575 am 6. August.

(B) Dem Menschen ist vom Schöpfer (nur) eine Lebensbahn gegeben, deren Ende ganz und gar der Tod ist.

Wappen:
Krauthof

Kommentar

Zur Stralsunder Bürgermeistergalerie vgl. die Einleitung, Kap. 3.4. Christoph Krauthof (1575–1655) immatrikulierte sich 1587 an der Universität Rostock und Anfang 1598 in Wittenberg, dort bereits als Magister.4) Nach seinem dort 1601 mit dem Doktorgrad abgeschlossenen Jurastudium ließ er sich in Stralsund als Advokat nieder. Seit 1609 Ratsherr, war er in den Folgejahren gemeinsam mit Lambert Steinwich (Kat.-Nr. 366) in Auseinandersetzungen mit Herzog Philipp Julius involviert. Von 1627 bis zu seinem Tod am 14. Januar 1655 war er Bürgermeister. Während der kaiserlichen Belagerung im Jahr 1628 ebenso wie bei späteren Anlässen tat er sich als städtischer Verhandlungsführer und Diplomat hervor. Seine Eltern waren Jakob Krauthof (I.) aus Neubrandenburg (Ldkr. Mecklenburgische Seenplatte) und Regine Hein aus Rostock. Seine erste Ehefrau war Margarete, Tochter des Stralsunder Ratsherrn Martin Andreae.5) Seine zweite, Katharina Westphal, war die Witwe des Ratsherrn Johann Jäger6) (Kat.-Nr. 302) und Tochter von Hermann Westphal (Kat.-Nr. 303). Ihre Trauung fand am 5. Juni 1627 statt.7)

Die Initialen in Inschrift A lassen sich möglicherweise dem Stralsunder Maler Zacharias Maus zuweisen; zu ihm vgl. Kat.-Nr. 315.

Textkritischer Apparat

  1. Hier ist noch die in roter Farbe gemalte Jahreszahl 1635 als Rest der ursprünglichen Inschrift zu erkennen.
  2. Zu diesen Initialen vgl. den Kommentar.

Anmerkungen

  1. Stralsund Museum, Inv.-Nr. 1962:0018.
  2. Vgl. Anm. a.
  3. Codex Justinianus 1.3.57 § 3 (ursprünglich griechischer Wortlaut; in der lateinischen Version Unicuique enim homini unus vitae cursus a creatore datus est, cuius finis omnino mors est).
  4. Matrikel Rostock 2, S. 223; Matrikel Wittenberg 1502–1602, S. 445.
  5. Anlässlich der Hochzeit 1602 wurde ein Hochzeitsgedicht veröffentlich (Lange, Vitae Pomeranorum, S. 176).
  6. Biografische Angaben nach Ansorge, Stargarder Straße 39, S. 397, 399; StA Stralsund, Hs. 365 (Dinnies, Stammtafeln 2), S. 197a–198.
  7. Schubert, Trauregister 6, S. 3 (Nr. 55).

Zitierhinweis:
DI 102, Inschriften Stadt Stralsund, Nr. 356(†) (Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di102g018k0035607.