Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 260† Stadtwall/Zeughaus 1522

Beschreibung

Zwei vermutlich identisch gestaltete Geschütze, halbe Feldschlangen. Gebhardi zufolge zwischen den Zahlbuchstaben Rosetten.1)

Inschriften nach Gebhardi

  1. A

    S(IVERT) . B(ARCHMAN) .

  2. B

    Anno · XVCa) · XXII

Kommentar

Der Gießer mit den Initialen S B ist als Sivert Barchmann zu identifizieren, der im Jahr 1540 das Taufbecken für St. Lamberti goss und signierte (Nr. 338). Dass der Gießer mit dem 1533 als Lehrling bei Jochim Gripeswoldt (vgl. Nr. 403) nachzuweisenden und 1543 als Meister in die Goldschmiede-Innung aufgenommenen Sivert Barchmann identisch ist – wie Schröder annimmt –, erscheint eher unwahrscheinlich.2) Vermutlich handelte es sich um ein anderes Familienmitglied, möglicherweise einen gleichnamigen Sohn des Gießers.

Die Gießerfamilie Barchmann übernahm nach dem Tod des Cordt Snitker (vgl. Nr. 101) die Gießertätigkeiten in der Stadt Lüneburg, die zuvor die Familie Snitker ausgeübt hatte. Der in Hannover ansässige Hinrick Barchmann goss 1510 die Marienglocke für den Verdener Dom.3) Im Jahr 1533 wurde ein Hinrick Barchmann – wenn er nicht mit diesem identisch ist, wohl ein Sohn des gleichnamigen Hannoverschen Gießers – vom Lüneburger Rat für ein Jahr als Büchsen- und Zeugmeister angestellt nemptlick dath he wyll ghude bussenn ghetenn.4) In der Folgezeit ist er bis 1539 regelmäßig unter den Bussenschutten im Kämmereiregister aufgeführt.5) Er war wohl der Bruder des Sivert Barchmann6), der wie später sein Sohn Valentin Barchmann7) nach Ausweis der Lüneburger Kämmereirechnungen8) neben sehr verschiedenen kleineren Gegenständen besonders Geschütze unterschiedlicher Größe für die Stadt Lüneburg anfertigte. Valentin Barchmann goss und signierte auch die Gedenktafel für Heinrich Garlop (vgl. Nr. 386). Er ist 1583 oder kurz zuvor verstorben, da seine Witwe in diesem Jahr eine noch ausstehende Zahlung erhielt.9)

Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein großer Teil der Geschütze, für die keine Signatur überliefert ist, ebenfalls von Mitgliedern der Familie Barchmann gegossen wurde, darunter wohl auch solche, die von Bürgern oder Bruderschaften gestiftet wurden und daher in den Kämmereirechnungen nicht verzeichnet sind (vgl. Nr. 325, 326, 334).

Textkritischer Apparat

  1. Bei der Jahreszahl des Geschützes Nr. 5 hochgestelltes C.

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 3, p. 121 (Beschreibung der Canonen und Mörser 1747, Nr. 3 u. 5). Eine Suche nach dem von Gebhardi zitierten Verzeichnis von 1747 blieb ergebnislos. Zwar gibt es im Stadtarchiv Lüneburg eine ganze Reihe von auf die Geschütze bezogenen Archivalien, aber abgesehen von der Akte AA S8b Nr. 11, die Jahreszahlen für einzelne Geschütze überliefert, enthalten die Quellen nur summarische Aufzählungen der Geschütze ohne Angaben zu deren Gestaltung.
  2. Schröder, Ratssilber, Meister, [S. 20].
  3. Vgl. ADB, Bd. 2, S. 65.
  4. StA Lüneburg, UA b: 1533 Juni 25/30.
  5. StA Lüneburg, AB 56/4, p. 88 (1537), p. 131 (1538), p. 176 (1539).
  6. Vgl. Nr. 292, 307, 308, 311, 330, 334, 338.
  7. Vgl. Nr. 355, 356, 357, 358, 374, 375, 376, 385, 386, 399, 413, 424, 425, 486.
  8. StA Lüneburg, AB 56/3 und 56/4 unter zahlreichen Jahren verzeichnet.
  9. StA Lüneburg, AB 56/5, p. 465.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 3, p. 121 (Beschreibung der Canonen und Mörser 1747, Nr. 3 u. 5).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 260† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0026007.