Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 188† St. Johannis 15. Jh., 1520 u. später

Beschreibung

Glasmalerei in den Kirchenfenstern. Ein Exemplar der Chronik Dithmers1) überliefert eine ausführliche Beschreibung der Glasmalereien in den Kirchenfenstern von St. Johannis im Zustand von 1746. Die zwölf Fenster der Nordseite enthielten Wappenscheiben, in den ersten Fenstern Wappenscheiben aus der Zeit nach 1650, im zehnten Fenster eine Scheibe mit Wappenbeischrift und Jahreszahl A, im zwölften Fenster eine Scheibe mit Wappenbeischrift und Jahreszahl B. In den Fenstern des Chors ebenfalls Wappenscheiben, teilweise Wappen von Lüneburger Familien, teilweise das Wappen der Stadt Lüneburg mit der Unterschrift C, sowie die Jahreszahlen D. In einem weiteren Fenster im Chor war die Vita Christi in Medaillons dargestellt, außerdem befanden sich dort weitere Wappen und die Jahreszahlen E. Auf der sogenannten Mönchsprieche im Osten im zweiten Fenster die Taufe Christi und die Jahreszahl F, im vierten Fenster die Hochzeit zu Kana mit der teilweise unleserlichen Inschrift G in geschwenkter Mönchen Schrifft. Außerdem enthielt das Fenster das Wappen der Familie Schomaker und die Jahreszahl H. Auf der Südseite befanden sich weitere Glasmalereien mit Inschriften in gotischer Minuskel, die die Überlieferung jedoch nicht wiedergibt, weil sie unleserlich waren, in Verbindung mit Darstellungen von Aposteln und Heiligen. Im dritten Fenster die Jahreszahl I, im vierten Fenster das Wappen der Schumacher und die Jahreszahl J, im neunten Fenster die Wappen Borchholt und van der Molen mit der Jahreszahl K.

Inschriften nach Chronik Dithmers/Nörlinger.

  1. A

    der jungen Kop-Lude 1520

  2. B

    der Knakenhauer 1520

  3. C

    des Rades Wapen tho Luneborch // 1605

  4. D

    1578 // 1582

  5. E

    1520 // renov(atum) 1600

  6. F

    1520

  7. G

    nuptie facte ina) Cane Galilee et erat mater Jesu Christi ibi2)

  8. H

    1576

  9. I

    1571

  10. J

    1557

  11. K

    1578

Übersetzung:

In Kana in Galiläa fand eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu Christi war dort. (G)

Kommentar

Die Inschrift G, die als einzige aus einem großen Text-/Bildprogramm überliefert ist, lässt darauf schließen, dass die Szenen aus der Vita Christi jeweils durch entsprechende Zitate aus dem Neuen Testament erläutert wurden. Im Jahr 1578 wurde der Glaser Bartelt Hoen dafür entlohnt, dass er in St. Johannis etliche Scheiben auf dem Chor und dem Ratschor, also wohl über der südöstlichen Empore, erneuert bzw. ausgebessert hatte, worauf sich die Jahreszahl 1578 (D) beziehen dürfte. Unter anderem setzte er im Chor hinter dem Hochaltar 47 Scheiben ein, die – wohl alle zusammen – das Wappen der Stadt Lüneburg zeigten.3)

Textkritischer Apparat

  1. habte (?) statt facte in Chronik Dithmers/Nörlinger.

Anmerkungen

  1. Ratsbücherei Lüneburg, Ms. Lune, A 2° 20, p. 503–505. Dieses Exemplar, das bis zum Jahr 1741 mit den Exemplaren der Chronik Dithmers in der SUB Göttingen und im Stadtarchiv Lüneburg übereinstimmt, enthält eine von Johann Peter Nörlinger geschriebene Fortsetzung bis zum Jahr 1765, in der dieser unter anderem auch die Glasfenster in St. Johannis beschreibt.
  2. Io. 2,1.
  3. StA Lüneburg, AB 56/5, fol. 359r.

Nachweise

  1. Dithmers/Nörlinger, Chronik, p. 503–505 (Exzerpt gedr. bei Becksmann/Korn, Glasmalereien, Regesten 33, S. 265f.).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 188† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0018809.