Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 113† St. Johannis, Friedhof 1455, 1471

Beschreibung

Grabplatte des Johannes vam Loo und seiner Ehefrau Geseke. Die Grabplatte lag auf dem an den Kalandshof angrenzenden Teil des Friedhofs unterhalb der Grabplatte des Johannes Hoyemann (Nr. 17).

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Anno Domini 1471 obÿt Johannes vam Lohe consul Lunaeburgensis in die beatae Mariae Magdalenae1) orate pro eo

  2. B

    Anno Domini 1455 Dominica post festum Pentecostes2) obÿt Geseke uxor eius orate pro ea

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1471 starb Johannes vam Loo, Lüneburger Ratsherr, am Tag der heiligen Maria Magdalena. Betet für ihn. (A) Im Jahr des Herrn 1455 am Sonntag nach dem Pfingstfest starb seine Ehefrau Geseke. Betet für sie. (B)

Kommentar

Johannes vam Loo wurde nach Büttner 1411 geboren und ist seit 1433 als Sülfmeister nachweisbar, seit 1467 als Sodmeister, im Jahr 1452 wurde er in den Rat gewählt. Während des Prälatenkriegs wurde er als Mitglied des Alten Rats vorübergehend abgesetzt, dem regierenden Rat gehörte er letztmalig in seinem Todesjahr 1471 an.3) Nach Büttner ließ Johannes vam Loo 1464 die Kapelle St. Mariani in Bardowick errichten, die an der Brücke über die Ilmenau lag.4) In erster Ehe war Johannes vam Loo mit der in Inschrift B genannten Geseke verheiratet, in zweiter Ehe mit Elisabeth von Tzerstede.5) Sein sehr ausführliches Testament verfasste der offenbar sehr vermögende Mann bereits am 28. Juli 1464.6) Darin regelte er in umfangreicher Weise die Memorie für sich selbst, seine beiden Ehefrauen und seine Kinder, stiftete u. a. den Kirchen St. Lamberti und St. Johannis Kirchengerät und schenkte der Stadt Lüneburg und seinen Testamentsvollstreckern Silberbecher aus seinem Besitz. Testamentarisch setzte er auch fest, dass er in St. Johannis unter seinem Stein bei seiner ersten Ehefrau beigesetzt werden wollte: ik ... beghere darsulves ok myner graft under myneme stene bi myner seligen huszfrouwen. Daraus lässt sich schließen, dass die Grabplatte bereits 1455 gesetzt wurde und das Todesdatum oder die gesamte Inschrift für den Ehemann später nachgetragen wurden. Johannes vam Loo verfügte, dass jede Gilde bzw. Bruderschaft, in der er Mitglied war, einen Rheinischen Gulden erhalten sollte alze in des Hilgen Lichammen gilde to sunte Lamberde, in sunte Ghertruden gilde, in sunte Iohannis gilde (Kalandsbruderschaft)7), in sunte Antonius broderschupp, in Unser Leven Frouwen broderschupp. Anlässlich seines Begräbnisses beraumte er eine Speisung von hundert Armen an, ebenso zum Jahrgedächtnis seiner Beerdigung, außerdem setzte er eine Rente zur jährlichen Speisung von zwölf Armen fest.

Anmerkungen

  1. 22. Juli.
  2. 1. Juni.
  3. Stahl, Ratslinie, Nr. 204, S. 170.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von dem Lohe. Vgl. a. Schlöpke, Stifft Bardewick, S. 331.
  5. Büttner, Genealogiae, Stammtafel von dem Lohe. Büttners Angabe, wonach die erste Ehefrau aus der Familie Godestede stammte, ist unzutreffend, weil Johannes d. J. vam Loo (vgl. Nr. 147), der Sohn Johannes’ d. Ä., die Godenstedesche in seinem Testament mehrfach als seine Großmutter bezeichnet. Vgl. Reinhardt, Testamente, Nr. 240, S. 360–367.
  6. Reinhardt, Testamente, Nr. 233, S. 341–346.
  7. Vgl. Bodemann, Brüderschaften, S. 105.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 5r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 113† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0011300.