Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 102 St. Johannis 1. H. 15. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Der Kelch stammt aus St. Lamberti. Der sechseckige Fuß über einer durchbrochenen Zarge trägt in einem Segment ein vor Blütenornament aufgesetztes Kruzifix mit Dreipassenden, am Kreuz der eingravierte Titulus A, in den anderen Segmenten gravierte Figuren des Johannes Evangelista, des Petrus, des Lambertus am Kreuz, des Paulus und der Maria, alle Figuren in Dreipässen glatt vor schraffiertem Hintergrund. Um den Fuß verläuft außen ein Schriftband mit der Inschrift B, die Buchstaben leicht erhaben und glatt vor schraffiertem Hintergrund. Der stark abgeflachte Nodus mit durchbrochenem Maßwerk oben und unten, auf den Rotuli umgeben von Email die goldenen Buchstaben der Inschrift C. Auf den Schaftstücken über und unter dem Nodus die Inschrift D in glatten Buchstaben vor schraffiertem Grund. Die hohe glockenförmige Kuppa und wohl auch die beiden mit Kreuzen versehenen Schaftstücke über dem Fuß und unter der Kuppa im 16. Jahrhundert erneuert.

Maße: H.: 31,1 cm; Dm.: 17,4 cm (Fuß), 15,8 cm (Kuppa); Bu.: 0,2 cm (A), 0,7 cm (B, C), 0,5 cm (D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit Versal (B).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)1)

  2. B

    + Missam qui dicis in honore dei genetricishoc vas pro dante tu post orabis et antea)amen

  3. C

    ihesvs

  4. D

    ave ma//ria gracia pl(ena)2)

Übersetzung:

Der du die Messe zur Ehre der Gottesmutter liest, wirst für den Stifter dieses Kelchs vorher und danach beten. Amen. (B) Sei gegrüßt, Maria, Gnadenreiche. (D)

Versmaß: Zwei leoninisch gereimte Hexameter (B).

Kommentar

Die Inschriften B und D zeigen verhältnismäßig schmucklose, eher flächig wirkende Buchstaben der gotischen Minuskel ohne plastisch wirkende Binnenstrukturen mit nur vereinzelten Schmuckelementen wie den in Häkchen endenden Zierstrichen an e, s und t.

Textkritischer Apparat

  1. Der letzte Buchstabe geht in ein großes Blattornament über.

Anmerkungen

  1. Io. 19,19.
  2. Mariengebet nach Lc. 1,28. CAO, Nr. 1041, u. Cantus Database, u. a. ID 001041, 001042, 001539.

Nachweise

  1. Bode, Kirchen, Nr. 260.
  2. Braun, Altargerät, S. 172 (B).
  3. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 150f.
  4. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 114.
  5. Fritz, Abendmahlsgerät, S. 364, Nr. 55.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 102 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0010205.