Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 857† St. Johannis 1618

Beschreibung

Grabdenkmal des Leonhard Elver und seiner Familie. Rikemann macht keine Angaben zum Standort des Grabdenkmals.

Inschrift nach Rikemann.

  1. Leonhardus Elver U(triusque) I(uris) Doctor Trium Electorum Brandenburgensium Consiliarius Praepositus et Consul Lunaeburgensis vitae mortalis memor conditorium hoc paravit sibi et posteris A(nno) C(hristi) 1618Nihil est ab omni parte beatum1)

Übersetzung:

Leonhard Elver, Doktor beider Rechte, Rat dreier Brandenburgischer Kurfürsten, Propst und Lüneburger Bürgermeister, hat eingedenk des sterblichen Lebens dieses Begräbnis für sich und seine Nachkommen errichtet im Jahr Christi 1618. Nichts ist in jeder Hinsicht glücklich.

Kommentar

Leonhard V. Elver, der am 24. Juli 1564 geborene Sohn Leonhards IV. und der Anna von Lafferde (vgl. Nr. 750) begab sich laut Büttner auf eine lange Bildungsreise durch Europa, immatrikulierte sich 1579 an der Universität Frankfurt/Oder, 1582 an der Universität Jena und promovierte zum Doktor der Rechte, bevor er 1591 zum Kurfürstlich Brandenburgischen Hofrat ernannt wurde.2) Nach seiner Tätigkeit als kurfürstlicher Rat wandte er sich wieder seiner Heimatstadt Lüneburg zu und wurde hier im Januar 1606 auf acht Jahre als Rahtt vnd diener angestellt.3) Gegen eine jährliche Zahlung von 300 Talern verpflichtete sich Leonhard Elver, als Syndikus die Interessen der Stadt Lüneburg auch außerhalb der Stadt zu vertreten, behielt sich aber das Recht vor, auch weiterhin für den Brandenburger Kurfürsten tätig sein zu dürfen, soweit das seine Lüneburger Amtsgeschäfte nicht berührte. Zugleich übernahm er die seit dem Tod des Johannes Gudenius im Jahr 1605 (vgl. Nr. 790) freigewordene Funktion des Propstes von St. Johannis. Dieses Amt legte er im Dezember 1620 nieder.4) Schon 1613 war Leonhard Elver zum Bürgermeister gewählt worden, was seinen bis dahin als Bürgermeister fungierenden Vater zum Rücktritt veranlasste. Leonhard Elver, dem im Jahr 1626 der Titel eines Comes palatinus verliehen wurde,5) verfasste den vierbändigen Discursus Historico Politicus de Statu Reipublicae Luneburgensis, ein Werk der Lüneburger Geschichtsschreibung, in dem es vor allem darum ging, die Stellung der Lüneburger Patriziergeschlechter zu legitimieren.6)

Leonhard Elver war seit 1592 mit Barbara Koppen, der Tochter des Kurfürstlich Brandenburgischen Rats Johann Koppen, verheiratet, die 1626 starb; er starb im Jahr 1631 (vgl. das Epitaph Nr. 902).7) Dass Barbara Koppen im Jahr 1626 der in Lüneburg grassierenden Pestwelle zum Opfer fiel, berichtet Leonhard Elver selbst in seinem Discursus. Danach erkrankten im Haushalt Elvers fünf der Bediensteten an der Pest, bevor am 11. Oktober 1626 auch seine Ehefrau die Symptome dieser Krankheit zeigte und am 26. desselben Monats starb. Der Autor des Discursus wird an dieser Stelle persönlich und spricht von der großen Trübsahl, die ihn angesichts des Todes seiner Ehefrau befallen hätte.8) Einen Begräbnisplatz in St. Johannis hatte Leonhard Elver bereits im April 1617 für sich und seine Ehefrau beÿ den neu auffgezogenen Pfeilern vorm Chore zunächst gegen die übliche Gebühr von 60 Mark erworben,9) im April 1618 wurde noch einmal die beträchtliche Summe von 190 Mark für die Begräbnisse erhoben, ohne dass genau erläutert wäre, wofür, und schließlich im Juni für zwei weitere Begräbnisplätze bei der Springintgut-Kapelle auf der Nordseite des Chors noch einmal 60 Mark.10) Im Jahr 1624 erwarb Leonhard Elver für 30 Mark die Berechtigung, bei seinem Begräbnisplatz in der Kirche ein Epitaph errichten zu dürfen, was vermutlich erst nach seinem Tod 1631 geschah (vgl. Nr. 902).11) Für das Begräbnis seiner Ehefrau im Grabgewölbe der Familie in St. Johannis am 28. Oktober 1626 bezahlte er 30 Mark.12)

Anmerkungen

  1. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 16631.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Elvern II. Matrikel Frankfurt/O., Bd. 1, S. 271. Matrikel Jena, Bd. 1, S. 90.
  3. StA Lüneburg, AA A7a Nr. 10ll.
  4. StA Lüneburg, UA a1: 1620 Dezember 7.
  5. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Elvern II.
  6. Vgl. Droste, Schreiben, S. 250.
  7. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Elvern II.
  8. Elver, Discursus, Bd. III, Ex. Göttingen, Cod. Ms. Hist. 358, fol. 36v/37r. Anders als bei Elver und in der Inschrift des Epitaphs Nr. 902 verzeichnet Wilckens, Leichenpredigten, Nr. I,85, S. 93f., irrtümlich das Jahr 1627 als Todesjahr der Barbara Koppen (Leichenpredigt Ratsbücherei Lüneburg, Sig. Th 269).
  9. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,5, fol. 360v.
  10. Ebd., fol. 378v u. 379r.
  11. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,6, fol. 18v.
  12. Ebd., fol. 50r.

Nachweise

  1. Rikemann, Epitaphiorum Tomus IV, p. 216.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 857† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0085702.