Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 830† St. Johannis, Friedhof 1609 o. 1612

Beschreibung

Grabdenkmal des Andreas Sithmann. Der Umfang der Inschriften könnte auf ein Epitaph schließen lassen. Nach Rikemann befand sich das Grabdenkmal auf dem Friedhof vor der Kirchentür auf der Nordseite, durch die die Schüler die Kirche betraten.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Hic iacet Andreas Zittmannus principis aulaeButlingi praesesa) vita obituque bonusNondum ter decies cursum compleverat anniCum tabes iuvenem sustulit aegra virumVerum sat longe vixit qui sat bene vixitVita brevis mundo est vivere longa DeoQuisquis es in Christo vitam bene pone caducamCredenti e Christo vita perennis erit

  2. B

    Das istAndreas Zittmann ich dreÿ IahrEin Amptschreiber zu Bütling warKurtz war mein lebn christlich und mildHat noch nicht 30 Iahr erfulltDoch wer Gott lebt lebt lang gnuchDer welt lebn ist kurtz bringt unfugO Mensch sterb woll in dieser ZeittSo lebstu Gott in Ewigkeit

  3. C

    Der Erbar und wollgeachter Andreas Zittman Amptschreiber zu Butling und Ludershusen ist den 30 Novemb(ris) Anno 1580 geboren den 6 Decembris Anno 1609 aber allhier Gottsaligen im herrn entschlaffen

Übersetzung:

Hier liegt Andreas Sithmann, Leiter?a) des fürstlichen Amts Butlingen, gut im Leben und im Tod. Er hatte nicht einmal dreißig Lebensjahre vollendet, als die kummervolle Schwindsucht den jungen Mann niederstreckte. Der hat fürwahr der lange genug gelebt, der genügend gut gelebt hat. Ein kurzes Leben in der Welt bedeutet, lange Zeit bei Gott zu leben. Wer auch immer du bist, weihe das vergängliche Leben in guter Weise Christus, dem Gläubigen wird aus Christus das ewige Leben zuteil werden. (A)

Versmaß: Elegische Distichen (A), deutscher Reimvers (B).

Kommentar

Bei dem mit nur 29 Jahren verstorbenen Andreas Sithmann, dem Amtsschreiber des nördlich von Lüneburg gelegenen Amtes Bütlingen, handelte es sich um einen Neffen des Lüneburger Ratsherrn Zacharias Sithmann (vgl. Nr. 810 u. 828). Er starb in Lüneburg im Haus seines Onkels und wurde am 8. Dezember 1609 auf dem Kirchhof von St. Johannis beigesetzt. Sein Onkel bezahlte dafür die Gebühr von 20 Mark an die Kirchenkasse.1) Eine Grabplatte wurde erst im Juni 1612 auf die Grabstelle gelegt. Dafür zahlte Anna Wobben, die Witwe des Zacharias Sithmann, 10 Mark Gebühr an die Kirchenkasse.2)

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung bei Rikemann eindeutig; es erscheint allerdings seltsam, dass ein Amtsschreiber als praeses bezeichnet wird.

Anmerkungen

  1. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,5, fol. 184v.
  2. Ebd., fol. 262r.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 36v/38r.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 830† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0083002.