Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 795 Rathaus 1607

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Das Gemälde, das wie alle Bildnisse das Fürstensaals eine ‚Kopie‘ Daniel Freses nach einem älteren Gemälde aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts darstellt (vgl. Nr. 474), hängt an der östlichen Nordwand. Es stellt die Belehnung Ottos des Kindes durch Kaiser Friedrich II. dar. Der thronende Kaiser überreicht dem links vor ihm knienden Herzog Otto die Lehnsurkunde. Otto ist unterhalb der linken Thronwange durch den Titulus A bezeichnet, der Kaiser auf einem Kissen zu seinen Füßen durch den Titulus B. Links stehen die vier weltlichen Kurfürsten, rechts die drei geistlichen Kurfürsten, unter ihnen an den Thronstufen links und rechts zu beiden Seiten eines großen Wappenschildes mit dem Reichsadler ihre jeweiligen Wappen, darunter links fünf, rechts acht teilweise zerstörte Wappenschilde, deren Bedeutung unklar ist. In den oberen Ecken des Gemäldes zwei Schrifttafeln, links die Inschrift C, rechts die Inschrift D.

Maße: H.: 263 cm; B.: 321 cm; Bu.: 3,5 cm (A), 4,5 cm (B), 3 cm (C, D).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Fraktur mit Kapitalis (C), Fraktur (D).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    DVX OTTO

  2. B

    KEISAR FREDERICK DER ANDER

  3. C

    Keiser Fridrich · der ander belehnet / herzog Otten mit dem Fürstentum brunsw(ig) / vnd luneburgk geschen aufm Reichstag / zu Meintz im Monat AVGVSTO. A(NNO) C(HRISTI) 1235.

  4. D

    Danielis am · 5 · Capittell / Der allerhöheste hatt Machtt / Vbera) der Menschen Kuningreiche / Vnd gibt sie deme er will.1)

Wappen:
Römisches Reich/ Friedrich II.2)
Trier3), Köln4), Mainz5), Böhmen6), Pfalz7), Sachsen8), Brandenburg9)
?10), Brandenburg11), Erzmarschallamt Sachsen12), ?13), Lothringen14)
Österreich15), ?16), ?17), ?18), ?16), ?16), Hochstift Osnabrück?19), Deutscher Orden20)

Kommentar

Das Gemälde war eines der spätesten von Daniel Frese erneuerten Bilder des Fürstensaals (vgl. dazu Nr. 474). In der Kämmereirechnung von 1607 ist es neben den letzten 22 erneuerten Figuren des Bildprogramms separat aufgeführt als Gemelte da Keÿser Friedrich der ander Hertzog Otten mit dem Furstentumb B. vnd Luneburk belehnet.21) Die dreizehn Wappen in der unteren Reihe dürften für weitere beim Mainzer Reichstag 1235 vertretene weltliche und geistliche Machthaber stehen, die im Gemälde hinter den Kurfürsten postiert sind. Dass die Wappen teilweise nicht zu identifizieren sind, könnte darauf zurückzuführen sein, dass Frese sich hier wie bei den anderen Gemälden des Fürstensaals an die Weisung hielt, das Vorgefundene originalgetreu wiederzugeben, die Wappen auf dem Vorgängergemälde aber bereits nicht mehr eindeutig erkennbar waren.

Textkritischer Apparat

  1. V mit ü-Strichen.

Anmerkungen

  1. Dan. 5,21.
  2. Römisches Reich/Friedrich II. von Staufen (Doppeladler, im Herzschild drei Leoparden übereinander). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 5 u. Tafel 1.
  3. Wappen Kurfürstentum Trier (Kreuz). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 5, Teil 1, S. 59 u. Tafel 9.
  4. Wappen Kurfürstentum Köln (Kreuz). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 5, Teil 1, S. 63 u. Tafel 99.
  5. Wappen Kurfürstentum Mainz (Rad). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 2 u. Tafel 3–6.
  6. Wappen Kurfürstentum Böhmen (steigender bekrönter Löwe). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 6 u. Tafel 2.
  7. Wappen Kurfürstentum Pfalz (steigender bekrönter Löwe). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 16 u. Tafel 19f.
  8. Wappen Kurfürstentum Sachsen (neunmal geteilt und mit einem Rautenkranz belegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, Teil 3, S. 19 u. Tafel 26.
  9. Wappen Kurfürstentum Brandenburg (Adler). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 12 u. Tafel 12.
  10. Wappen ? (Schrägbalken).
  11. Wappen Brandenburg (Adler). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 12 u. Tafel 12.
  12. Wappen Erzmarschallamt Sachsen (geteilt, davor zwei gekreuzte Schwerter). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 18 u. Tafel 24.
  13. Wappen ? (geteilt, sonstiger Inhalt unkenntlich).
  14. Wappen Lothringen (Schrägbalken mit drei Adlern belegt). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 2, S. 15f. u. Tafel 23.
  15. Wappen Österreich (Bindenschild). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 1, S. 7 u. Tafel 4.
  16. Wappeninhalt unkenntlich.
  17. Wappen ? (geteilt).
  18. Wappen ? (gespalten, sonstiger Inhalt unkenntlich).
  19. Wappen Hochstift Osnabrück? (Rad).
  20. Wappen Deutscher Orden (Tatzenkreuz).
  21. StA Lüneburg, AB 56/7, fol. 322v. Allgemein zu dem Gemälde und seinem möglichen Vorgänger vgl. Rümelin/Jaacks, Bilder, S. 331f.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 187.
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 254f.
  3. Albers, Rathaus, S. 17 (C, D).
  4. Uppenkamp, Ikonographie, S. 293 (nach Wehking).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 795 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0079501.