Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 790† St. Johannis, Friedhof 1607

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Gudenius/Chüden und seiner Ehefrau Richel Töbing. Die Grabplatte lag nach Rikemann auf der Ostseite der Kirche, vom Stufenweg zur Alten Brücke gerechnet als achte Platte neben der des Lucas Daming (Nr. 547). Offenbar wurde in der Inschrift A nicht nur das Todesdatum der Richel Töbing ausgespart, sondern auch die Amtsjahre ihres Ehemanns offengelassen. Es ist möglich, dass die Daten nach der Aufzeichnung der Inschriften durch Rikemann noch nachgetragen wurden.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Reverendus et clarissimus Vir D(omi)n(us) Johannes Gudenius D(omini) Magistri Valentini Gudenÿ huius Reipub(licae) Annos <..> protonotarÿ et simul per <..> ad S(anctum) Johannem praepositi filius et in utroque officio per Annos <..> successor obÿt Anno 1605 Mense Junio die 16 et sub hoc saxo cum coniuge sua Richaeli Tobingia quae obÿt Anno <....> Mense <...> Die <..> placide quiescit

  2. B

    Apocal Psal 105a) 14 Beati Mortui qui in Domino moriuntur1)

  3. C

    Her Johannes Guden Probst und Protonotarius liget all hir mit seiner lieben haußfrauwen Richelen Tobinges begraben welchen beÿden Gott gnedig seÿ durch Christum

Übersetzung:

Der ehrwürdige und hochberühmte Mann Herr Johannes Gudenius, Sohn des Herrn Magister Valentin Gudenius, des Protonotars dieser Stadt für .. Jahre und zugleich für .. (Jahre) Propst an St. Johannis, in beiden Ämtern für .. Jahre (sein) Nachfolger, starb im Jahr 1605 am 16. Tag des Monats Juni und ruht sanft unter diesem Stein zusammen mit seiner Ehefrau Richel Töbing, die im Jahr .... im Monat ... am Tag ... starb. (A) Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben. (B)

Kommentar

Das von Johannes Gudenius wie von seinem Vater Valentin Gudenius ausgeübte Amt des Propstes von St. Johannis war nach der Reformation eine reine Verwaltertätigkeit, die mit dem Amt eines Syndikus oder dem Amt des Protonotars der Stadt gekoppelt war, das beide ebenfalls innehatten. Am 11. April 1593 stellte der Rat Johannes Gudenius als Nachfolger seines Vaters ab Ostern auf zehn Jahre als Protonotar an. Dafür erhielt er jedes Jahr 400 Lübische Mark samt freier Wohnung, Holz und anderen Rechten, die bereits sein Vater innegehabt hatte.2) Im Jahr 1597 bat Johannes Gudenius den Rat um eine Erhöhung seines Gehalts, da er von den 400 Mark nicht standesgemäß leben könne und bekam daraufhin eine Zulage in Höhe von 100 Mark zugesprochen, von denen je 50 Mark aus der Sodmeister-Kasse und 50 Mark aus der städtischen Kasse gezahlt werden sollten.3) Im September 1594 heiratete der Protonotar Richel Töbing, die Tochter des Johann Töbing und der Dorothea Borcholt (vgl. Nr. 523).4) Diese ließ ihrem Ehemann die Grabplatte im August 1607 setzen und zahlte dafür eine Gebühr von 10 Mark an die Kirchenkasse von St. Johannis.5) Richel Töbing starb im Jahr 1631.

Textkritischer Apparat

  1. So bei Rikemann. Worauf sich die hier eingefügte Bibelstellenangabe Psal 105 bezieht, ist unklar.

Anmerkungen

  1. Apc. 14,13.
  2. StA Lüneburg, AA A7a Nr. 10ff.
  3. Ebd.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing VI.
  5. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,5, fol. 119v.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 27r/v.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 790† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0079006.