Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 773† St. Michaelis 1605

Beschreibung

Grabdenkmal des Johann Bramel. Die Inschriften sind im Libellus Rikemanns auf einem kleineren Zettel in einer Handschrift notiert, die sich deutlich von der Rikemanns unterscheidet. Nach Rikemann, Epitaphiorum Tomus IV war Johann Bramel in St. Michaelis begraben.

Inschriften nach Rikemann, Libellus (A), und Rikemann Epitaphiorum Tomus IV (B).

  1. A

    ΕΠΙΤΑΦΙΥΜa) / Grabschrift des Ehr Achtbarenn unnd / Manhafftenn Kriges mans Johann / Bramels der den 26 Fe=/bruarÿ A(nn)o 1605 denn / morgen zu 5 schlegen / selig ihm herenn / endtschlaffen / Jst

  2. B

    Wie Johann Bramel war gestaldtMein Christ das ist hie abgemaltDer zeigt dir an sein thun und wesenDas er ein kriegsman ist gewesn5Und nun ein Geistlichr Rittersman wordenGetretten in ein selign ordenGeübt ein gute RitterschafftBehaltn den sieg durch Gottes krafftGott gab ihm einen klugen radt10Den er den weisen vorborgen hatDa ehr ihn lernt die sterbe kunstIn himml zu komn auß gnad und gunstEhr fuhr dahin mit frid und freudtLies hinter viell muhseligkeit15Den er erkandt den heilandt seinDer ihn errett von sunden peinUnd sach ahn seinen Herrn Christb)Der sein und aller Heylandt istEr sprach zu seinem lieben Gott20Da er that ringen mit dem todtNu bin ich dein und du bist meinIn dir soll meine freude seinUnd ob schon unter diesem steinVorfaulen mussen mein gebein25Werd ich doch sehen und schauwen ahnJesum mein trauten helffers mahnWen er mich wird wieder aufferwecknAm jungsten tag ohn frucht und schrecknDen will ich lobn mit weib und kindt30Mit Gotts gleubigm haußgesindtGehe hin mein Christ lern dis von mirHeut ists ahn mir morgen ahn dirUnd weil niemandt seins abens zeittErzehlen kan nach glegenheit35So warte nicht auffs andern todtWeil du steckst in gleicher notMorgen stirbt ein der ander heutWir sindt semptlich sterbliche leutSo nihm nun diese lehr in acht40Du stirbst heut odr übernachtThu Bueß und gleub an Jesum ChristVom ewign todt erlöset bist

Versmaß: Deutscher Reimvers (B).

Kommentar

Über Johann Bramel ist nichts bekannt. Das Grabgedicht ist derart allgemein gehalten, dass es auch keine weitere Auskunft über den offenbar in Militärdiensten stehenden Verstorbenen gibt. Im Memorialbuch von St. Michaelis ist vermerkt, dass sich Johann Bramels Begräbnis im Schuddemantel von St. Michaelis befand.1)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Offenbar nur eine Übertragung des lateinischen Worts in griechische Buchstaben. Der Text auf diesem Zettel stammt nicht von der Hand Rikemanns.
  2. Der Zettel in Rikemann, Libellus, fol. 22, ist unten beschnitten, es folgen in dieser Zeile noch die ersten vier Wörter, das Ende der Inschrift fehlt hier ebenso wie die ersten acht Verse.

Anmerkungen

  1. StA Lüneburg, St. Mich. 35, fol. 57r. Zum Begriff des Schuddemantel vgl. Nr. 129. Analog zu St. Johannis dürfte es sich auch in St. Michaelis um einen Raum im Turmbereich gehandelt haben.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 22r/v (A, B Vers 9–16).
  2. Rikemann Epitaphiorum Tomus IV, p. 75–77.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 773† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0077308.