Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 744† Museum für das Fürstentum Lüneburg 1602

Beschreibung

Gemälde, Porträt des Ratsapothekers Ulrich Luthmer.1) Das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollene Gemälde gehörte möglicherweise zu den 1945 durch Bombenschaden zerstörten Inventarstücken. Ein Foto des Gemäldes ermöglicht aber die Lesung der Inschriften. Inschrift A neben dem Kopf des Dargestellten unter einem Vollwappen zwischen der Jahreszahl B. Die Inschrift C auf einem nicht sicher zu erkennenden Gefäß unten rechts im Bild auf einem gemalten weißen Zettel. Inschrift D auf einer Schrifttafel unten im Bild, die nach der vierten Zeile abbricht. Es ist nicht mehr zu klären, ob hier nur das Foto endet, oder ob das Gemälde unten beschnitten war, da der Rahmen nicht mit abgebildet ist. Ulrich Luthmer war in Halbfigur mit großer weißer Halskrause abgebildet, das Gesicht bartlos, in der rechten Hand hielt er eine Heilpflanze.

Inschriften nach Foto.

Maße: H.: 110,5 cm; B.: 69,5 cm.2)

Schriftart(en): Fraktur (A), Griechisch (C), Kapitalis (D).

Museum Lüneburg [1/1]

  1. A

    Wer Jesum Christum nimmet anDerselbe nicht trawrich sein kanWer den Heren Jesum Christu(m) hatDerselb alles in allem hat.

  2. B

    16 02

  3. C

    ΠΑΝΑΚΕΙΑ

  4. D

    VLRICVS LVTHMERVS NAT(VS) A(NN)O. CH(RISTI): 1556 · CVM INTE=/GROS . 18 ANNOS IN OMNIBVS OFFICJI PARTIBVS DVOBVS / PHARMOCOPALEIS ANTEA OPERAM NAVASSET EGREGIAM A(NN)O. / 94 IN PHARMOCOPALEVM ELECTVS EST CVI VITA ET FELICITAS

Übersetzung:

Allheilmittel. (C) Ulrich Luthmer wurde im Jahr Christi 1556 geboren. Nachdem er zuvor über 18 volle Jahre auf allen Ebenen des Betriebs in zwei Apotheken hervorragende Arbeit geleistet hatte, wurde er im Jahr 94 zum Apotheker (der Stadt Lüneburg) gewählt. Ihm sei Leben und Glück beschieden. (D)

Versmaß: Deutscher Reimvers (A).

Wappen:
Luthmer3)

Kommentar

Die Inschrift C bezieht sich auf eine alles heilende Medizin, die aus einer Wurzel gewonnen wurde. Theorien darüber, um welche Wurzel es sich dabei handelt und wie sie angewendet wird, gehen auf die griechische Mythologie zurück.4)

Ulrich Luthmer wurde am 2. April 1594 als Ratsapotheker der Stadt Lüneburg angestellt. Sein Anstellungsvertrag sah vor, dass er für sich und seine Gesellen jährlich ein Entlohnung von 700 Mark erhalten sollte.5) In seine Amtszeit fällt der Neubau der Ratsapotheke (vgl. Nr. 667). An welchen beiden in der Inschrift D erwähnten Apotheken Luthmer vor seiner Anstellung in Lüneburg Erfahrungen sammelte, geht aus den Akten nicht hervor. Verheiratet war der Ratsapotheker mit Catharina Schiphower (vgl. Nr. 808). Über den Künstler, der das Porträt malte, ist nichts bekannt. Die naheliegende Vermutung, der in der Ratsapotheke tätige Daniel Frese habe das Gemälde angefertigt, lässt sich nicht belegen, weil keine vergleichbaren Porträts aus der Werkstatt Freses bekannt sind.

Anmerkungen

  1. Akte Museum für das Fürstentum Lüneburg (N1), darin Foto und nähere Angaben in einem Schriftwechsel über den Verbleib des Gemäldes. Eine Abbildung befindet sich auch in: Lüneburger Blätter Bd. 2, 1951, Tafel 8. Es ist aber nicht klar, auf welchen Beitrag sich die Abbildung beziehen könnte.
  2. Maßangaben nach Akte N1, Museum für das Fürstentum Lüneburg.
  3. Wappen Luthmer (drei aus einem Hügel hervorwachsende Kleeblätter).
  4. Vgl. dazu: Pauly, Lexikon der Antike, Bd. 4, Sp. 448. Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, hg. v. W. H. Roscher, Bd. 3,1, Leipzig 1897–1902, Sp. 1482–1484.
  5. StA Lüneburg, UA a: 1594 April 2.

Nachweise

  1. Foto, Akte N1, Museum für das Fürstentum Lüneburg.
  2. Abb.: Lüneburger Blätter 2, 1951, Tafel 8.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 744† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0074405.