Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 652† St. Nicolai 1596

Beschreibung

Epitaph des Jodocus Matthias. Rikemann verzeichnet am Ende der Inschriften, dass sich im oberen Teil des Epitaphs noch Inschriften für weitere Familienangehörige befanden, die er jedoch nicht wiedergibt.

Inschriften nach Rikemann, D mit kleinen Fehlstellen am abgerissenen Seitenrand, ergänzt nach Bertram, F nach Bertram.

  1. A

    Epitaphium Reverendi Viri Pietate Doctrina et Virtute praestantis Domini Jodoci Matthiae Ecclesiae huius quondam ministri bene meriti

  2. B

    Discipulus Magni Witeberga teste PhilippiHic iacet et satis hoc dicere forsan eratNunc iacet ast quondam iuvenum stipante coronaExurgens magno cultus honore petitCum responsa suo subsellia ad alta MagistroIudicÿ insigni dexteritate deditHoc decus integritas morum et constantia adauxitEt simplex pietas et pia simplicitasQuae satis expressit multos hac urbe per annosDum tria lustraa) scholas sex pia templa docetPraemia si qua tulit bene gratus in orbe relinquitb)Praemia sed coelo non peritura capit

  3. C

    Natus Gottingae Anno 24

  4. D

    GermaniceEinc) Schuler des Philippi großHie ruhet in der Erden SchoßNun ligt er aber zu der fristMit grossen Ehrn bestanden istDa er so richtig antwordt hatDas ihn Philippus rhumen thatDiß lob vormehrt sein frömigkeitGottsfrucht Demuth auffrichtigheitRector des Schulen funffzehen iahrDreiszig ein treuwer Prediger warDas zeittlich gudt lest ehr der weltDas gudt im himmel er behelt

  5. E

    obÿt Lunaeburgi Anno Christid) 1596 Non(is) Aprilis1) Aetatis [..]

  6. F

    H(er)r Jodoci Matthiae Seel(ig) Gertrud Matthias

Übersetzung:

Epitaph des ehrwürdigen Mannes, herausragend an Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Tugend, des Herrn Jodocus Matthias, einstmals wohlverdienten Dieners dieser Kirche. (A) Hier liegt, Wittenberg kann das bezeugen, ein Schüler des großen Philipp (Melanchthon), und allein dies zu sagen, wäre vielleicht schon genug. Jetzt liegt er hier, aber einstmals erhob er sich aus der ihn umgebenden Schar der Jünglinge und strebte, mit großer Ehre geschmückt, nach einem hohen Stand, als er seinem Lehrer mit auffallend geschicktem Urteilsvermögen seine Antworten gab. Diese Auszeichnung wurde noch erhöht durch die Untadeligkeit seines Charakters und seine Beständigkeit sowie seine ehrliche Frömmigkeit und fromme Ehrlichkeit. Dies brachte er in dieser Stadt viele Jahre lang stark zur Geltung, indem er 15 Jahre lang in den Schulen und 30 Jahre lang in den Kirchen lehrte. Die Entlohnung, wenn er, den man so sehr mochte, eine erhalten hatte, ließ er in der Welt zurück, aber im Himmel erhält er jetzt unvergänglichen Lohn. (B) Geboren in Göttingen im Jahr (15)24. (C) Er starb in Lüneburg im Jahr Christi 1596 an den Nonen des April im Alter von ... . (E)

Versmaß: Elegische Distichen (B), deutscher Reimvers (D).

Kommentar

Im April 1546 immatrikulierte sich der aus Göttingen stammende Jodocus Matthias an der Universität Wittenberg.2) Seiner Grabschrift zufolge war er zunächst seit ca. 1550 als Lehrer, nach Bertram später als Rektor an der Michaelisschule tätig, bevor er die zweite Pfarrstelle an St. Nicolai übernahm. Als Pastor dieser Kirche ist er seit 1576 nachweisbar.3) Die Inschrift F dürfte sich auf seine Ehefrau beziehen.

Textkritischer Apparat

  1. Der deutschen Version der Inschrift ist zu entnehmen, dass sich lustra sowohl auf tria als auch auf sex bezieht.
  2. donavit Bertram.
  3. Bin Rikemann, so bei Bertram.
  4. Nur das C erhalten, danach ist das Blatt abgerissen.

Anmerkungen

  1. 5. April.
  2. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 239a.
  3. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 745f. Bertrams Angaben gehen kaum über die Informationen der Grabschrift hinaus.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 54r/v.
  2. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 746f. (B, D, F).
  3. Reinbeck, Chronik, p. 904 u. 937.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 652† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0065200.