Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 631(†) Museum Lüneburg 1594

Beschreibung

Wappentafel.1) Stein, farbig gefasst. Der hochrechteckige Stein befand sich bis 1956 an der Westwand des Hauses Egersdorffstr. 1 und gelangte nach dessen Abbruch in das Museum. Die Tafel zeigt in ovaler, mit Rollwerk gezierter Kartusche zwei Vollwappen über einer Schrifttafel mit der erhaben gehauenen Inschrift A. Oben über der Kartusche die ehemals ebenfalls erhaben gehauene, heute nur noch schwach lesbare Inschrift B. Büttner überliefert im gleichen Zusammenhang eine weitere Inschrift am Haus (C), die er nicht genauer lokalisiert.

Inschrift C nach Büttner.

Maße: Wappentafel: H.: 213 cm; B.: 145 cm; Bu.: 6,5 cm (A), 12 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    FRITZE VAN DEM BARGE / LEVEKE HANE(N) ·/ · V(ERBVM) · D(OMINI) · M(ANET) · I(N) · AE(TERNVM)2)

  2. B

    AN(N)O / 1594

  3. C†

    Felix cui dederit mediocria commoda vitaeNotitiamque sui filius ipse Dei3)

Übersetzung:

Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. (A) Glücklich derjenige, dem der Gottessohn selbst maßvolle Annehmlichkeiten des Lebens und Selbsterkenntnis verliehen hat. (C)

Versmaß: Ein elegisches Distichon (C).

Wappen:
von dem Berge4)Hahn5)

Kommentar

Fritz von dem Berge, der aus einer alten lüneburgischen Adelsfamilie stammte, stand in herzoglichen Diensten und fungierte seit 1592 als Schlosshauptmann und Amtmann in Bleckede.6) Verheiratet war Fritz von dem Berge mit der aus einem mecklenburgischen Adelsgeschlecht stammenden Leveke Hahn. Bemerkenswert ist, dass das Ehepaar trotz der Verlagerung seines Lebensmittelpunktes nach Bleckede, die sich dort in verschiedenen am Schloss und in der Kapelle angebrachten Inschriften und Wappen ausdrückt,7) sein Stadthaus Egersdorffstr. 1 in Lüneburg 1594 aufwendig umbauen ließ. Dies dokumentiert sich auch in der – leider nicht mehr erhaltenen – bemalten Balkendecke mit einem singulären Text-/Bildprogramm (Nr. 625), die zur Zeit des Umbaus oder kurz danach entstanden sein dürfte. Leveke Hahn starb bereits am 1. August 1614, wie ihr Ehemann in einem Schreiben an den Lüneburger Rat mit einer Einladung zum Begräbnis in Bleckede anmerkte, nach 16wöchiger Krankheit. Diese Todesanzeige drückt – über eine allgemeine Formelhaftigkeit hinaus – das herzliche Verhältnis des Ehepaars zueinander und die tiefe Trauer des Witwers aus.8) Fritz von dem Berge starb 1623 als letzter Nachkomme seiner Familie ebenfalls in Bleckede.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. A 28.
  2. Nach 1. Pt. 1,25. Zur Verwendung als protestantische Devise vgl. Nr. 329.
  3. Walther, Proverbia sententiaeque, Nr. 36883a2.
  4. Wappen von dem Berge (drei Zickzackbalken). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 7, S. 15 u. Tafel 19.
  5. Wappen Hahn (Hahn). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 1, S. 157 u. Tafel 204.
  6. Zu Fritz von dem Berge vgl. ausführlich: Eckhard Michael, Fritz von dem Berge 1560–1623. Zur Biographie eines lüneburgischen Adeligen im Zeitalter der Glaubenskämpfe. Lüneburg 1986.
  7. Vgl. ebd., u. a. S. 19 u. 29.
  8. StA Lüneburg, AA E1 Nr. 128.

Nachweise

  1. Büttner, Inscriptiones.
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 178 (A).
  3. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 366, Abb. 150, S. 367 (A, B).
  4. Schecke, Lüneburg, [p. 5] (A, B).
  5. Körner, Leitfaden, S. 29, A 28 (A).
  6. Eckhard Michael, Fritz von dem Berge 1560–1623. Zur Biographie eines lüneburgischen Adeligen im Zeitalter der Glaubenskämpfe. Lüneburg 1986, S. 26f. mit Abb. (A, B).
  7. Michael, Führer, S. 36, A 28 (A, B).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 631(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0063108.