Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 576† St. Michaelis nach 1586

Beschreibung

Gemälde, ganzfiguriges Porträt des Eberhard von Holle. Das Gemälde, das heute an der Nordwand in der Kirche hängt, ist wie die anderen im 18. Jahrhundert schon stark abgewaschenen Abtsporträts (Nr. 873, 874, 897) laut Gebhardi 1794 durch Herrn de la Belle1) derart überarbeitet worden, dass die Inschriften nur noch nach der kopialen Überlieferung bei Gebhardi wiedergegeben werden können. Bei dieser Überarbeitung wurde auch die Form der ehemals oben spitz zulaufenden Gemälde, die Gebhardis Zeichnungen zeigen, verändert und die schmaleren Originale in breitere, oben durch einen Rundbogen abgeschlossene Bildfelder eingesetzt. Die ursprünglichen Inschriften, die teilweise auf den bei der Renovierung entfernten Rahmenleisten standen, wurden durch breite weiße Schriftbänder über den Köpfen der Dargestellten ersetzt. Diese neuen Inschriften sind hier nicht berücksichtigt.

Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die Zeichnungen und Beschreibungen von Gebhardi. Dargestellt war – wie heute noch zu sehen – in Ganzfigur der Abt von St. Michaelis Eberhard von Holle, in der linken Hand ein Buch, der linke Fuß auf einem Totenschädel, zu seinen Füßen links ein Hund. Über der Figur ein Vollwappen, das mit der Inschrift A auf einem Schriftband darunter bezeichnet war. Unten unter der Darstellung auf der Rahmenleiste die Inschrift B. Unter dem Bild befand sich eine weitere, Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr vorhandene Inschrift (C), die Gebhardi nach der Chronik von Heinrich Zegemann zitiert.

Inschriften A und B nach Gebhardi, C nach Bertam.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    V(on) G(ottes) G(naden) Eberhard von Holle

  2. B

    Geb(oren) 1523 ABT und Herr von Hause S. MICHAEL(IS) 1555 Bisch(of) Zu / Lübeck 1561 . ADMINISTRATOR zu verden 1567 . GEST(ORBEN) 5 Junii 1586 .

  3. C

    Papa vale valeantquea) tui deliria CleriPraevalet hic Christus verbaqueb) certa DeiTu quoque calva cohors Calvini calva receptansScripta vale valet hic vox veneranda λογου

Übersetzung:

Fort mit dir, Papst, und fort mit den Verirrungen deiner Geistlichkeit. Hier hat Christus den Vorrang und die unzweifelhaften Worte Gottes. Auch du, kahlgeschorene Schar, die du die (inhaltlich) kahlen Schriften Calvins aufnimmst, verschwinde. Hier gilt die verehrungswürdige Stimme des ‚Logos’ (d. h. des Wortes Christi). (C)

Versmaß: Elegische Distichen (C).

Wappen:
Eberhard von Holle, Administrator zu Verden, Abt von St. Michaelis2)

Kommentar

Zu Eberhard von Holle und zu seinem Alter bzw. Geburtsjahr vgl. Nr. 571. Die Anspielung auf Calvin und seine Anhänger bezieht sich darauf, dass Eberhard von Holle nach seiner Ernennung zum Administrator von Verden die dort von seinem Vorgänger eingeführte reformierte Kirchenordnung abschaffte und durch eine lutherische Kirchenordnung ersetzte.3) Nach Bertram wäre der Text der Inschrift C erst im Jahr 1604 von dem Pastor Christoph Zecher auf einem Zettel gefunden worden, den jemand auf den Altar gelegt hatte.4)

Textkritischer Apparat

  1. valentque Gebhardi.
  2. verboque Gebhardi.

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 6, p. 531.
  2. Wappen Eberhard von Holle, Administrator zu Verden, Abt von St. Michaelis (Schild durch Nagelspitzkreuz (Verden) viergeteilt: 1. u. 4. Verden (schwebendes Kreuz), 2. u. 3. thronender Abt, im Herzschild Wappen Holle (drei Zipfelmützen)). Vgl. Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 2, Abt. 9, S. 9 u. Tafel 10 (Holle); zum Wappen Verden und Eberhard von Holle als Administrator Siebmacher/Hefner, Wappenbuch, Bd. 1, Abt. 5, Teil 1, S. 132 u. Tafel 193.
  3. Vgl. ADB, Bd. 5, S. 548.
  4. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 641.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 6, p. 530 (Zeichnung, A, B), u. Bd. 14, p. 596 (C).
  2. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 641 (C). – Museum Lüneburg, Chronik Zegemann, HS L 15, p. 467 (C).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 576† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0057600.