Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 555 St. Johannis 1584?

Beschreibung

Gemälde, ehemalige Bekrönung eines unbekannten Teils der Kirchenausstattung (vgl. Kommentar). Holz, bemalt. Das Gemälde hängt heute an der Westwand des äußeren südlichen Seitenschiffs. Der Rahmen ist querrechteckig und in der oberen Mitte halbkreisförmig ausgebuchtet, seitlich links und rechts rahmende Pilaster. Das Gemälde zeigt in der Mitte Christi Verklärung, darüber oben im Bogen die Inschrift A in dunklen Buchstaben auf dem Wolkenhintergrund, auf dem Rahmen im Bogen darüber die Inschrift B in Gold auf rotem Grund, unter der Szene ein Schriftband mit der Inschrift C in Schwarz auf weißem Grund. Außen links Gethsemane, darüber eine weiße Schrifttafel mit der in Schwarz ausgeführten Inschrift D, außen rechts die Auferstehung, darüber eine entsprechend gestaltete Schrifttafel mit der Inschrift E, im Hintergrund die Kreuzigung. Oben links und rechts auf dem Rahmen eine jüngere Renovierungsinschrift.1) Insgesamt weist das Gemälde starke Beschädigungen auf, die Inschriften A–C sind durch Restaurierung stark überarbeitet.

Maße: H.: 159 cm; B.: 278 cm; Bu.: 2,5 cm (A, B), 2,4 cm (C), 2–1 cm (D, E).

Schriftart(en): Fraktur.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    Diß ist mein lieber Sohn, an welchem ich wolgefallen habe, den solt ihr hören. Mathaei. 17.2)

  2. B

    Sihe das ist mein Knecht, ich erhalte ihn, Vnd mein außerwälter, an welchem meine Seele wolgefallen hat: Jesaia. 42.3)

  3. C

    Herr hie ist gut seÿn, wiltu so wollen wir dreÿ hütten machen. dir eine, Mosi eine, und Elias eine: Matth. 17.4)

  4. D

    Jch bitte nicht alleine fvr sie Sondern avch fvr die so dvrch ihr wordt an Mich / glavben werden Vnd will avch daß wo ich bin auch die bei mir sein die dv mir gegeben hast / daß sie meine herligkeit sehen die dv mir gegeben hast Johann. 17.5)

  5. E

    Jch bin die Aufferstehvng Vnd das leben Wer an mich Gelevbet der wirt Lebe(n) / Ob er geleich sterbe Vnd Wer da lebet Vnd Gleubet an mich der wirt Nimmermehr sterben / Joh. am . 11 .6)

Kommentar

Die Inschriften D und E in einer hohen schlanken Fraktur dürften noch weitgehend dem Original entsprechen im Gegensatz zu den durch Restaurierung überarbeiteten Inschriften A–C. Das Gemälde könnte dem Stil nach bereits Ende des 16. Jahrhunderts ausgeführt worden sein und zeigt besonders in der Personendarstellung eine stilistische Nähe zu den Gemälden Daniel Freses. Da die Form des Gemäldes darauf schließen lässt, dass es ursprünglich als Bekrönung angebracht war, könnte es sich um das 1584 von Daniel Frese für die Johanniskirche hergestellte Gemälde handeln, so he in de kercken baven Magister Hieronimus Henninges bichtstoll (über dem Beichtstuhl des Magisters Hieronymus Henninges) gemaket, wofür der Maler nach Ausweis der Kirchenrechnung 33 Mark erhielt.7) Die Breite des Gemäldes von knapp drei Metern lässt es als Bekrönung eines Beichtstuhls passend erscheinen.

Anmerkungen

  1. RENOVATUM: // 17.26.
  2. Mt. 3,17.
  3. Jes. 42,1.
  4. Mt. 17,4.
  5. Jh. 17,20.
  6. Jh. 11,25.
  7. SKA Lüneburg, Kirchenrechnung St. Johannis I,3, fol. 292v. In Gebhardis Beschreibung der Innenausstattung von St. Johannis (Collectanea, Bd. 1, p. 495–500) ist das Gemälde nicht erwähnt.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 555 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0055508.