Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 530† St. Marien 1580

Beschreibung

Schrifttafel über den Eingangsportal.

Inschriften nach Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover.

  1. A

    Haec aedes fuerata) tristem minitatab) ruinamFundamenta etenim non bene iacta priusHinc opibus pollens magna et virtute senatusCollabi penitusc) noluit illud opusQuod veterum pietas divino struxit honoriCum magnae tenebrae relligionis erantNunc instauratum est opera studioque GeorgiTobingi magna dexteritate viriGnate Deid) procul hinc furese) arcetof) luposqueNe possint aliqua parte nocere gregiIllesa ac stabilis maneatg) domus ista precandiUt fiant trino plurima grata Deo

  2. B

    Geschen Anno Christi 1580

Übersetzung:

Diese Kirche war von einem schlimmen Einsturz bedroht, denn ihre Fundamente waren zuvor nicht gut gelegt worden. Deswegen wollte der Rat, der über reiche Mittel und große Tatkraft verfügte, verhindern, dass dieses Werk vollends zusammenstürzte, das doch die Frömmigkeit der Vorfahren zur Ehre Gottes errichtet hatte, als die Religion noch in großer Finsternis gefangen war. Jetzt aber ist dieses Werk wiederhergestellt durch die Arbeit und den Einsatz Georg Töbings, eines Mannes von großer Geschicklichkeit. Sohn Gottes, halte von hier fern die Diebe und Wölfe, damit sie der Herde nicht irgendeinen Schaden zufügen können. Dieses Haus des Gebets bleibe unversehrt und unerschüttert, damit in ihm sehr viel getan werde, was dem dreieinigen Gott wohlgefällig ist. (A)

Versmaß: Elegische Distichen (A).

Kommentar

Die ehemals zum Franziskanerkloster gehörende Kirche St. Marien war nach der Auflösung des Klosters um die Mitte des 16. Jahrhunderts derart baufällig, dass im Jahr 1539 der Turm einbrach. In den darauf folgenden Jahrzehnten erwies sich die gesamte Kirche zunehmend als baufällig, so dass man schließlich deren Neubau beschloss. Davon ausgenommen blieb nur der Chor. Im November 1574 begannen die Abrissarbeiten, am 3. Januar 1581 fand der erste Gottesdienst in der neu errichteten Kirche statt, deren Fertigstellung die Inschriften markieren. Aber auch der Neubau wies – wohl aufgrund des instabilen Untergrundes – bald wieder Schäden auf und musste mehrfach restauriert werden. Nach verschiedenen Schließungen der Kirche und einer Nutzung als Kriegsmagazin wurde St. Marien im Jahr 1818 abgerissen.1) Bei dem Kämmerer Georg Töbing, der sich um die Renovierung kümmerte, handelt es sich um den späteren Bürgermeister Georg IV. Töbing (vgl. Nr. 671).

Textkritischer Apparat

  1. suerat Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg.
  2. mincrata Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, minerata Reinbeck.
  3. peritus Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen u. Lüneburg, Reinbeck. Könnte auch in Ex. Hannover als peritus gelesen werden.
  4. Deus Bertram.
  5. fucos Rikemann, alle Exemplare und Bertram, furos Reinbeck.
  6. anero Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen u. Lüneburg, Reinbeck, averte Bertram.
  7. moneat Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg.

Anmerkungen

  1. Zur Baugeschichte vgl. ausführlich Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 163–166.

Nachweise

  1. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, p. 343.
  2. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen, p. 199.
  3. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, [fol. 214v].
  4. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 34.
  5. Reinbeck, Chronik, p. 954.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 530† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0053004.