Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 516† St. Nicolai 1578

Beschreibung

Epitaph des Hieronymus Herberding. Die inschriftliche Ausführung der Grabschrift ist nicht ausdrücklich erwähnt, aber wahrscheinlich.

Inschrift nach Lossius.

  1. Pastor in hac nuper vigilans Hieronymus aedeHerbdingus iuxta condidit ossa patremIllius excellens virtus doctrinaque raraAdiuncta summa cum pietate fuitIngenuus vitae candor fuit atque docendoIllius Pylium fluxit ab ore decusErgo virum quiuis tantum dilexit in vrbeIllius atque obitu tristia signa deditExuuiae hic recubant placide Pastoris in vrnaMens capit in Christi gaudia vera sinuHic sinus est portus placidus requiesque laborumQuos varios omnis sentit in orbe pius

Übersetzung:

Hieronymus Herberding, vor kurzem noch unermüdlich tätiger Pastor in dieser Kirche, hat hier seine Gebeine neben seinem Vater zur Ruhe gelegt. Seine hervorragende Tüchtigkeit und seltene Bildung war verbunden mit tiefster Frömmigkeit. Sein Leben war von edler Lauterkeit, und wenn er lehrte, floss ihm wie bei Nestor die glänzende Rede von den Lippen. Darum liebte ihn jedermann so sehr in dieser Stadt, und jeder äußerte Zeichen der Trauer über seinen Tod. Die sterbliche Hülle des Pastors ruht sanft in diesem Grab, sein Geist/seine Seele genießt die wahren Freuden an Christi Brust. Diese Brust ist der friedliche Hafen und die erlösende Ruhe von den vielfältigen Mühsalen, die jeder Fromme in dieser Welt zu spüren bekommt.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Die Verse kennzeichnet Lucas Lossius als von ihm selbst verfasst. Hieronymus Herberding ist der Sohn des Pastors an St. Nicolai Gerhard Herberding (Nr. 467). Über Hieronymus Herberding ist ebensowenig bekannt wie über seinen Vater. Seine Tätigkeit als Pastor von St. Nicolai ist laut Bertram nur durch das Epitaph belegt.1) Da die Verse – wie so häufig bei Lucas Lossius – nur allgemeine Versatzstücke enthalten, gibt auch die Grabschrift keine weiteren Aufschlüsse über das Leben des Pastors.

Anmerkungen

  1. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 730. Er verzeichnet auch das bei Lossius angegebene Todesdatum, den 12. Juli 1578 (vgl. a. Reinhardt, Pastoren, S. 152). Vom Tod seines Amtsvorgängers Johannes Bertram im April 1575 bis zu seinem Tod gerechnet, wäre Herberding nur drei Jahre als Pastor von St. Nicolai tätig gewesen. In der Matrikel der Universität Jena lässt sich 1577 ein Hieronymus Herberding aus Lüneburg nachweisen (Matrikel Jena, Bd. 1, S. 152).

Nachweise

  1. Lossius, Epitaphia Principum, S. 53f.
  2. Sagittarius, Historia, p. 393.
  3. Rikemann, Epitaphiorum Tomus III, p. 315f.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 516† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0051608.