Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 512† St. Johannis, Schule 1578

Beschreibung

Epitaph des Johannes Bathelius/Diepenbrock. Nach Sagittarius war das Grabdenkmal außen in die Mauer der Schule zum Friedhof hin eingelassen. Das Epitaph wurde vermutlich beim Abbruch des Schulgebäudes 1828 beseitigt.

Inschriften nach Sagittarius.

  1. A

    DOMINVS IOHANNES BATHELIVS COSFELDIANVS OBIIT AN(NO) C(HRISTI) MDLXXVIII D(IE) XVIII. SEPT(EMBRIS) ANNO AETATIS SVAE LXXVII CVM SCHOLAM GVBERNASSET ANNOS XXV. ET ANTE RECTORATVM SVVM ANNOS XI. INITIA DOCVISSET

  2. B

    QVI FVIT EXEMPLVMa) SANCTAEb) MEMORABILE VITAEHVIVS ETc) EXIMIVS GYMNASIARCHA SCHOLAEDOCTRINA CLARVS PIETATE VERENDVS ET ANNISPACIS AMANS FRVGI SEDVLVS ABSQVE DOLOQVO DVCE PER VARIAS ARTES DEDVCTA IVVENTVSAC INDEFESSO DOCTA LABORE FVITSVAVITER HOC TVMVLO TENVIQVE BATHELIVS VRNADORMIT ADd) EXTREMI TEMPORA IVDICII

Übersetzung:

Herr Johannes Bathelius aus Coesfeld starb im Jahr Christi 1578 am 18. Tag des September in seinem 77. Lebensjahr, als er die Schule 25 Jahre lang geleitet und vor seinem Rektorat 11 Jahre lang den Elementarunterricht erteilt hatte. (A) Dieser war ein erinnerungswürdiges Beispiel eines heiligmäßigen Lebens und ein hervorragender Lehrer dieser Schule, berühmt durch den Unterricht, verehrungswürdig wegen seiner Frömmigkeit und wegen seines Alters, friedliebend, bescheiden, fleißig und ohne Falschheit. Unter dieser Leitung wurde die Jugend durch die verschiedenen Künste begleitet und wurde mit unermüdlicher Mühe gelehrt. Bathelius schläft sanft in diesem Grab und in diesem einfachen Sarg bis zu den Zeiten des Jüngsten Gerichts. (B)

Versmaß: Elegische Distichen (B).

Kommentar

Die Grabschrift wurde der kopialen Überlieferung zufolge von Albert Lenicerus verfasst.1) Der aus Coesfeld stammende Johannes Bathelius immatrikulierte sich im Jahr 1530 als Johannes Depenbruck an der Universität Wittenberg und ist unter dem 16. April 1545 in der Matrikel Wittenberg eingetragen, als ihm der Magistertitel der philosophischen Fakultät verliehen wurde.2) Die in der Inschrift A genannten Lebensdaten, die sich so auch in den deutschen Zusammenfassungen der anderen Überlieferungen finden, stehen im Widerspruch zu dem Datumsvermerk 20. Dezember 1566 auf einem eigenhändigen Schreiben des Johannes Bathelius, in dem es um seine Besoldung geht. Dem Schreiben zufolge war Bathelius 1566 bereits zunächst fast 10 Jahre lang als Elementarlehrer tätig gewesen und hatte dafür jährlich 40 Taler erhalten, danach für seine fünfundzwanzigjährige Tätigkeit als Rektor jährlich 100 Taler. Das würde allerdings bedeuten, dass Johannes Bathelius bereits seit ca. 1531 als Lehrer an der Johannisschule tätig war.3) Nach Bertram hätte Bathelius zwei Jahre nach dem Tod des Rektors Hermann Tulichius im Jahr 1540 (vgl. Nr. 342) die Stelle des Rektors übernommen, da der Rat keinen geeigneteren Nachfolger finden konnte.4) Die Angaben Bertrams passen zu dem Schreiben von 1566; demzufolge wäre Bathelius bei seinem Tod im Jahr 1578 ca. 47 Jahre lang an der Johannisschule beschäftigt gewesen.

Textkritischer Apparat

  1. exemplar Lossius, Rikemann, alle Ex., Büttner.
  2. sacrae Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, Büttner, Reinbeck.
  3. ET fehlt bei Sagittarius. So bei Lossius, Rikemann, alle Ex., Büttner.
  4. et Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg.

Anmerkungen

  1. Lossius, Epitaphia Principum, S. 63; Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, p. 333f.; Büttner, Annales scholae, fol. 35r.
  2. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 139b. Köstlin, Baccalaurei, S. 17.
  3. StA Lüneburg, AA S3b Nr. 1,1.
  4. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 89.

Nachweise

  1. Sagittarius, Historia, p. 394f.
  2. Lossius, Epitaphia Principum, S. 63 (B).
  3. Chytraeus, Deliciae, S. 454 (B).
  4. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, p. 334 (B).
  5. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen, p. 188 (B).
  6. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, [fol. 201r] (B).
  7. Reinbeck, Chronik, p. 716 (B).
  8. Büttner, Annales scholae, fol. 35r (B).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 512† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0051206.