Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 493† St. Nicolai 1575

Beschreibung

Epitaph des Johannes Bertram. Die inschriftliche Ausführung der Verse ist in der kopialen Überlieferung nicht explizit erwähnt, aber wahrscheinlich.

Inschrift nach Lossius.

  1. Condita Johannis Bertrami hic ossa quiescuntSpiritus in coelo gaudia vera capitQui celebri Phoebes Cella patre natus honestoArtibus ingenuis deditus vsque fuitE patria missus Phoebeam venit in vrbemGrammaticae hic didicit prima elementa breuiPost vbi iam studiis esset grauioribus aptusLeucoreae petijt docta Lycaea ScholaeLeucorea doctus magna cum laude vocatusPhoebea pubem musica in vrbe docetIn quo tanta viri fulgebat munere virtusVt data sit Christi pascere cura gregemMunere in hoc sancto syncere oracula ChristiTradidit et veram per tria lustra fidem

Übersetzung:

Hier ruhen die beigesetzten Gebeine von Johannes Bertram, sein Geist/seine Seele geniesst die wahren Freuden im Himmel. Er ist im berühmten Lüneburgischen Celle von einem ehrenwerten Vater geboren, und er war stets den edlen Wissenschaften zugetan. Aus seiner Heimatstadt geschickt, kam er nach Lüneburg und lernte hier in kurzer Zeit die ersten Grundlagen der Grammatik. Als er danach schon für das Studium der höheren Fächer geeignet war, suchte er die gelehrten Schulen der Universität Wittenberg auf. Nach seinem mit großem Erfolg absolvierten Studium in Wittenberg wurde er (nach Lüneburg) gerufen und unterrichtete die Jugend in der Stadt Lüneburg in der Musik. In diesem Amt erstrahlte die Tugend dieses Mannes in solchem Glanz, dass ihm die Aufgabe übertragen wurde, die Herde Christi zu weiden. In diesem heiligen Amt verkündete er fünfzehn Jahre lang auf unverfälschte Weise die Lehre Christi und den wahren Glauben.

Versmaß: Elegische Distichen.

Kommentar

Nach Rikemann ist Lucas Lossius der Verfasser der Inschrift, worauf auch die dreimalige Verwendung von Phoebes im Text hinweisen könnte (vgl. Einleitung, Kap. 5.1.), dieser nennt sich allerdings nicht selbst als Autor. Im Vergleich zu vielen anderen von Lucas Lossius gedichteten Epitaphien enthält dieses sehr viele biographische Daten, die Bertram in seine Biographie des Pastors eingearbeitet hat.1) Nach Bertram wurde sein Vorfahre Johannes Bertram um 1535 in Celle geboren. Im Mai 1555 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg.2) Nach dem Studium übernahm er zunächst das Amt des Kantors an St. Johannis in Lüneburg, im Jahr 1560 erhielt er die zweite Pastorenstelle an St. Nicolai, im Jahr 1571 die erste Pastorenstelle, die er bis zu seinem Tod am 15. April 1575 bekleidete. Seinem im Kindesalter verstorbenen gleichnamigen Sohn ließ Johannes Bertam eine Grabplatte und ein Epitaph setzen (vgl. Nr. 452, 453).

Anmerkungen

  1. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 728–730. Vgl. a. Reinhardt, Pastoren, S. 152.
  2. Matrikel Wittenberg, Bd. 1, S. 307a.

Nachweise

  1. Lossius, Epitaphia Principum, S. 52f.
  2. Rikemann, Epitaphiorum Tomus III, p. 315.
  3. Sagittarius, Historia, p. 393.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 493† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0049305.