Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 485†? ehem. St. Lamberti 1574

Beschreibung

Kupfertafel. Der Verbleib konnte nicht geklärt werden. Die Tafel stammte aus dem Turmknauf von St. Lamberti (vgl. a. Nr. 354). Die Inschrift ist eingraviert.

Inschrift nach dem Aufnahmeblatt in der Inschriftensammlung Michael.

Maße: H.: 21,5 cm; B.: 26,5 cm; Bu.: 0,8, 0,5 u. 0,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A(NN)O 1574 SOND(AGES) DEN · 24 · IA(NVARII) MORGENS TO · 6 / VREN IS DE OLDE KNOP STANGE VND MEKELER / 32 VOTE LANGK DORCH SVEDTWESTEN STOR(M) / HERVNDER GESTORTTETa) . AVER 24: STVNDE HERNA / IS DE BVRGERMEISTER HER FRANS WITZE(N)DORP IN GOT VOR[ST]ORVEN / VND DVSSE NIE KNOP VOLGENDE IOHA(N)NI1) WEDDER GERICHTTET / ALS DI(ETRICH) DVSTERHOP. ALBB(ERT) SEMMELBECKER BARMESTER VND / ALBB(ERT) RADEKE KARCKSWARE VND DVSSES BVWES BOVEL:/HEBBER GEWESEN LAVS DEO / DO GALT DE SOSSEL2) ROGG(EN) 2. MARCK. 1. PVNT BOTTER. 4: SCHILLINCK

Übersetzung:

Im Jahr 1574 am Sonntag, dem 24. Januar, morgens um 6 Uhr ist der alte Knauf, die Stange und die Turmspitze, 32 Fuß hoch, durch einen Südweststurm heruntergestürzt, aber 24 Stunden danach ist der Bürgermeister, Herr Franz Witzendorff, in Gott verstorben. Und dieser neue Knauf ist am folgenden Johannistag wieder aufgerichtet worden, als Dietrich Dusterhop, der Barmeister Albert Semmelbecker und Albert Radeke Kirchgeschworene und Veranlasser dieses Baus gewesen sind. Lob sei Gott. Da galt der Sossel Roggen 2 Mark, ein Pfund Butter 4 Schilling.

Kommentar

Die Inschrift setzt den Sturm, der die Turmspitze von St. Lamberti zerstörte, in Beziehung zum Tod des bedeutenden Lüneburger Bürgermeisters Franz Witzendorff (vgl. dessen Epitaph Nr. 503) am folgenden Tag und lässt den Sturm dadurch als eine Art böses Omen erscheinen. Wie in vielen Inschriften, die in Kirchtürmen hinterlegt sind, werden auch hier die aktuellen Preise des betreffenden Jahres festgehalten.

Textkritischer Apparat

  1. Aus GESTORMET durch übergesetzte T korrigiert.

Anmerkungen

  1. 24. Juni.
  2. Bei dem Sossel oder Sossling handelt es sich um eine Gewichtsbezeichnung. Eine Tonne bestand aus 6 Sossling. Vgl. Prinzhorn, Rat, S. 85.

Nachweise

  1. Aufnahmeblatt Inschriftensammlung Michael.
  2. Büttner, Genealogiae, Zugabe.
  3. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 128.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 485†? (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0048503.