Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 481† St. Lamberti 1574

Beschreibung

Gemälde, ganzfiguriges Porträt des Martin Luther, zu einer Reihe von drei Reformatoren-Porträts gehörend (vgl. a. Nr. 482 u. 483). Im 19. Jahrhundert angefertigte Kopien der drei Gemälde, die aus St. Lamberti stammen und dort die beschädigten Originale ersetzten,1) hängen heute in St. Johannis in den beiden ersten Kapellen von Westen im äußeren nördlichen Seitenschiff. Uffenbach beschreibt das alte Gemälde so, wie es auch die jüngere Kopie darstellt: Luther steht neben einem Postament links und Folianten rechts mit einem Buch in der Hand, links zu seinen Füßen der Schwan, rechts über den Folianten ein Wappenschild. Auf dem Postament eine Schautafel mit verziertem Rahmen, darauf die Inschrift A, darüber eine Schrifttafel mit der Inschrift B. Die Inschrift C auf einem Schriftband unterhalb des Wappens rechts, darunter zeigt die Kopie des Gemäldes eine Schriftrolle mit der Inschrift D, die sich sonst in der kopialen Überlieferung nicht findet. Nach Uffenbach war das Gemälde datiert (E), die Inschrift F stand nach Uffenbach ganz unten im Gemälde.

Inschrift A nach Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, B und C nach Bertram, D nach der Kopie des Gemäldes, E und F nach Uffenbach.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/2]

  1. A

    D(octor) Mart(inus) Luther(us) natus Islebÿ 1483 ibidem obdormiens 1546 postquam coepita) docere 1517 Vitebergae ubi et sepultus est 1546 anno mensis februarÿ die 17 vixit annos 63

  2. B

    Aus Japhetsb) Blut und Heyden=StammKein groeßer Licht auf Erden kamDenn D(octor) Luther der grosse MannDamit will Gott beschlossen hannEr wird aber nachlassen ein Stifftc)Davor schrecken werden Tuerck Pabst und Boesewichtd)2)

  3. C

    Pestis eram vivus moriens ero mors tua Papa3)

  4. D

    IN / SILEN:/TIO / ET / SPE.

  5. E

    1574

  6. F

    Magdalena Daniel Frese Eggemundes uxor

Übersetzung:

Doktor Martin Luther, geboren in Eisleben 1483, ebendort entschlafen 1546, nachdem er 1517 in Wittenberg zu lehren begonnen hatte, wo er im Jahr 1546 am 17. Tag des Monat Februar begraben wurde. Er lebte 63 Jahre. (A)

Als Lebender war ich dein Verderben, als Sterbender werde ich dein Tod sein, Papst. (C)

In Schweigen und Hoffnung. (D)

Versmaß: Deutscher Reimvers (B), ein Hexameter (C).

Wappen:
Luther4)

Kommentar

Ring5) nimmt aufgrund der Inschrift F an, dass Daniel Frese das Gemälde angefertigt habe. Allerdings bezeichnet die Inschrift F lediglich die Stifterin des Lutherbildes. Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass eine Magdalena Daniel mit einem Mann namens Frese Eggemundes verheiratet war, ist zu vermuten, dass Uffenbach die Reihenfolge der Namen vertauscht hat, die dann zu Magdalena Frese und Daniel Eggemundes (nicht nachweisbar) oder zu Magdalena Eggemundes und Daniel Frese angeordnet werden könnten. In letzterem Fall würde das Lutherbild als einzige bekannte Quelle den Namen von Daniel Freses sonst immer ohne Namen erwähnter Ehefrau überliefern. Dies bleibt aber aufgrund der unsicheren Überlieferung bei Uffenbach ebenso Spekulation wie die Vermutung, Daniel Frese könnte die Gemälde angefertigt haben.

Textkritischer Apparat

  1. capit Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg.
  2. Josephus Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen u. Lüneburg.
  3. Sic. Bertram setzt in Klammern hinzu: vielleicht Schrifft. Nicht in der Version auf der jüngeren Kopie des Gemäldes.
  4. Die beiden letzten Verse nur bei Bertram. Nicht in der Version auf der jüngeren Kopie des Gemäldes.

Anmerkungen

  1. Bode, Kirchen, Nr. 250. Maße der Kopie: H.: 235 cm (mit Rahmen); B.: 170 cm; Bu.: 3 cm (A, B), 2,5 cm (C), 1,5 cm (D). Die Kopie trägt unten einen Stiftervermerk: Johann Philip Häsler, / Stadt Baumeister,  / Hat dieses der Kirche verehret.
  2. Als Verfasser dieser im Zusammenhang mit Lutherporträts verbreiteten Verse gilt Wolfgang Severus, der Erzieher Kaiser Maximilians II., der die Verse an Luther übersandt haben soll. Vgl. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 30, u. Bode, Kirchen, Nr. 250.
  3. Von Luther selbst wurde dieser Spruch als mein epitaphium bezeichnet. Vgl. D. Martin Luthers Werke, Tischreden Bd. 3, Weimar 1914, S. 390 u. 392. Als Inschrift kommt er häufig im Zusammenhang mit Darstellungen Luthers vor. Vgl. DI 19 (Stadt Göttingen), Nr. 131; DI 33 (Stadt Jena), Nr. 63 u. 87; DI 56 (Stadt Braunschweig 2), Nr. 685.
  4. Wappen Luther (Lutherrose: Rose, belegt mit einem Herz, darin ein von einer Schlange umgebenes Kreuz).
  5. Edgar Ring, Philipp Melanchthon – in Ton. In: Denkmalpflege in Lüneburg 2007, S. 29.

Nachweise

  1. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Hannover, p. 336 (A, B vier Verse).
  2. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Göttingen, p. 189 (A, B vier Verse).
  3. Rikemann, Beschrivinge, Ex. Lüneburg, [fol. 202r] (A, B vier Verse).
  4. Reinbeck, Chronik, p. 550 (A, B vier Verse).
  5. Bertram, Evangelisches Lüneburg, S. 30 (B, C).
  6. Uffenbach, Reisen, S. 490 (A unvollständig, B vier Verse, C, E, F).
  7. Bode, Kirchen, Nr. 250 (B, C).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 481† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0048101.