Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 328 Berlin, Kunstgewerbemuseum 1538

Beschreibung

Pokal.1) Silber, vergoldet. Der reich verzierte Buckelpokal gehört zum Ratssilber und wurde 1874 an den preußischen Staat verkauft. Auf dem oben abgeflachten Deckelknauf oben in einem Medaillon zwischen Rankenwerk die emaillierten Wappenschilde des Stifters und seiner beiden Ehefrauen, die sich auf dem Fußrand als aufgesetzte plastische Vollwappen wiederholen. Im gebuckelten Deckel innen ein rundes von Perlstab und Blattwerk umgebenes Medaillon, darin graviert eine von Rankenwerk umgebene quadratische Tafel mit der siebenzeiligen Inschrift A. Der Rand der Kuppa ist von einem Ring umgeben, in den Rankenwerk mit dazwischen befindlichen Medaillons graviert ist, in den Medaillons Männerbüsten, außerdem im Rankenwerk eine kleine Kartusche mit der gravierten Jahreszahl B. Lüneburger Beschauzeichen und zwei Meistermarken des Jochim Gripeswoldt auf der Zarge des Deckels.2)

Maße: H.: 55 cm; Dm.: 23 cm; Bu.: 0,3 cm (A), 0,4 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/1]

  1. A

    D(OMI)N(V)S · LVDOLPHVSa) / · A · DASSEL · REBVS / EXVTVS · HVMAN/IS · AMPLISS(IMVM) · SENA/TV(M) · LVNEBVR(GENSEM) · HOCb) / SCIPHO · DONA(VIT) · / ANNO · 1537 ·c)

  2. B

    1538

Übersetzung:

Herr Ludolph von Dassel, der von menschlichen Dingen befreit (verstorben) ist, hat den hochangesehenen Lüneburger Rat mit diesem Becher beschenkt im Jahr 1537.

Wappen:
Dassel3)Stöterogge4)Sanckenstede5)

Kommentar

Zu der Zuschreibung des Pokals an dem Goldschmied Jochim Gripeswoldt vgl. Nr. 313.

Zu Ludolph von Dassel und seinen Ehefrauen vgl. das Epitaph Nr. 321. Den Inschriften zufolge wurde der Pokal wohl erst auf eine testamentarische Verfügung des 1537 verstorbenen Lüneburger Bürgermeisters hin im Jahr 1538 angefertigt. Das Testament ist zwar erhalten, jedoch in einem sehr fragmentarischen Zustand; ein Passus über die Anfertigung des Pokals für das Ratssilber fehlt in den überlieferten Stücken des Pergaments.6)

Textkritischer Apparat

  1. L in O eingestellt.
  2. C in O eingestellt.
  3. Alle N retrograd.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. 1874,387. Detaillierte Beschreibung bei Bursche, Ratssilber, Nr. 20, S. 134–136.
  2. Meistermarken: Wappenschild, darin ein Greif mit Flügeln sowie einem wie bei einem Meerwesen gespaltenen Schwanz. Vgl. dazu Nr. 313, Anm. 3. Hier beide Marken etwas verdrückt.
  3. Wappen Dassel (Balken, daraus nach oben zwei Efeublätter, nach unten ein Efeublatt hervorwachsend). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  4. Wappen Stöterogge (gestümmelter eingerollter Zweig mit Kleeblättern). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  5. Wappen Sanckenstede (Balken mit zwei bekränzten Mohrenköpfen belegt). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. StA Lüneburg, UA b: [ca. 1535] Januar 13.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 195.
  2. Albers, Rathaus, S. 44.
  3. Dassel, Stammesgeschichte 1895, S. 49 (A).
  4. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 191 (nach Albers).
  5. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 294.
  6. Schröder, Ratssilber, Werke (o. S.), Nr. 11.
  7. Appuhn, Ratssilber, Nr. 20, S. 21.
  8. Bursche, Ratssilber, Nr. 20, S. 135f. mit Abb.
  9. Netzer, Ratssilber, Nr. 20, S. 90.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 328 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0032809.