Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 242† St. Johannis 1516

Beschreibung

Glocke, ‚Große Glocke‘.1) Die Glocke sprang bereits im Jahr 1705 und wurde 1792 eingeschmolzen.2) Auf dem Mantel befand sich ein Relief mit der Darstellung des Salvators und der Beischrift A, auf der gegenüberliegenden Seite im Relief Johannes Baptista mit der Inschrift B. Um die Schulter verlief – vermutlich zweizeilig – die Inschrift C.3)

Inschriften nach Reinbeck.

  1. A

    Salvator Mundi Salva nos4) : Henrich von Kampen

  2. B

    Sante Johannes Babtista Ora pro nobis5) : Anno Domini 1516a)

  3. C

    Laxisb) Babtistae resonet campana JohannisOb te Christe tuo numinec) sancte sonisAllevietd) mesta jubilosus corpora pulsuse)Inf) Christum puris mentibus ireg) juveth)

Übersetzung:

Erlöser der Welt, erlöse uns. (A) Heiliger Johannes der Täufer, bitte für uns. (B) Mit sich weit verbreitenden Tönen klinge die Glocke Johannes des Täufers dir entgegen, heiliger Christus, durch deinen göttlichen Willen. Ihr frohlockender Schlag stütze die betrübten Körper und helfe, reinen Herzens zu Christus zu gehen. (C)

Versmaß: Elegische Distichen (C).

Kommentar

Zu dem Glockengießer Heinrich von Kampen und den 1516 in Lüneburg gegossenen Glocken vgl. Nr. 241. Der Guss der ‚Großen Glocke‘, der vor dem Bardowicker Tor stattfand, misslang beim ersten Mal, so dass der aufwendige Vorgang wiederholt werden musste.6)

Textkritischer Apparat

  1. A(nn)o D(omi)ni M. D. XVI. Dithmers, M. DXVI. Michelsen, fehlt bei Bellmann.
  2. Axis Dithmers, Michelsen und Bellmann.
  3. nomine Dithmers und Bellmann.
  4. Assaeviet Dithmers, Michelsen und Bellmann.
  5. pullus Dithmers, Michelsen und Bellmann.
  6. Tu Reinbeck und Gebhardi. So nach Dithmers.
  7. me Dithmers, Michelsen und Bellmann.
  8. Die Reihenfolge der beiden Distichen bei Dithmers, Michelsen und Bellmann anders als bei Reinbeck und Gebhardi.

Anmerkungen

  1. Bezeichnung so bereits bei Sagittarius, Historia (Ex. Göttingen), p. 269f.
  2. Vgl. Wrede, Glocken, S. 21, u. Wiesenfeldt, Glockengeschichte, S. 56. Bei der von beiden zitierten Chronik Büttner handelt es sich um die im alten Findbuch des Stadtarchivs Lüneburg falsch bezeichnete Chronik Dithmers, AB 1135. Die bei Wiesenfeldt beschriebenen Probleme der Zuordnung des Namens ‚Große Glocke‘ sind hinfällig, wenn man die eindeutige Zuordnung von Namen und Inschriften in der kopialen Überlieferung zugrundelegt. Zum Verkauf der gesprungenen Glocke 1792 vgl. die Akte StA Lüneburg, AA E1b 43.
  3. Beschreibung nach Dithmers, Chronik, p. 223. Nach Dithmers wog die Glocke 14280 Pfund und hatte 600 Taler gekostet.
  4. Antiphon u. a. am Fest Omnium Sanctorum u. Exaltatio Crucis. Cantus Database, u. a. ID 004689.1, 004690.
  5. Vgl. Cantus Database, ID 008164.
  6. In der Chronistik ist dies ausführlich geschildert. Die Quellenzitate gedr. bei Wrede, Glocken, S. 19–21 u. Wiesenfeldt, Glockengeschichte, S. 54f.

Nachweise

  1. Reinbeck, Chronik, p. 570.
  2. Dithmers, Chronik, p. 223.
  3. Sagittarius, Historia (Ex. Göttingen), p. 269f. (A, B), Ex. Hannover, p. 363 (A, B).
  4. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2, p. 174 (nach Reinbeck), u. Bd. 3, p. 106.
  5. Michelsen, Cronica, p. 150.
  6. Bellmann, Chronica, p. 191.
  7. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 147 (nach Gebhardi).
  8. Wrede, Glocken, S. 20f. (nach verschiedenen Überlieferungen).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 242† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0024209.