Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 198 Museum Lüneburg 15. Jh.

Beschreibung

Agnus-Dei-Ostensorium.1) Silber, teilweise vergoldet. Ohne Marken und Beschauzeichen. Die Herkunft des Ostensoriums, das später im Rathaus aufbewahrt wurde, ist nicht bekannt, möglicherweise gehörte es zu einem Dreikönigsaltar (vgl. Kommentar). Sechspassfuß mit steil ansteigendem Fußhals und breiter Sockelplatte sowie mehrfach profilierter Zarge. Der Schaft besteht aus zwei sechseckigen Schaftstücken und einem runden eingekerbten Nodus. Auf dem silbernen Fuß eine vergoldete runde Kapsel, die mit einem Kruzifixus gekrönt ist. Die Vorderseite der Kapsel zeigt im Mittelfeld in durchbrochener Arbeit eine Kreuzigungsgruppe, über dem Kreuz der eingravierte Titulus A, um die Darstellung herum die eingravierte Inschrift B. Um das Mittelfeld läuft am Rand der Kapsel die Inschrift C in glatten Buchstaben vor schraffiertem Hintergrund. Die aufklappbare Rückseite zeigt im Mittelfeld in Gravur die gekrönte Mondsichelmadonna mit Kind, um die Darstellung verläuft die Inschrift D in glatten Buchstaben vor schraffiertem Grund. Am bekrönenden Kruzifix ist der Titulus E eingraviert.

Maße: H.: 17,5 cm; Dm.: 8,3 cm (Fuß), 5 cm (Kapsel); Bu.: 0,15 cm (A, E), 0,25 (B), 0,55 cm (C, D).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)2)

  2. B

    iaspar · melchior · baltazar ·

  3. C

    ihesvs · nazarenvs · rex · ivdeoru(m)2)

  4. D

    ave · maria · gracia · plena · d(omi)n(u)s · tec(um)3)

  5. E

    i(esus) n(azarenus) r(ex) i(udaeorum)2)

Übersetzung:

Sei gegrüßt, Maria, Gnadenreiche, der Herr (ist) mit dir. (D)

Kommentar

Die Inschrift B mit den Namen der Heiligen Drei Könige könnte sich auf den Dreikönigsaltar in St. Johannis beziehen, der in der Schomaker-Kapelle im südlichen Seitenschiff stand.4)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. H 47.
  2. Io. 19,19.
  3. Mariengebet nach Lc. 1,28. CAO, Nr. 1041, u. Cantus Database, u. a. ID 001041, 001042, 001539.
  4. Matthaei, Vikariestiftungen, S. 165.

Nachweise

  1. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 275.
  2. Körner, Leitfaden, S. 136, H 47.
  3. Michael, Führer, S. 176, H 47.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 198 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0019802.