Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 173 Museum Lüneburg 1499

Beschreibung

Kelch.1) Silber, vergoldet. Der Kelch stammt aus dem Heilig-Geist-Hospital2) und wurde später im Rathaus aufbewahrt. Sechspassfuß mit breiter Sockelplatte, in den Fuß ist außen ein an den Einbuchtungen zur Schlinge gelegtes Schriftband eingraviert, auf dem die Inschrift A verläuft. Die Worttrenner in Form von Sternchen bzw. Ornament. In einem Segment ein eingraviertes Kreuz mit einem plastischen Kruzifixus davor, am Kreuz der Titulus B. Der Nodus ist mit Maßwerk verziert und mit Rotuli besetzt, darauf in grünem Email die Inschrift C. Am Schaft ober- und unterhalb des Nodus die eingravierte Inschrift D. Lüneburger Beschauzeichen und zwei kleine Rosetten – eventuell ein Meisterzeichen – auf der Sockelplatte.3)

Maße: H.: 19,4 cm; Dm.: 18,4 cm (Fuß), 12,3 cm (Kuppa); Bu.: 0,3 cm (A), 0,15 cm (B), 0,5 cm (C), 0,8 cm (D).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Sabine Wehking) [1/3]

  1. A

    ANNO · DOMINI · M · CCCCa) · XCXIX · DEDIT · MARTEN · BECKKER · DESSEN · KELLICK · IN · DE · ERE · DAR · HILLEGEN DREVALDICHEIT · VNDE · ALLE · CERSTENb) · SELE ·

  2. B

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)4)

  3. C

    MARIIA

  4. D

    IHESVS // CRISTVS

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1499(?) hat Marten Becker diesen Kelch zur Ehre der heiligen Dreifaltigkeit und aller Christenseelen gestiftet.

Kommentar

Die Lesung der Jahreszahl ist eindeutig. Vermutlich handelt es sich bei dem zweiten X um eine Verschreibung und es sollte hier XCIX stehen. Die Ausführung der Inschriften in einer ausgeprägten frühhumanistischen Kapitalis passt zu einer Datierung auf das Jahr 1499. Die Schrift zeigt A mit breitem Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, epsilonförmiges E und spitzovales O, entsprechend spitzoval der Bogen des D sowie allgemein keilförmig verbreiterte Hasten und Balken.

Der Stifter des Kelchs, Marten Becker, erwarb im Jahr 1451 die Lüneburger Bürgerschaft.5)

Textkritischer Apparat

  1. M. CC. Michael.
  2. Geschlossenes C mit E-Balken darin.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. H 46.
  2. Gebhardi, Collectanea, Bd. 3, p. 280.
  3. Bei Scheffler, Goldschmiede, Bd. 2, S. 941, Nr. 181, nur einmal nachgewiesen.
  4. Io. 19,19.
  5. StA Lüneburg, AB 2 (Donat), p. 38. Der naheliegende Gedanke, dass der Kelch zur Ausstattung einer Vikarie gehörte, ließ sich nicht erhärten.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 3, p. 280 (A, D).
  2. Krüger/Reinecke, Kunstdenkmale, S. 275f. (A, C, D).
  3. Körner, Leitfaden, S. 136, H 46.
  4. Michael, Führer, S. 175f., H 46.

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 173 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0017302.