Inschriftenkatalog: Lüneburg (Stadt)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 100: Stadt Lüneburg (2017)

Nr. 114† St. Nicolai vor 1456

Beschreibung

Gedenkstein, wohl in Form eines Andachtsbildes. Nach Rikemann befand sich die Inschrift B in der Mitte des Steins, vermutlich auf einem Schriftband, das einer Beterfigur beigegeben war. Zur Anbringung der Inschrift A macht Rikemann keine Angaben.

Inschriften nach Rikemann.

  1. A

    Nicolaus Melbeck presbÿter ac sacrificulus al(taris)q(ue) cappellanusa) gloriosae Virginis Mariae [ – – – ]b) a fundatore Ludolpho de Winsen qui consul Anno Domini 1409

  2. B

    Maria tu mater es misericordiae

Übersetzung:

Nikolaus Melbeck, Priester und Diener sowie Kaplan des Altars der ruhmreichen Jungfrau Maria ... durch den Stifter Ludolph von Winsen, der im Jahr des Herrn 1409 als Ratsherr (fungierte). (A) Maria, du bist die Mutter der Barmherzigkeit. (B)

Kommentar

Der bei Büttner wiedergegebene komplette Text der Inschrift A, der der Stammtafel Winsen beigegeben ist, scheint sehr auf den Stifter Ludolph II. von Winsen ausgerichtet und ist möglicherweise mehr oder weniger frei ergänzt.1) Daher kommt der lückenhaften Überlieferung bei Rikemann mehr Glaubwürdigkeit zu. Ludolph von Winsen (vgl. Nr. 111) stiftete zusammen mit seiner Frau Margaretha den Marien-Altar am 1. Juli 1409,2) also unmittelbar nach dem Baubeginn der Kirche St. Nicolai im Jahr 1408.3) Bei der Inschrift A handelt es sich wohl um eine Art Stifterinschrift für den Altar, deren Ausführung von dem Inhaber der Vikarie Nikolaus Melbeck veranlasst wurde. Büttner zufolge hätte Ludolph von Winsen Nikolaus Melbeck bereits bei der Altarstiftung 1409 als Priester eingesetzt.4) Dies ist zwar nicht ganz auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich, da Nikolaus Melbeck einem Eintrag im Nekrolog von St. Marien zufolge erst am 20. Mai 1456 starb.5) Dem Nekrologeintrag ist auch zu entnehmen, dass er ein am Friedhof von St. Nicolai gelegenes Haus besaß. Nach Witzendorff ist Nicolaus Melbeck erst seit 1427 als Vikar nachweisbar.6) Er ist auch als Mitglied der Kalandsbruderschaft an St. Johannis verzeichnet.7)

Textkritischer Apparat

  1. Servulus Altaris qvod Capelle Büttner.
  2. inest constitutus et beneficiatus Büttner.

Anmerkungen

  1. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Winsen.
  2. StA Lüneburg, AB 16, fol. 152r. Matthaei, Vikariestiftungen, S. 206. Rümelin, St. Nicolai, S. 232.
  3. Rümelin, St. Nicolai, S. 230f.
  4. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Winsen.
  5. Nekrolog St. Marien, S. 102.
  6. Witzendorff, Stammtafeln, S. 76 (ohne Beleg).
  7. Bodemann, Brüderschaften, S. 100.

Nachweise

  1. Rikemann, Libellus, fol. 49r.
  2. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Winsen (A).

Zitierhinweis:
DI 100, Stadt Lüneburg, Nr. 114† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di100g019k0011408.