Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 391 Babenhausen, Evangelische Kirche 1. H. 17. Jh.?

Beschreibung

Grabplatte einer unbekannten Frau. Die Platte aus gelbem Sandstein liegt im nördlichen Seitenschiff. Oben im Feld befindet sich das Brustbild eines Engels, der eine von Ranken eingefaßte Schrifttafel mit der 27zeiligen Grabinschrift (A) hält. Auf dem Rand läuft eine weitere Inschrift (B) mit einem Bibelzitat um. Die untere Leiste sowie die linke untere Ecke der Platte fehlen. Feld und Rand zeigen starke Abtretungsspuren. Die Beschädigungen der Platte haben zu erheblichem Textverlust geführt.

Maße: H. 155, B. 86, Bu. 2,8 (A), 4 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. A

    VIRI PRAENOBILI[S] AT[Q]VE / STRENVI [IO]ANNI[. . .] / OF[. . .]C / TR[. . .]/AR[. . .] IN / DIEM [. . .]VE / SA[. . .]A / PV[. . .] / IA[. . .] / A[. . .] / S[. . .]/BO[.]L[..]AV[. . . V]A/RY A[.....]AE VA[. . .]RI / DOMINI IESV CHRIST[. . .] VI/XIT ITAQVE INTER[..... ANNO]S / INTEGROS TRIGINTA V[NA ME]N/SES QVINQVE DIES SEPTEM C/VM MARITO VIX DVOS E[...] ME/DIVM IN COELIS IAM VICTV[...] AET/ERNOSa) IN QVO LETVM [. . .]AT/[. . .]VS SV[....]TO/[. . .]IS HVMANAE / [. . .]CVI IS[.....]R/[. . . VNI]M[. . .]R / [. . .]O AM[. . .] / [. . .] EDVL[......]IO / [. . .]ABI

  2. B

    [V]NSER WANDEL ABER IST IM / [HIMMEL VON DANNEN WI]R A[V]CH WARTEN DES HEILANDES IESV CHRISTI / [DES HERRN WELCHER VNSERN NICHTIGEN / LEIB VERKLAEREN] WIRD DAS ER AEHNLICH WERDE SEINEM VERKLAERTE(N) LEIBE PH 3 CAP(I)TEL1)

Kommentar

Die Inschrift zeigt unregelmäßige Buchstabenabstände mit stark schwankenden Schriftlinien. Die schmalen und gestreckten Kapitalisbuchstaben weisen weder Linksschrägen- noch Bogenverstärkungen auf. Das A ist spitz, der Mittelbalken des E ist nur wenig verkürzt, der Mittelteil des M reicht bis zur Zeilenmitte, und die Schräghaste des N ist leicht eingezogen. Die Kapitalis zeigt somit keine Besonderheiten und ist im ganzen 17. Jahrhundert möglich. Auffällig ist aber das seltene Epitheton praenobilis atque strenuus, das sich vor allem in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachweisen läßt.2)

Dem noch entzifferbaren Rest der lateinischen Grabinschrift läßt sich entnehmen, daß die nicht identifizierbare Verstorbene 31 Jahre, fünf Monate und sieben Tage lebte. Sie scheint aber nur zwei Jahre verheiratet gewesen zu sein, bevor sie starb. Das ABI am Ende der Inschrift weist auf eine Leseranrede am Schluß des Textes hin, die vermutlich mit den üblichen Vergänglichkeitsmahnungen verbunden war.

Textkritischer Apparat

  1. AI zu N korrigiert.

Anmerkungen

  1. Phil 3,21; der Text ist nach der Lutherübersetzung ergänzt.
  2. DI 20 (Großkreis Karlsruhe) Nrr. 401, 405, 413, 414; DI 29 (Worms) Nr. 649; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nrr. 580, 619.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 391 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0039104.