Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 386† Babenhausen, Evangelische Kirche 1647

Beschreibung

Grabplatte mit den Grabinschriften des Rats und Amtmanns Hans Ludwig von Seebach (A) und seines Sohnes Johann Ludwig (B).

Nach Steiner.

  1. A

    Allhier ruhet in Gott und erwartet der frölichen Auferstehung der Woledelgeborne gestrenge und feste Hansz Ludwig von Seebach gewesener fürstl(icher) Hessendarmstättischer Rath und Amtmann auf Otzberg Umstadt und Habitzheim welcher in diese Welt gebohren den XII Aprilis Anno Christi MDLXXXVIIIa) Seines Alters LX Jahr 4 Monath Ist in Gott entschlafen allhier in Babenhausen den XXIIII Augusti Anno MDCXLVII.

  2. B

    Ingleichen ruhet auch unter diesem Stein der auch Wohledelgebohrne Jüngling Johannes Ludwig von Seebach der jüngere gemeldts Herrn Amtmanns ältestes Söhnlein So in diese Welt gebohren den X July Anno MDCXLIII und ist in Gott entschlafen den 7ten Augusti Anno MDCXLVII Seines Alters IV Jahr 1 Monath dessen Seele Gott Genade.

Kommentar

Der Werdegang des Hans Ludwig von Seebach ist durch die am 5. September in Babenhausen von Matthäus Gerlach für ihn gehaltene Leichenpredigt gut dokumentiert.1) Hans Ludwig war ein Sohn des Hans Georg von Seebach und der Debora von Dieskau zu Finsterwalde. Er wurde am 12. April 1587 zu Oppershausen in Thüringen geboren. Ab 1602 war er Edelknabe bei Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg, 1605 wurde er Kammerpage des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt, dem er 1609 als Kammerjunker und ab 1610 als Stallmeister diente. Hans Ludwig hatte damit die typische Karriere eines Adeligen bei Hofe durchlaufen. Im Jahr 1625 heiratete er die Witwe Helena Katharina Riedesel, die 1634 starb. Darauf ehelichte Hans Ludwig im Jahr 1636 Johanna Maria Eva von Rodenstein. Zwei Jahre später ernannte ihn Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt zum Amtmann von Umstadt und Otzberg sowie von Habitzheim. Als 1647 französische Truppen unter Turenne, die für Hessen-Kassel gegen Hessen-Darmstadt kämpften,2) die Festung Otzberg eroberten und die Umgebung plünderten, floh Hans Ludwig nach Babenhausen. Dort starb zunächst sein Sohn Johannes Ludwig möglicherweise an Entkräftung, bevor Hans Ludwig ihm 17 Tage später selbst nachfolgte.3)

Textkritischer Apparat

  1. MDCXXXVIII Steiner; die Wiedergabe von C statt L beruht wohl auf einem Lese- oder Druckfehler.

Anmerkungen

  1. Vgl. hierzu und zum folgenden Diehl, Leichenreden 149 – 153.
  2. Zu dem Krieg vgl. Press, Hessen 314 f.
  3. Diehl, Leichenreden 152 f.

Nachweise

  1. Steiner, Bachgau III 204 f.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 386† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0038607.