Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 380 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1635
Beschreibung
Grabplatte des Pfarrers Gottfried Heun. Die Platte aus rotem Sandstein wurde bei der Renovierung der Kirche (1967 – 69) aufgefunden und steht heute innen an der Nordwand des Langhauses. Die Grabinschrift (A) beginnt oben auf der rechten Leiste und läuft auf dem Rand um. Als Worttrenner dienen Dreiecke. Im Feld sind oben zwei Wappen angebracht, über denen sich jeweils Initialen (C, D) befinden. Unter den Wappen folgt die achtzeilige Inschrift (B). Die Platte ist auf der rechten Leiste und im Feld stark abgetreten, was in beiden Inschriften zu Textverlust führte.
Maße: H. 183, B. 81, Bu. 6 (A), 3,5 (B) cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]
- A
E[. . .]T DOCT(VS) DOM(INVS) · GODOFREDVS · HEVN=/VS · RODHAIMENSIS · CAT(ZENELNBOGENSIS)1) / ECCLESIAE VMST(ADIENSIS) 8 · ANN(OS) PASTOR · OBŸT · XIX · IVLŸ · 1 · 6 · 35 AE=/TATI[S . . .]VI
- B
[. . .] / C[. . . / . . .] / MVN[DI] ALVVIV[M] / E[. . .]M[..]VIVE[. . .] /EST MALA M[OR]S[QV]E / MALIS ET MIHI LVCRA / DEDIT
- C
G(ODOFREDVS) · H(EVNVS) · R(ODHAIMENSIS)
- D
AM · I · T · S.
Übersetzung:
(A) ... der gelehrte Herr Gottfried Heun aus dem katzenelnbogischen Rodheim, acht Jahre lang Pfarrer der Kirche zu Umstadt, starb am 19. Juli 1635 im Alter von ...
(B) ... Verderblich ist der Tod für die Schlechten, und mir gab er den Gewinn.
Versmaß: Distichon (B).
| Heun (unkenntlich); unkenntlich. |
Anmerkungen
- Rodheim bei Gießen gehörte seit 1478 den Grafen von Katzenelnbogen, vgl. Reg. Katz. Nr. 5977.
- Phil 1,21: „Mihi enim vivere Christus est et mori lucrum“.
- Hassia sacra I 180.
Nachweise
- Brenner, Grabplatten 45 (A).
- Scholz, Inschriften 64, Nr. 5 mit Abb.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 380 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0038003.
Kommentar
Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes von Inschrift (B) läßt sich nicht genau erkennen, wie das Gedicht aufgebaut war. Da die letzten drei Zeilen einen Pentameter ergeben, kann man davon ausgehen, daß davor mindestens ein Hexameter stand. Es bleibt jedoch fraglich, ob der Hexameter die verbleibenden fünf Zeilen füllte oder ob hier vielleicht zwei Hexameter oder eine Überschrift und ein Hexameter standen. Der zweite Teil des Pentameters von (B) nimmt das häufig zitierte Wort des Apostels Paulus auf: „Denn für mich ist Christus das Leben und das Sterben Gewinn“.2)
Gottfried war der Sohn des Pfarrers Nikolaus Heun aus Rodheim bei Gießen. Er war von 1614 bis 1622 Schulmeister in Homburg v. d. Höhe, von 1622 bis 1625 Diakon in Pfungstadt, von 1625 bis 1627 Pfarrer in Ober-Ramstadt und zuletzt von 1627 bis zu seinem Tod 1635 Pfarrer in Umstadt.3)