Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 359 Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1626

Beschreibung

Grabinschriften und Bibelzitate auf dem Sarg des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt. Der mit Messingblech beschlagene Sarg steht im hinteren Gewölbe der Fürstengruft auf der rechten Seite als dritter Sarg vom Eingang aus gesehen. Am Kopfende des Deckels sind auf beiden Seiten Metalltafeln mit Inschriften angebracht. Auf der linken Tafel befinden sich die Grabinschrift (A) und das Bibelzitat (B), auf der rechten Seite die Grabinschrift (C) und das Bibelzitat (D). Bei (C) handelt es sich um die lateinische Übersetzung von Inschrift (A), der nur am Schluß das Alter sowie die Regierungsjahre Ludwigs noch hinzugefügt sind.

Maße: H. 70, B. 83, L. 206, Bu. 0,6–0,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/2]

  1. A

    DER DVRCHLEVCHTIGE HOCHGEBORNE FV̈RST / VNDT HERR, HERR LVDWIG, DER GETREVWE, LANDGRAFF ZV / HESSEN, GRAVE ZV CATZENELENBOGEN, DIETZ, ZIEGEN/HAIN VNDT NIDDA ETC(ETERA) GOTTSELIGER GEDÄCHTNVS / IST GEBORN ZV DARMBSTAT · ANNO · 1577 · 24 SEPTEMB(RIS) / STARB SELIGLICH DASELBST · ANNO · 1626 · 27 · IVLII

  2. B

    PSALM LXXIII1) / HERR WENN ICH NVR DICH HAB, SO FRAG ICH NICHTS NACH / HIMMEL VNDT ERDEN WENN MIR GLEICH LEIB VNDT / SEEL VERSCHMACHT · SO BISTV DOCH ALLZEIT MEINES HER=/TZENS TROST VNDT MEIN THEIL

  3. C

    ILLVSTRISSIMVS AC CELSISSIMVS PRINCEPS AC / DOMINVS, D(OMI)N(VS) LVDOVICVS, DICTVS FIDELIS, HAS=/SIAE LANDGRAVIVS COMES IN CATTIMELIBOCOa) DIETZ, / ZIEGENHAIN ET NIDDA ETC(ETERA) BEATISSIMAE MEMORIAE, / NATVS DARMBSTADII, ANNO 1577 · 24 SEPTEMBRIS / OBIIT PLACIDE IBIDEM, ANNO 1626 · 27 IVLII, ANNO / AETATIS SVAE 49 REGIMINIS XXX ·

  4. D

    PSALM · 312) / IN TE DOMINE CONFIDO ·

Übersetzung:

(D) Auf dich, Herr, vertraue ich.

Kommentar

Ludwig V. war der älteste Sohn des Landgrafen Georg I. von Hessen-Darmstadt und der Magdalena zur Lippe. Er war mit der Markgräfin Magdalena von Brandenburg verheiratet.3) Ludwig wurde bei seinen Eltern und seiner Frau in der Fürstengruft der Darmstädter Stadtkirche beigesetzt, die er aufwendig hatte ausgestalten lassen.4) Sein Sohn und Nachfolger Georg II. ließ zudem für seine Eltern in der Pfarrkirche St. Marien in Marburg ein Epitaph neben dem Grab Landgraf Ludwigs IV. von Hessen-Marburg errichten, in dessen Text aber ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß Ludwig und seine Frau Magdalena in Darmstadt begraben liegen.5) Während der Sarg Ludwigs V. in der zum Repräsentationsraum ausgebauten Fürstengruft zusammen mit den übrigen hier aufgestellten Särgen ein Zeichen der Sukzession und des Fortbestandes der neuen Linie war, demonstrierte das Epitaph in Marburg den Anspruch auf den Besitz dieser Stadt und der Territorien der Linie Hessen-Marburg, um die Ludwig seit dem Tode Ludwigs IV. 1604 jahrelang erfolgreich gegen Moritz von Hessen-Kassel gekämpft hatte.6) Inschrift (D) nennt die Devise Ludwigs V., über die Superintendent Johannes Vietor in der Stadtkirche Darmstadt auch die Leichenpredigt hielt.7) Dieselbe Devise ist am Epitaph Ludwigs in Marburg angebracht.8)

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Bei Dilich, Hessische Chronica I 29 wird diese Wortbildung folgendermaßen erklärt: „... die Cattimelibocos, ist soviel als Catten so umb den berge Melibocum gewohnet“.

Anmerkungen

  1. Ps 73,25 f. (Hebr).
  2. Ps 31,2 (Hebr).
  3. Europ. Stammtafeln NF I, Taf. 104; vgl. auch Nr. 334.
  4. Vgl. Nr. 334.
  5. Lorenz, Landgrafengräber 141 – 143 mit den Inschriftentexten; Heck, Landgräfliche Grabmonumente 196 – 206; danach ist die Bemerkung von Press, Hessen 304 zu korrigieren, Ludwig V. habe sich nicht in Darmstadt, sondern in Marburg bestatten lassen.
  6. Vgl. dazu Press, Hessen 291 – 304; Heck, Landgräfliche Grabmonumente 198.
  7. Ehrengedächtnis Ludwigs V. 61 ff. und 63: „Herr auff dich trawe ich lauten die Wort unsers Fürstlichen Symboli... Gott werde zeitlich I. F. Gn. solch Sprüchlein zum Symbolo zugebrauchen gleichsam ins Herz gegeben haben“.
  8. Vgl. die Inschrift bei Lorenz, Landgrafengräber 145.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 359 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0035907.