Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 338 Griesheim, Evangelische Kirche 1616, 1617

Beschreibung

Bauinschriften zur Errichtung der Kirchhofmauer. Die Tafeln aus rotem Sandstein sind heute an den Seiten des Eingangstors zum Kirchhof eingemauert. Beide Inschriften sind zeilenweise angebracht. Inschrift (A) weist in den beiden letzten Zeilen Abwitterungsspuren auf. Die Nachziehung der Buchstaben mit schwarzer Farbe ist nicht immer exakt, und auch die mit derselben Farbe markierten Worttrenner sind in der Mehrzahl am Stein nicht nachvollziehbar.

Maße: H. 44 (A), 43 (B), B. 53 (A), 47 (B), Bu. 3,7 (A), 3,9 (B) cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/3]

  1. A

    AN(N)O D(OMI)NI · 1616 · IST DISE / MAVR ANGEFANGE(N) ALS PFAR=/HER WAR M(AGISTER) CVNRAD HVCK / SCHVLMEISTER M(AGISTER) I(OHANN) IACOB GLAD / SCHVLTHEIS PAVL STEIN CASTE/MEISTER IACOB NOLT PETER / IVNCKER BAW: VND BVRGEN/MEISTER HANS HEEL H[AN]Sa) / G[IE]DEL ETC(ETERA)

  2. B

    AN(N)O 1617 IST DIESE / MAVR VOLENDET ALS / PFARHER SCHVLMEISTER / SCHVLTHEIS VND CAS=/TEMEISTER OBGEMELT / BAV VND BVRGEMEISTER / ABER IACOB NOLT PHILIP / PETER WAREN

Kommentar

Die in zeitüblichem Formular abgefaßte Inschrift (A) erinnert an den Baubeginn der Kirchhofmauer und nennt die beteiligten Vertreter der kirchlichen und politischen Gemeinde sowie den Schultheißen als Vertreter des Landesherrn.1) Konrad Huck (Hugius) von Borken wurde 1574 in Marburg immatrikuliert und war dann von 1579 bis zu seinem Tod im Jahr 1625 Pfarrer in Griesheim.2) Johann Jakob Glad von Erzhausen wurde 1604 in Marburg immatrikuliert, übernahm dann von 1611 bis 1619 das Schulmeisteramt in Griesheim und war von 1619 bis zu seinem Tod 1622 Pfarrer in Weiterstadt.3) Paul Stein bekleidete das Schultheißenamt von 1613 – 1617.4) Die beiden Kastenmeister Jakob Nolt und Peter Juncker waren bei der Kirchengemeinde für die finanzielle Seite des Baus zuständig. Unterstützt wurden sie von den Bürgermeistern, die die politische Gemeinde vertraten und hier gleichzeitig als Baumeister5) tätig waren. Ungewöhnlich ist, daß auch die Fertigstellung der Mauer in einer eigenen Inschrift (B) festgehalten wurde, die sich direkt auf die erste Inschrift (A) bezieht. Der Grund dürfte in der Neubesetzung des Bürgermeisteramtes liegen, da Inschrift (B) ausdrücklich auf diese Veränderung hinweist.

Textkritischer Apparat

  1. Die heute sichtbaren Buchstaben AN wurden aufgemalt, ohne daß noch Hauspuren am Stein feststellbar sind.

Anmerkungen

  1. Vgl. etwa die Bauinschrift Nr. 311.
  2. Hassia sacra I 57.
  3. Hassia sacra IX 83 f.
  4. Knapp, Lebensbild 161.
  5. Zu dem Begriff vgl. Nr. 311.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 338 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0033805.