Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 330† Gernsheim, Katholische Pfarrkirche 1521?, vor 1615

Beschreibung

Gebetsinschrift über der Sakristeitür, die zum Sakramentshaus führt.1) Helwich schrieb die Inschrift am 6. September 1615 ab.

Nach Helwich.

  1. Christi corpus ave nostri tutela salusqueOmnipotens magni conditor orbis aveTe genus humanum summa pietate redemptumTe patuere poli qui latuere priusIure celebramus passim miracula sacriCorporis et puri sanguinis inde nati

Übersetzung:

Sei gegrüßt, Körper Christi, unser Schutz und Heil, allmächtiger Schöpfer der großen Welt, sei gegrüßt. Durch dich sind die Menschen mit größter Liebe erlöst worden, durch dich stehen die Himmelsgefilde offen, die vorher verschlossen waren. Zu Recht feiern wir überall das Wunder des heiligen Körpers und darauf das Wunder des reinen Blutes des Sohnes.

Versmaß: Drei Distichen.

Kommentar

Einen Anhaltspunkt für den terminus post quem der Inschriftenausführung liefert die Versform. Ungereimte Distichen kommen im Bearbeitungsgebiet und in den angrenzenden Regionen erst am Ende des 15. Jahrhunderts vereinzelt vor und werden im 16. Jahrhundert häufiger.2) Dazu paßt auch, daß die Verehrung des Sakraments außerhalb der Messe im verschlossenen Sakramentshaus erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu größerer Entfaltung kam.3) Möglicherweise wurde die Inschrift bei der Umgestaltung des Chors 1521 angebracht,4) doch kann die Zeit bis 1615 für die Anbringung der Inschrift nicht ausgeschlossen werden.

Anmerkungen

  1. Helwich schreibt: „ante sacrarium supra sacristiae ostium ad ss. Eucharistiam“. Das Wort „sacrarium“ steht bei Helwich regelmäßig für „Sakramentshaus“, vgl. DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 316.
  2. Die frühesten Belege sind DI 2 (Mainz) Nr. 195 (1482); DI 12 (Heidelberg) Nr. 205 (1512); DI 23 (Oppenheim) Nr. 106 (1481); DI 29 (Worms) Nr. 326 (1491/92), wobei es sich hier um den ersten sicher datierten Beleg handelt; DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) Nr. 180 (1494); DI 38 (Lkr. Bergstraße) Nr. 67 (1482); eine Ausnahme bildet DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) Nr. 196 zu 1433/1443, doch folgt der nächste Beleg auch hier mit Nr. 274 erst nach 1486.
  3. Browe, Verehrung 25.
  4. Vgl. dazu Nr. 147.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 395.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 330† (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0033003.