Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 328 Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1614

Beschreibung

Epitaph der Herzogin Maria von Braunschweig-Lüneburg. Das Ädikula-Epitaph aus weißem Marmor ist innen an der Nordwand des Chors angebracht. Das von Pilastern und Säulen flankierte Mittelfeld enthielt ursprünglich den Gekreuzigten mit der knienden Figur der Verstorbenen. Die Füllung wurde 1845 entfernt, um einem Fenster Platz zu machen. Heute befindet sich das Bild einer Frau im Mittelfeld. Die Rahmenpilaster tragen jeweils sechs Wappen, unter denen Tafeln für die Beischriften angebracht sind, die jedoch nicht ausgeführt wurden. In den Seitenhängen sind weibliche Halbfiguren mit Totenschädeln und Stundengläsern dargestellt. Den Aufsatz bildet eine von zwei Löwen gehaltene Wappenkartusche mit zwei Vollwappen, die von der Figur des Salvators bekrönt wird. Im Sockel befinden sich weitere vier Wappen, und im Unterhang ist eine Kartusche mit der Grabinschrift angebracht.

Maße: Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur. Humanistische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. Die Durchleuchtige Vnndt Hochgeborne Furstin Vnndt Frewlein Frewlein Ma=/ria, Hertzogin Zu Braunschwig vnndt Luneburgk, geboren Im Iahr Christi, 15 · 76,a) / Von ihrem Herrn Vatter, Herrn Wilhelmen Hertzogen Zu Braunschwig vnndt Luneburgk, / Vnndt Ihrer Fraw Mutter, Fraw Dorothea, Herren Christiani tertii Konings in Dennen=/march Tochter, Ein sehr Gottfurchtiges frewlein, Vnndt desz Göttlichen wortts rechte, / Liebhaberin, mitt allen Furstlichen Tugenden gezieret, Stirbet Zu Darmstatt im Iahr, / 16 · 10, am, 8 Augustib) wirdt den 13. eiusdem,c) daselbst Furstlich begraben, Lebet / beÿ Gott Ewiglich vndt ruehet in Christo, in frölicher Hoffnungd) der auffer=/stehung ihres leibes Zur ewigen Herrlichkeit.

Wappen:
Braunschweig-Lüneburg; Dänemark (Haus Oldenburg).
Brandenburg, Pommern, Brandenburg, Brandenburg, Mecklenburg, Nassau-Dillenburg, Braunschweig, Braunschweig; Dänemark, Sachsen, Brandenburg, Sachsen, Sachsen, Bayern, Pommern, Sachsen-Lauenburg.1)

Kommentar

Das Epitaph für Maria2) gab ihre Mutter Dorothea, die Tochter König Christians III. von Dänemark, bei Nikolaus Dickhart in Mainz in Auftrag, der das Denkmal 1614 vollendete. Die Fassung besorgte der Maler Gerhard Brück aus Mainz.3)

Textkritischer Apparat

  1. 1570 Haupt; Baur, Grabmal 432 und Europ. Stammtafeln NF I, Taf. 65 geben den 21. 10. 1575 als ihr Geburtsdatum an, während in der Inschrift ihres Sarges ebenfalls 1576 steht, vgl. Nr. 319.
  2. Augusti in humanistischer Minuskel; Baur, Grabmal 432 gibt den 21. 10. 1610 als Todesdatum an.
  3. wirdt den 13. eiusdem fehlt bei Haupt.
  4. Jetzt bey Gott Ewiglich vnndt blickt in Christo in selischer Hoffnung Haupt.

Anmerkungen

  1. Die Wappen stehen nicht in der richtigen Reihenfolge, und auch die Wappenbilder weisen Ungenauigkeiten auf. So müßten auf der heraldisch rechten Seite zuerst Mecklenburg und auf der linken Seite als zweites Wappen statt Sachsen Sachsen-Lauenburg stehen. Das Wappen Pommern paßt auf der rechten Seite nicht in die genealogische Abfolge. Im Wappen Bayern sind die Rauten unzulänglich ausgeführt worden.
  2. Vgl. zu ihr Nr. 319.
  3. Baur, Grabmal 432 f.; Bruhns, Würzburger Bildhauer 265; Haupt 146 f.; der noch nicht ausgewertete Briefwechsel zu dem Denkmal befindet sich unter der Signatur D 5, Konv. 31, Fasz. 2 im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, freundlicher Hinweis von Herrn Josef Heinzelmann, Mainz.

Nachweise

  1. Winkelmann, Beschreibung 104.
  2. Buchner, Sammlung XIII 17.
  3. Haupt, Kdm. 147 mit Abb. 224.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 328 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0032807.