Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 183 Dieburg, Katholische Wallfahrtskirche St. Maria 1547

Beschreibung

Epitaph des Heinrich Groschlag von Dieburg. Das aus rotem Sandstein gefertigte Denkmal steht an der Ostwand im südlichen Querhaus. Auf einer hochrechteckigen Relieftafel kniet der nach rechts gewendete Ritter auf seinem Helm. Seine Hände sind gefaltet, und er sieht zu dem Brustbild Gottvaters auf, der aus den Wolken herabblickt und die rechte Hand zum Segen erhoben hat, während er in der Linken die Weltkugel hält. In den oberen Ecken und links und rechts neben dem Ritter sind insgesamt vier Vollwappen mit Beischriften angebracht. Neben seinem Helm ist ein Totenschädel mit zwei gekreuzten Knochen dargestellt. Über dem von einem profilierten Gesims abgeschlossenen Relief befindet sich eine querrechteckige Tafel mit der Grabinschrift, deren Worttrenner als Quadrangeln ausgeführt sind. Die Bekrönung bildet ein Rundgiebel, der mit zwei Wappen und zwei stilisierten Drachen geschmückt ist.

Maße: H. 390, B. 114, Bu. 3,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/4]

  1. Im · Ior · 1547 · vff · samstag · noch · galli · den · / 22 · tag · Weinmonat · zwissen · 5 · vnd · 6 · auer · / noch · mittag · starb · der · Edel · vnd · Ernuester · / Hennerich · Graschlackt · der Elter · zu · / diepurck · der · sele · gott · genedick · vnd · / Barmherczig · seÿ · Amenn ·

  2. Wappen mit Beischrift 
    Groschlag von Dieburg; Wolf von Sponheim.1) 
    Graschlackt · , · Weingarten · ; · kle · , · saxenhaussen  

Datum: 22. Oktober 1547.

Kommentar

Die Versalien gehören zur gotischen Minuskel, in der Grundformen der Majuskel durch Brechungen und Knickungen umgeformt wurden, ohne daß man hier jedoch Bogenverdoppelungen verwendete. Während A, B und G Anklänge an Formen der Kapitalis zeigen, macht sich bei der schwungvollen Bogenbildung des H der Fraktureinfluß bemerkbar, der auch bei der Verwendung von Anschwüngen beim B sowie bei den Minuskeln m, n und v sichtbar wird. Er kommt auch in den gerundeten rechten Schäften von d, v und w, dem runden Bogen des im Mittelband stehenden p sowie den fehlenden Rechtsbrechungen der langen Schäfte von f, h, k und s zum Ausdruck.2) Das u ist mit einem diakritischen Zeichen in Form von zwei Punkten überschrieben. Seine rechte Haste bricht oben nach rechts statt nach links um.

Heinrich war ein Sohn des Philipp Groschlag und der Margarete von Cleen. Er war mit Katharina von Obentraut verheiratet.3) Der Giebel des Epitaphs trägt die Wappen von Heinrichs Sohn Philipp und dessen Frau Maria Wolf von Sponheim, die das Denkmal errichten ließen.4)

Anmerkungen

  1. Geschacht mit Freiviertel, darin ein Doppeladler.
  2. Vgl. zu den Einflüssen der verschiedenen Schriftarten Einleitung Kap. 5. 4.
  3. Möller, Stammtafeln AF I, Taf. XXXVIII.
  4. Zu ihnen vgl. Nr. 208.

Nachweise

  1. Würdtwein, Epitaphienbuch 287.
  2. Münkler, Dieburg 76.
  3. Herchenröder, Kdm. 75.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 183 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0018306.