Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 118 Babenhausen, Evangelische Kirche 1506

Beschreibung

Grabplatte der Margareta von Babenhausen, geborene von Greffenraith. Die Platte aus rotem Sandstein liegt im südlichen Seitenschiff rechts vom Eingang. Die Inschrift (A) läuft auf dem Rand um. Im Feld befinden sich zwei Wappen unter einer gemeinsamen Helmzier. Darunter ist eine weitere Grabinschrift (B) angebracht. Als Worttrenner dienen in beiden Inschriften Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen, die infolge der Abtretung allerdings oft kaum noch zu erkennen sind.

Maße: H. 200, B. 76, Bu. 7,5 (A), 7 cm (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal (A). Frühhumanistische Kapitalis (B).

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    Anno · d(omi)ni · m · ccccc · via) / qvi(n)ta · p(ost) · festv(m) · s(an)cti · mathie · ap(osto)li · obyt · honesta · margareta · de / greffensaitb) · vxor · / qvo(n)da(m) · validi · henrici · de · babenhvsen · c(vivs) · a(n)i(m)a · r(eqviescat) · i(n) · pace · a(men) ·

  2. B

    ANNO · D(OMI)NI · Mo · / CC · XLVIo · VITA/LIS1) · FRIDERICVS / DE · BABENHV/SEN · MILES · / OBIIT ·

Übersetzung:

(A) Im Jahre des Herrn 1506, am Donnerstag nach dem Fest des heiligen Apostels Matthias (26. Februar) starb die ehrenhafte Margareta von Greffenraith, Gattin des einst festen Heinrich von Babenhausen, deren Seele in Frieden ruhen möge. – (B) Im Jahre des Herrn 1246 auf Vitalis (28. April) starb der Ritter Friedrich von Babenhausen.

Wappen:
Babenhausen,2) Greffenraith.3)

Kommentar

Die Inschrift für Friedrich von Babenhausen zeigt typische Elemente der frühhumanistischen Kapitalis.4) Das A ist spitz und trägt einen Deckbalken sowie einen gebrochenen Mittelbalken. Es werden immer halbunziales B, unziales D und epsilonförmiges E verwendet. Der Balken des H ist mit einer Ausbuchtung gebildet, und die Schräghaste des N ist leicht eingezogen. Die Verwendung der frühhumanistischen Kapitalis läßt darauf schließen, daß die Inschrift (B) entweder gleichzeitig mit der Inschrift für Margareta gefertigt oder nur wenige Jahre später hinzugefügt wurde. Möglicherweise diente sie als Ersatz für eine alte Inschrift. Das Formular entspricht allerdings nicht den Gepflogenheiten des 13. Jahrhunderts. Die Nachstellung von OBIIT ist ebenso ungewöhnlich wie die Auslassung von „in die“ vor VITALIS.5) Jedenfalls hielt man es beim Tode Margaretas oder kurze Zeit später offenbar für nötig, die Memoria Friedrichs durch eine entsprechende Inschrift zu sichern. Friedrich ist der erste urkundlich faßbare Ritter von Babenhausen und gilt als der Stammvater des Geschlechts.6)

Margareta war eine Tochter Conrads von Greffenraith. Ihr Mann Heinrich war ein Sohn des Henne von Babenhausen und wird urkundlich zuletzt 1495 erwähnt.7)

Textkritischer Apparat

  1. mccccvi Steiner; mcciivi Herchenröder; Mohrhardt, Doppelgrabplatte 22; Müller, Stadtkirche gibt das Todesjahr mit 1406 an.
  2. Sic! Grefenradorf Steiner; greffensrm Mohrhardt, Doppelgrabplatte 22.

Anmerkungen

  1. Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön-Werra Taf. IX gibt seinen Todestag mit dem 8. April an.
  2. Ein Wolf mit einer Gans im Rachen; Helmzier: Wolfsrumpf mit der Gans im Rachen.
  3. Ein Balken, darüber ein wachsender Löwe.
  4. Von Herchenröder fälschlich als gotische Majuskel bezeichnet.
  5. Zum im 13. Jh. üblichen Formular vgl. z. B. Nikitsch, Michelstadt 118, Nr. 47 (1204); DI 30 (Lkr. Calw) Nr. 11 (1245); DI 25 (Lkr. Ludwigsburg) Nr. 9 (1280); DI 27 (Würzburg 1) Nr. 36 (1287); DI 29 (Worms) Nrr. 5363 (1287 – 1299); zum Formular vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) XXVII f.
  6. Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön-Werra Taf. IX.
  7. Biedermann, Geschlechtsreg. Rhön-Werra Taf. X; Müller, Ortsnamenbuch 30; Mohrhardt, Stammtafel 103.

Nachweise

  1. Steiner, Bachgau III 204.
  2. Müller, Stadtkirche II 19.
  3. Herchenröder, Kdm. 29.
  4. Mohrhardt, Doppelgrabplatte 20, 22.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 118 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0011805.