Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 103 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Namensinschrift auf dem Fragment eines Wappensteins (?). Das Fragment aus rotem Sandstein wurde bei der Renovierung der Kirche (1967 – 69) aufgefunden und steht heute innen an der Westwand des Langhauses. Der obere Teil der Platte ist abgebrochen. An der Bruchstelle ist links noch der untere Teil eines Vollwappens zu erkennen. Das daneben befindliche Vollwappen ist vollständig zerstört worden. Unterhalb der Wappen sind in zwei Zeilen die Namensinschriften angebracht, die durch eine erhabene Linie voneinander abgesetzt sind. Als Worttrenner dienen Quadrangeln mit paragraphzeichenförmig ausgezogenen Zierstrichen.

Maße: H. 121, B. 92, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. eberhart · wombvlt / an · ffon · cronborcka)

Wappen:
Wambolt von Umstadt; verloren (Kronberg).

Kommentar

Eberhard Wambolt von Umstadt war ein Sohn des gleichnamigen Vaters und der Anna von Buches. Er starb um 1496. Seine Frau Anna war eine Tochter des Frank von Kronberg und der Agnes von Stockheim. Sie ist nur von 1465 bis 1467 nachweisbar.1)

Ronner sieht in dem Stein ein Fragment der Grabplatte des Ehepaars. Dagegen spricht jedoch, daß die Inschrift die für das liturgische Totengedenken wichtigen Todestage nicht enthält.2) Da die Namen direkt untereinander angebracht sind, fehlt auch der Platz, um die Todestage unmittelbar bei den Namen nachzutragen. Möglicherweise steht der Stein jedoch mit dem Umbau der Kirche in Zusammenhang. Zwischen 1460 und 1470 wurde der neue Chor vollendet, und die Erneuerung des Kirchenschiffs fand 1496 ihren Abschluß.3) Der Stein könnte die Beteiligung des Ehepaars an dem Umbau der Kirche dokumentieren, für die es 1465 ein Seelgerät stiftete.4)

Textkritischer Apparat

  1. konborck Ronner.

Anmerkungen

  1. Möller, Stammtafeln NF I, Taf. XLII.
  2. Zur Bedeutung der Grabplatten für das Totengedenken vgl. DI 38 (Lkr. Bergstraße) XXIV – XXIX.
  3. Vgl. Krebs, Umgestaltung 49 – 53 und Nr. 96.
  4. Wagner, Stifte I 397.

Nachweise

  1. Brenner, Grabplatten 42.
  2. Ronner, Kronberg 39 mit Abb. 15.
  3. Scholz, Inschriften 70, Nr. 18.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 103 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0010302.