Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 393 Groß-Umstadt, Evangelische Kirche 1. H. 17. Jh.
Beschreibung
Bibelzitat am Schalldeckel der Kanzel. Die aus Holz gefertigte Kanzel steht am nördlichen Triumphbogenpfeiler. Der sechsseitige Körper ruht auf einer Säule, die in Voluten zum Boden der Kanzel überleitet. Der Schalldeckel, an dessen Seiten die Inschrift in erhabenen Buchstaben angebracht ist, wird von dem sich die Brust öffnenden Pelikan und drei Jungen im Nest als Symbol für Christi Tod und Auferstehung bekrönt. Die Bemalung der Kanzel ist modern.
Schriftart(en): Kapitalis.
ATHEIa) AM 17 / CAPITEL DIES IST / MEIN LIEBER SON / AN WELCHEM ICH / WOL GEFALLEN / HAB DEN SOLT / [IHR HÖREN]b) 1)
Textkritischer Apparat
- Sic! Das M ist möglicherweise durch einen Fehler des Künstlers nicht ausgeführt worden.
- Die Buchstaben sind hier nur auf das Holz aufgemalt und nicht original. Die gerade Cauda des R und der Ansatz der Sporen beim E stimmen nicht mit den Merkmalen der erhaben geschnittenen Buchstaben überein.
Anmerkungen
- Mt 17,5.
- Vgl. Sebald, Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 2. 2, I 388 mit Abb. 250 f.; vgl. demnächst DI Rhein-Hunsrück-Kreis (in Vorbereitung).
- Vgl. Nr. 273 und Nr. 326.
- Kulturdenkmäler Darmstadt-Dieburg 233.
Nachweise
- Scholz, Inschriften 78, Nr. I und 45, Abb.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 393 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0039304.
Kommentar
Das spitze A zeigt eine leichte Linksschrägenverstärkung. Die Bögen des B sind flach und ohne Bogenverstärkung gebildet, die auch bei den übrigen runden Buchstaben fehlt. Das E trägt einen kurzen Mittelbalken und einen verlängerten unteren Balken. Das M, dessen Mittelteil bis zur Grundlinie reicht, ist ebenso wie das N ohne Linksschrägenverstärkung gebildet. Das O ist spitzoval, und die Cauda des R ist leicht gewellt. Die Sporen an den Hasten- und Balkenenden sind nur schwach ausgeprägt. Die Buchstaben der Inschrift wurden außer bei den letzten beiden Worten einzeln aus Holz ausgeschnitten und auf dem schwarzen Untergrund angebracht. Die gleiche Schriftanbringung läßt sich an der Kanzel der Oberweseler Michaelskapelle von 1618/19 beobachten, deren Kapitalis jedoch andere Formen zeigt.2) In Groß-Umstadt weisen die Inschrift (A) am Epitaph der 1594 verstorbenen Ursula Gans sowie das Epitaph der 1614 verstorbenen Anna Brigitta Freund vergleichbare Kapitalisformen auf.3) Enders ordnet die Kanzel in den Kulturdenkmälern Darmstadt-Dieburg aus stilistischen Gründen in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts ein.4)