Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)

Nr. 351 Goddelau, Evangelische Kirche 1623

Beschreibung

Grabplatte des Pfarrers Paul Rais. Die Platte aus rotem Sandstein steht heute innen an der Nordwand des Langhauses. Sie wurde bei der Kirchenrenovierung 1978/79 im Boden in der Nähe des Altars gefunden. Die Grabinschrift (A) läuft auf dem Rand zwischen Linien um und wird in der Mitte des Feldes links und rechts eines erhabenen Kreuzes fortgesetzt. Unter dem Kreuz ist das Bibelzitat (B) angebracht, über dem Kreuz befinden sich zwei erhabene Wappen. Teile der rechten und der unteren Leiste sind überputzt worden und dadurch unleserlich.

Maße: H. 190, B. 72, Bu. 5–6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (Thomas G. Tempel) [1/1]

  1. A

    REVERENDUS ET / [EGREG]IUS VIR M(AGISTER) PAULUS RAISIUS GERAV[IENSI]S EC/CLES[IAE . . . GO/DDEL]AVIANAE ET EIRFELD(ENSIS) PASTOR FIDELISSIMUS // PIE OBIIT TEM/PORE TRISTI / ANNO D(OMI)N(I) MDC / XXIII DIE FEB(RUARII) / XXIII CUM VI/XISSET ANNOS/ XLVII MENSES / SEX.

  2. B

    APOCAL XIV / BEATI QUI MO/RIUNTUR IN DO/MINO1)

Übersetzung:

(A) Der ehrwürdige und hervorragende Mann Magister Paul Rais aus Groß-Gerau, treuester Pfarrer der Kirchen von Goddelau und Erfelden, starb fromm in trauriger Zeit im Jahre des Herrn 1623, am 23. Februar, nachdem er 47 Jahre und sechs Monate gelebt hatte.

(B) Apocalypse 14: Selig sind, die im Herrn sterben.

Wappen:
Goddelau; unkenntlich.

Kommentar

Die regelmäßig gehauene Kapitalis zeigt spitzes A mit Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, M mit weit hochgezogenem Mittelteil sowie nebeneinander verwendetes U und V.

Paul Rais war ein Sohn des Groß-Gerauer Bürgers Rais und wurde 1592 in Marburg immatrikuliert. Er war von 1603 bis 1608 Schulmeister in Dornheim und von 1608 bis 1623 Pfarrer von Goddelau und Erfelden, das seit 1535 als Filial zu Goddelau gehörte.2) Die Formulierung OBIIT TEMPORE TRISTI bezieht sich auf die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, in dessen Verlauf im Jahr 1622 die Obergrafschaft von den Truppen des Grafen von Mansfeld besetzt und geplündert wurde. Darmstadt wurde erobert und der kaiserfreundliche Landgraf Ludwig V. mit seinem Sohn gefangengenommen.3)

Anmerkungen

  1. Offb 13,14.
  2. Hassia sacra I 141; Müller, Ortsnamenbuch 231.
  3. Weinheimer, Geschichtsbilder 151 f.; Press, Hessen 301; Schaab, Kurpfalz II 114 f.

Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 351 (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0035108.