Inschriftenkatalog: Stadt Darmstadt und Landkreise Darmstadt-Dieburg sowie Groß-Gerau
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 49: Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau (1999)
Nr. 334(†) Darmstadt, Evangelische Stadtkirche 1615, 1616, 1617
Beschreibung
Epitaph für Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt und seine Familie. Das Epitaph aus Alabaster und schwarzem rheinischen Marmor steht an der Stirnwand des hinteren Gewölbes der Fürstengruft. Auf dem mit einem Girlandenfries versehenen Postament ruht ein zehnfach abgetreppter Sockel, dessen von Pilastern und Halbsäulen gerahmte Blendnischen ursprünglich die in Öl auf Kupfer gemalten Bildnisse des Stifterehepaars und seiner zwölf Kinder enthielten. Auf der linken Seite waren die Porträts Ludwigs und seiner fünf Söhne in der Abfolge ihrer Geburt zu sehen, auf der rechten Seite die Porträts Magdalenas und ihrer sieben Töchter. Die Täfelchen wurden aus dem Epitaph herausgenommen und befinden sich in Privatbesitz. Die Tafeln mit den Inschriften (P) und (Q) konnten nicht aufgefunden werden. Jedes Bild ist ähnlich aufgebaut. In der Mitte steht die Person in Ganzfigur auf einem Boden von rot-braunen und weißen Fliesen vor einer dunkelroten Draperie. Die Männer sind stets leicht nach links gewandt, während die Frauen sich etwas nach rechts wenden. Außer den vor 1616 verstorbenen Kindern sind alle Dargestellten schwarz gekleidet. Die in Gold geschriebenen Inschriften sind über das ganze Bild verteilt. Über den Personen ist die Namensinschrift angebracht, auf der linken Seite des Bildes sind die Daten der Geburt und der Vermählung sowie das Datum der Entstehung des Porträts angegeben. Auf der rechten Seite werden die Lebensdauer, das Todesdatum und der Begräbnisort genannt. Diese letzten Daten konnten natürlich nur von denjenigen angegeben werden, die bis zum Jahr 1616 verstorben waren. Bei allen anderen wurde hinter den Worten Gelebt und Begraben Platz gelassen und durch einen kleinen waagerechten Strich angezeigt, daß hier der fehlende Text später eingefügt werden sollte. Tatsächlich sind auf allen Täfelchen die wesentlichen Daten nachgetragen worden. Als Worttrenner wurden in den Inschriften Punkte verwendet, die entweder in der Zeilenmitte oder auf der Grundlinie stehen. In die äußeren drei Blendnischen auf der linken Seite und die letzte Blendnische auf der rechten Seite des Sockels ließ Ludwig V. nach dem Tode seiner Frau laut Haupt Kupfertafeln mit den Inschriften (R) – (U) einfügen. Diese Tafeln sind heute verloren, ihre Texte hat Haupt jedoch überliefert. Während (R) und (U) abgeschlossene Texte tragen, wird die Inschrift (S) in (T) fortgesetzt. Über den mittleren elf Achsen des Sockels erhebt sich die in Form einer Serliana gestaltete Ädikula, unter deren Bogen sich ein Kruzifix befindet, dessen Stamm in den Sockel hinabreicht. Am oberen Ende des Kreuzes ist der Titulus (A) angebracht. Die rechteckigen Seitenfelder werden von Schrifttafeln aus Kupfer gefüllt. Auf der linken Tafel befindet sich Inschrift (B), auf der rechten Inschrift (C). Jeder Vers der beiden Inschriften ist in zwei Zeilen unterteilt. Die Buchstaben der ersten Zeile sind immer etwa 0,2 cm größer als die der zweiten Zeile. Auf den Rahmen der Tafeln sitzen jeweils zwei Wappenmedaillons, und der Sockel trägt links und rechts außen jeweils ein weiteres Wappenmedaillon.
(P) und (Q) nach Abb. bei Miniaturen Sammlung Taf. 8, (R)–(U) nach Haupt.
Maße: H. 236, B. 290, Bu. 1 (A), 0,5–0,7 (B,C), 0,3–0,5 (D–Q) cm.
Schriftart(en): Kapitalis. Fraktur.
- A
I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)
- B
VON GOTTES GNADEN / AVSZERKORN /EIN FVRST VON HESSEN / HOCHGEBORN /LVDWIG DISZ NAHMENS / DER SECHSTE2) WAR /ALS MAN AN ZEIT ZAHLT / TAVSENT IAHR /SECHSHVNDERT VND NOCH / FVNFFZEHEN MEHR /NACH CHRISTI GBVRT IST / ALTE LEHR /DERSELB HATT HIE ZV=/RICHTEN LOHN /DIS GEWELB VND EPITA=/PHION /VOR SICH VND SEIN POS=/TERITET /ZVM GRAB VND RVH EIN / FVRSTLICH STEDT /DAMIT WANN GOTTES MACHT / VND HANDT /ZV SICH AVS DIESEM VATT=/ERLANDT /NIMBT EINEN IETZT DEN / ANDERN SONST /DVRCH TODT AVSZ VAT=/TERLICHER GONST /DAN WIR IA MVSSEN STERB=/EN ALL /DIE SVNDT HATS BRACHT / ZV DIESEM FALL /ALSDANN DER LEIB ANHER / KOMM FORTHa) /VND NEHM SEIN RVH AN / DIESZEM ORTT /WIE SOLCHS AVCH GETHAN / KONIG VND HERNN /IM ALTEN TESTAMENT / ZV EHRNb) //DER ABGESTORBNEN / IN GOTT /SO KOMMEN WAHRN DVRCH / TODTES NOTH /AVCH FVRTERS WORDEN / SITT VND LAVFF /SOLCH FEIN BEGREBNVS / RICHTEN AVFF /DISZ STEHT WOHLL VND IST / LOBENS VOLL /DARVMB MANS NIT VNDERLA=/SSEN SOLL /WEIL MAN SOLL WIDER / AVFFERSTEHN /ZV SEINER ZEIT VND HER/FVR GEHN /ZV NEHMEN EIN MIT HERR/LICHKEIT /DAS LEBEN VND DIE SELIG/KEITT /ALLEN GEB GOTT EIN SEH/LIGS ENDT /WANN SICH DAS ZEITLICH / MIT IHN WENDT /GEB ALLEN AVCH AM IVNGS/TEN TAGK /ZV STEHEN AVFF VON DES / TODTES PLAG /VND DASZ IHN WERDT DES / HIMMELS THRON /DEN VNS GEBAWT HATT / GOTTES SOHN /DARINN ZV LEVCHTEN WIE / DIE STERN /SO IHREN GLANTZ THVN / ZEIGEN FERNNc) /AMEN AMEN DAS WERDE / WAHR /ZV EHR VND FREVD DER / GANTZEN SCHAR /
- C
LVDWIG DER THEVRE / FVRST VND HERR /ZV MEHREN SEIN STAMM / VND NAHMENS EHR /EIN FRAWLEIN WARB HIES / MAGDALEN / VON BRANDENBVRGK IHM / SEHR BEQVEM /HANS IORG CHVRFVRST IHR / VATTER WAHR /ELISZABETH SIE GLVCKLICHd) / GEBAR /VON ANHALDT WAR EIN / FVRSTIN SCHON /ALLR EHR VND TVGENT / ZV GETHAN /FVR WAR DIESZ GOTTES / SCHIKVNG WAR /WIE ALLE WERCK SOLCHS / ZEVGEN KLAR /VND HOHEM STAMM SIE / KOMMEN HER /VERWANDT KAYSERN VND / KONIGEN SEHR /BEFREVNDT MIT CHVR VND / FVRSTEN BLVDTe) /MIT HERTZOGEN VND AN=/DERN GVTT /DER LOBLICH FVRST GVTHIG / VND MILDT /VND ALLER GNADT EIN / RECHTES BILDT /REGIRT SEIN VOLCK MIT / SITTIGKEIT /AVCH ERNST VND STRAF / WIES GOTT BESCHEIDT /DIE HOHE SCHVLL IN GIESSEN / STIFFT3) /VND SIE VERSAH MIT REICH/ER GIFFT /ER BAWT DAS LANDT NVTZ/LICH VND WOHL /VND MACHT DIE SPEICHER / FRVCHTEN VOLL //DIE GEMAHLIN FROMB EIN / FVRSTIN SCHON /ALLER TVGENDT VND EHR / EIN CRON /VON IVGEND AVF ZVR / HEILLIGKEIT /ERZOGEN VNND ZVR / GVTIGKEIT /LIEBT GOTT VON HERTZ/EN INNIGLICH /DER IST IHR TROST VNND / FREVDT ZVGLEICH /SINDT BEIDT REINERf) / RELIGION /VNND AVGSPVRGISCHER / CONFESSION /DEM VOLCK WIRDTS / EVANGELION /GEPREDIGT LAVTER REIN / VNND SCHON /SINDT BEIDT DER VNDER/THANEN HORT /WIE SIE DAN SOLCHS LEHRT / GOTTES WORT /DRVMB AVCH IHR EHE GE/SEGNET HATT /DER GVTHIG GOTT MIT / REICHER THAT /SCHON HERNN VND SCHONEg) / FRAWELEIN /SINDT BEIDER HERTZ VND / AVGENSCHEIN /GOTT GEB IHN ALLN VIELL / ZEIT VND IAHR /VND THVE SIE FERN VON / NOTH VND GFAHR /ERHALDT DVRCH SIE DAS / HESSENLANDT /VND MACH SIE FEST IN IHREM / STANDT /BAW AVCH AVS DER / POSTERITET /VIEL ANDRE HEVSSER / REICH VND STETT /
- D
Ludwig Landgraff zu Hessen (etcetera) / Geborn Zu Darmstad 24. / (Septem)bris Zu Mitt=/ernacht Zwischen / 11 vnd 12. vhrn Anno / 1577 · / Gemahlt An(n)o / 1616. / Vermählet An(n)o / 1598. den. 5. Iunÿ // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben〈am / 27 Iuli 1626. Abends / zwischen 8 u(nd) 9 Uhr〉 / Begraben 〈am / 11 September〉
- E
Georg Landgraff / Zu Heszen (etcetera) / Geborn / Darmstat 17. / Martÿ morge(n)ts / nach 7. Vhrn A(nn)o / 1605. / Gemahlt An(n)o / 1616. / Vermählet〈am / 1 April 1627〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben 〈a(m) / 11 Iuni 1661, / Nachmittags / 2 3/4 Uhr〉 / Begraben / 〈am 23 Iuni〉
- F
Iohannes / Landgraff zu / Hessen (etcetera) / Geborn Darmst(at) / 17. Iunÿ Mor=/gents Zwischen / 4. v(n)d 5. Vhrn / A(nn)o. 1609. / Gemahlt A(nn)o. / 1616. / Vermählet 〈am / 30 September 1647〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben 〈1 Aprlh) 1651 / Morgens. 10 u(nd) 11〉 / Begraben〈am / 27 Mai〉
- G
Henrich La(n)dg(raff) / Zu Hessen / Geborn / Darmst(at) den / 1 April 1612 / Morgens / 8 Uhr / Gemahlt An(n)o. / 1616. / Vermählet 〈. . .〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben 〈11 Octobrh) 1629 / zu Siena〉 / Begraben 〈. . . / zu Darmst(at) 1630.〉
- H
Ludwig Landgr(aff) / Zu Hessen. / Geborn Zu Darmstat / 12. (Septem)bris nachts / kurtz vor 11 Vhrn / A(nn)o 1614. / Gemahlt A(nn)o. 1616. // Gelebt 4. tag. / Gestorben / den 15. (Septem)bris / nachts balt nach 12. A(nn)o 1614. / Begraben Zu Darm=/stat den 19. (Septem)bris / Anno eodem.
- I
Friderich Landgraue / Zu Hessen / Geboren zu / Darmstadt de(n) / 28 Februar / abents baldt / nach 7. vhrn. / Anno 1616. / Gemahltt · / Anno 1617 · / Vermehlett · 〈. . .〉 // Gelebett 〈. . .〉 / Gestorben 〈am / 25 Februari 1682〉 / Begraben 〈. . .〉
- J
Magdalena Landgräffin Zu Hessen (etcetera) / Geborne Marggräffin Zu Brandenburgk (etcetera) / Geborn den 7. Januarÿ / Anno 1582. / Gemahlt Anno 1616. / Vermählet Ann(o) 1598. / den 5. Junÿ. // Gelebt 34. Jahr 4. / Monat vnd 5. tage. / Gestorben 4 Maÿ. / Morgents vor. 3. Uhrn. / Anno 1616. / Begraben Zu Darmstat 22 Maÿ / Anno eodemi)
- K
Elisabeth Magdalena La(n)d=/gräffin Zu Hessen / Geborn Darmstat 23. Apr(il) / nachts Zwischen 12. v(n)d 1. V(hrn) / Anno. 1600 / Gemahlh) A(nn)o. 1616. / Vermählet an / Hertzog Ludwig / Friderichen / Zu Würtenbergk / Anno eodem. // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben. 〈am 9 / Iuni 1624 Morgens / Zwischen 3 u(nd) 4 Uhr,〉 / Begraben / 〈am 13 Iuli〉
- L
Anna Eleonora La(n)dgr(äffin) / Zu Hesse(n) / Geborn / Darmst(at) 30. Julÿ / Abents Zwischen / 6. v(n)d 7. vhrn A(nn)o / 1601. / Gemahlt / a(nn)o 1616. / Vermählt / 〈an Hertzog / Georgen zu / Braunsch=/weigk vnd / Lunenburg / den 14. / Decembris / Anno 1617.〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben. / 〈6 Mai 1659 / Mittags Zwischen / 11 u(nd) 12 Uhr〉 / Begraben / 〈am 31 August〉
- M
Maria Landgräffin zu / Hessen / Geborn Darnst(at)h) / 11. decemb(ris) abe(n)ts / Vmb 4. Vhr. / Anno 1602. / Gemahlt / A(nn)o. 1616. // Gelebt 7 · / Iahr. 4. Monat / 11. tage / Gestorben den / 10. Aprilis abe(n)ts / Zwischen 3. v(nd) 4. / An(n)o. 1610. / Begraben 26. / eodem. Zue / Darmstat.
- N
Sophia Agnes Landg(räffin) / Zu Hessen / Geborn / Darmstat / 14. Januarÿ / Mittags / gleich nach / [..] Vhrnj) A(nn)o / 1604. / gemahlt / A(nn)o 1616. / Vermählet 〈1624.〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben 〈am / 8 Sept(ember) 1664 / Morgens u(m) 3. Uhr〉 / Begraben 〈am 14 November.〉
- O
Iuliana La(n)dgräfin zu Hess(en) / Geborn / Darmstat / 14. April / Morgens / früh vor 2. / A(nn)o. 1606 / gemahltt / A(nn)o. 1616. / vermählet / 〈5 März / 1631 ·〉 // Gelebt 〈. . .〉 / Gestorben 〈am / 15 Ianuar 1659. / Morgens 3 Uhr,〉 / Begraben〈am / 25 April.〉
- P†
Amalie Landgraefin Zu Hessen / Geboren / Darmstadt / A(nn)o. 1607 / Gemalt / A(nn)o 1616 / Vermaelt 〈. . .〉 // Gestorben 〈am / 11. Sept(embris) 1627 / Mittags 3 Uhr〉 / Begraben 〈. . .〉k)
- Q†
Hedwig Landg(räffin) / Zu Hessen / Geborn / Darmstatt / 21. Iunÿ Nachts / halbig 1. Uhrn / Anno. 1613. / gemahlt A(nn)o / 1616. // Gelebt. 8. Monat. 10. tag. / Gestorben 2. Martÿ / Nachts vm 12. Vhr / A(nn)o 1614. / Begraben Zu darm=/statt 8. Martÿ / anno eodemk)
- R†
Hassiae DomusInclyta Cattorum bis mille et longius annosGens iusto Hassiacum rexit iure solumHaec habuit reges et bello et Pace potentesHaec habuit Comites gens habuitque Duces Ter sane immo quater dominans domus occidentalesSed redit auspiciis auctior usque novisNam cum Batonis genus omne periret et [. . .]Thuringum agnoscit Cattidos ora DucemCum tamen hic quoque deficeret cum gente Lo[. . .]Hassiae Bathonus sceptra regenda capitHic sed in HENRICO caderet cum Caesar [. . .]Successit MAGNI posteritas CAROLIQuae quaml) quingentis Hassie nunc in [. . .]Rexerit id Latio constat ubique soloDet Deus ut nullus Princeps post imperet HassisInclyta nim) magni sit suboles Caroli
- S†
LUDOVICUS VI.4) HASSIAE LANDGRAVIUSCum post quingentos et Mille et septuagintaSeptimus a nato Christo feliciter annusCurreret ex Duce Cattorum Genitore GeorgoEx Genitrice pia Magdalena Lippidos oraeIllustri comite HASSORUM PRINCEPS LUDOVICUSNascitur et magni cura Genitoris ad artesMusarum celebres et res operasque DucaliDignas Prole statim teneris adhibetur in annisIamque Patri et Patriae spes summaque cura suorumSplendescensque Ducum speculum admiratio cunctisMagna, novem et denos vitae feliciter annosFinierat, quando matris post funera dulcemAmisit patrem et communi voce suorumEx Sophiae castris ad sceptra paterna vocaturCumque onus Imperii binos iam ferme per annosPertulerat solus sine compare SceptrigerorumCaptus amore Ducum praelustrem Sprevidos A(ulam)Intrat et ex BRENNI generosa posteritate
- T†
Non solvendo unquamn) sibi iungit amore MARITAMHoc quam tranquillum quam felix quamque secundumQuam simul hoc fuerit numerosa prole beatumConiugium, id magni Proceres Germanidos orbisDarmstadium toties festa ad natalia ductiHaeque tot illustreso) hac sacra in sede locataeOstendunt tabulae, tabulae quae magna ParentumNomina et Hassiacae facta inclyta Gentis et ipsasSe quondam populis orbique dabunt revidendasEt sua per totum spargent Encomia mundumSed cum nil cunctis Quicquam durabile terrisOmnia sed fragili suntp) dependentia filoEt rigidae subiecta neci, Mora invida binosHoc etiam prisco Regum de semine natosInviso invasit telo geminosque IehovaeNon sine consilio iunctos divulsit amantesHancque suis Proavis sociavit. Triste dolentemHunc viduo iniecit thalamo. Succurre iacentiChriste Duci et caput hoc illustre tuere, laborumNe sub tantorum succumbat mole. PropagiSed dulci patriaeque suae templisque scholisqueEt Christo et adeo communi Christidos orbisUsque in Pylios vivat feliciter annos
- U†
Hassiae Landgravii Coniugis Marchionissae Brandenburgensis p(iae) m(emoriae) epitaphiumPrincipis Hassiaci Sexti4) consors LudoviciBrandenburgiaco patre Electore IohanneGeorgio Matre Elisabetha Anhaldidos oraePrincipe nata sui Princeps lux maxima saecliIam iam bis binos trigintaqueq) vixerat annosBis octo virgo, ter sex sociata maritoBis senam ediderat Prolem, ternam Aetheris aulaeReddiderat, ternam ter pulchro corpore datosQuinque Mares binos bis cum Genitore relinquensAd superos Madelena domos abit. Ossa tegunturHoc tumulo. In caelis vivit mens Dia. MaritusTriste gemit sociam, Soboles plorat Genitoremr)Nos omnes nobis matrem lugemus ademptamAeter auxilium nostroque medere dolori
Übersetzung:
(R) Das Haus Hessen. Das berühmte Volk der Chatten hat das hessische Land 2000 Jahre und noch länger mit vollem Recht beherrscht. Das Volk hatte Könige, die in Krieg und Frieden mächtig waren, es hatte Grafen, und es hatte Herzöge. Ein Geschlecht herrschte wohl über dreimal vier Geschlechter im Westen, bis es jedoch vergrößert durch immer neue siegreiche Unternehmungen zurückkehrte. Denn als das ganze Geschlecht des Bato unterging und ..., erkannte das Land der Chatten den Herzog der Thüringer an, doch als auch dieser ..., ergriff Bathonus das Zepter und die Leitung Hessens. Als jedoch dieser gegen (?) Heinrich fiel ... Es folgten die Nachkommen Karls des Großen, die jetzt mehr als fünfhundert Jahre in Hessen (?) ... herrschen, was überall auf römischem Boden bekannt ist. Gott möge geben, daß keiner als Fürst danach in Hessen herrscht, außer er ist ein ruhmreicher Nachkomme Karls.
(S – T) Als das 1577 Jahr nach Christi Geburt glücklich angebrochen war, ist dem Vater Georg, Herzog der Chatten, und der frommen Mutter Magdalena, der durchlauchten Gräfin zur Lippe, der Fürst der Hessen Ludwig geboren worden. Er wurde durch die Sorgfalt des Vaters von Jugend auf an die bekannten Künste der Musen und an die Dinge und die Beschäftigungen, die eines Fürstensohnes würdig sind, herangeführt, und schon war er die Hoffnung des Vaters und des Vaterlandes, das höchste Augenmerk der seinigen, ein glänzender Spiegel der Fürsten und für alle ein Anlaß großer Bewunderung. Er hatte neun und zehn Jahre vollendet, als er nach dem Tod seiner Mutter auch den lieben Vater verlor und mit der gemeinsamen Stimme der Seinigen aus dem Lager der Weisheit zum väterlichen Zepter berufen wurde. Und als er die Last der Herrschaft schon beinahe zwei Jahre allein ohne Gefährtin aus fürstlichem Hause ertragen hatte, betrat er von Liebe ergriffen den sehr vornehmen Hof der Fürsten an der Spree (Berlin), und er verband sich in untrennbarer Liebe seiner Frau aus der edlen Nachkommenschaft des Brennus. Diese Ehe ist sehr ruhig, sehr gesegnet, sehr glücklich und zugleich reich mit zahlreichen Nachkommen beschenkt gewesen. Daß die großen Fürsten Deutschlands nach Darmstadt zu so vielen Geburtsfesten geführt worden sind, zeigen diese zahlreichen ins Auge fallenden Tafeln, die an dieser heiligen Stätte aufgestellt worden sind. Diese Tafeln werden die großen Namen der Eltern, die berühmten Taten des hessischen Volkes und sich selbst einst den Völkern und der Welt zur Betrachtung geben. Und sie verbreiten ihre Lobreden in der ganzen Welt. Aber weil nichts auf der ganzen Erde dauerhaft ist, sondern alles von einem dünnen Faden abhängig und dem unerbittlichen Tod unterworfen ist, hat die neidische Zeit auch die beiden Kinder vom alten Stamm der Könige mit der verhaßten Waffe angegriffen und die beiden nicht ohne den Plan Gottes verbundenen Liebenden gewaltsam getrennt und die Frau ihren Vorfahren zugesellt. Ihn wirft sie traurig und voll Schmerz auf das einsame Ehebett nieder. Christus, eile dem darniederliegenden Fürsten zur Hilfe und schütze dieses erlauchte Haupt, damit es nicht unter der Last solchen Kummers niedersinkt, sondern für die süßen Nachkommen, für sein Vaterland, für die Kirchen und Schulen, für Christus und auch für die ganze christliche Welt bis ins hohe Alter leben möge.
(U) Epitaph der Gattin des Landgrafen von Hessen, der Markgräfin von Brandenburg seligen Andenkens. Die Gattin des Fürsten von Hessen, Ludwigs VI., war eine Tochter Johann Georgs, Kurfürsten von Brandenburg, und der Elisabeth, Fürstin von Anhalt. Die Fürstin war das größte Licht des Jahrhunderts und hatte schon zweimal zwei und dreißig (34) Jahre gelebt, zweimal acht als Jungfrau und dreimal sechs als Gefährtin ihres Mannes. Sie hatte zweimal sechs Kinder geboren, hatte drei dem Himmel zurückgegeben, und indem sie dreimal drei von ansehnlicher Gestalt und darunter zweimal zwei der fünf männlichen Kinder, die sie ihm geboren hatte, dem Vater, zurückließ, ging Magdalena zu den himmlischen Häusern hinüber. Ihre Gebeine werden von diesem Grab bedeckt, ihre edle Seele lebt im Himmel. Der Mann klagt traurig um die Gefährtin, der Nachwuchs beweint den Vater, und wir alle trauern um die uns entrissene Mutter. Der Himmel bringe Hilfe und heile unseren Schmerz.
Versmaß: Deutsche Reimverse (B, C). Distichen (R). Hexameter (S – U).
Hessen, Lippe, Sachsen; Brandenburg, Anhalt, Sachsen. |
Textkritischer Apparat
- dorth Haupt 151.
- dern Haupt 151.
- gern Haupt 152.
- I über den Balken des L gestellt.
- blüht Haupt 151.
- einer Haupt 151.
- Das Wort fehlt bei Haupt 151.
- Sic!
- Von diesem Bild existiert noch eine weitere Fassung, die aber nur beim Brustschmuck und in der Anordnung der Inschrift Abweichungen zeigt. Der Wortlaut ist bis auf die letzte Zeile identisch. Sie lautet dort: A(nn)o 1616.
- Eine Ziffer ist nicht zu erkennen. Ob sie nur vergessen wurde oder vollständig verblaßt ist, läßt sich nicht entscheiden.
- Text nach der Abb. in Miniaturen Sammlung Taf. 8.
- So möglicherweise verlesen aus plus.
- in Haupt 152, wohl aufgrund eines Druckfehlers.
- nunquam Haupt 153; damit enthält der Vers aber einen metrischen Fehler, und auch der Sinn wird unverständlich.
- ilustres Haupt 153.
- sund Haupt 153.
- triquintaque Haupt 153, wohl aufgrund eines Druckfehlers.
- Sic!
Anmerkungen
- Nach Joh 19,19.
- Die Bezeichnung Ludwigs V. als DER SECHSTE ergibt sich daraus, daß sein 1357 gestorbener Vorfahre Ludwig, Bischof von Münster, mitgerechnet wurde, obwohl er nie an der landgräflichen Regierung teilhatte, vgl. Europ. Stammtafeln NF I, Taf. 97.
- 1605 erfolgte die Gründung des Gymnasiums, das zum Ausgangspunkt der Universitätsgründung von 1607 wurde, vgl. Press, Hessen 298.
- Vgl. Anm. 2.
- Zu ihr vgl. die folgende Nr.
- Vgl. zu ihm auch Nr. 359.
- Haupt 152.
- Vgl. die Beschreibung bei Haupt 153 f. mit Abb. 228 – 239.
- Haupt 152 mit Abb. 225 und 226.
- Haupt 152 f.; die betreffende Stelle konnte vom Bearbeiter in der Buchschen Chronik nicht ermittelt werden.
- Haupt 152, der die linke Tafel und die rechte Tafel verwechselt: „Die neu hinzugekommene rechte Inschrift nennt das Jahr 1615 für die Entstehung des Epitaphs ...“; diese Tafel befindet sich jedoch links, was im Kommentar bereits berücksichtigt wurde.
- Diese spiegelt sich auch in dem Deckenbild des Jüngsten Gerichts wider, das Ludwig V. als Auferstehenden zeigt, vgl. Haupt 154 mit Abb. 229.
- Vgl. zum folgenden Dilich, Hessische Chronica II 28 – 30; auf das Werk von Dilich machte mich freundlicherweise Herr Dr. Peter Engels, Darmstadt, aufmerksam.
- Dilich, Hessische Chronica II 55, 64 f.
- Dilich, Hessische Chronica II 104 ff., 128, 143; zur Abstammung der Landgrafen von Hessen von Karl dem Großen vgl. auch Nr. 263.
Nachweise
- Ehrengedächtnis Ludwigs V. (B).
- Miniaturen Sammlung Taf. 4 – 9.
- Haupt, Kdm. 151 – 153 (B, C, R – U) mit Abb. 225 u. 226.
Zitierhinweis:
DI 49, Darmstadt, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Nr. 334(†) (Sebastian Scholz), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di049mz06k0033409.
Kommentar
Die Inschriften (B) und (C) sind in einer gut proportionierten Kapitalis geschrieben. Der Einfluß antiker Vorlagen zeigt sich in der Linksschrägenverstärkung bei A, M, N und V sowie in den Bogenverstärkungen bei C, D und G. Bei B und O hingegen sind die Bögen ungleichmäßig ausgeformt. Der Mittelteil des M reicht nur bis zur Zeilenmitte, und das R trägt eine gewellte Cauda. Beim N ist der Schrägbalken mehrfach über die rechte Haste hinaus zu einer bogenförmigen Zierlinie ausgezogen und ebenso wie die Cauda des R unter die Grundlinie geführt. Auch der untere Balken des Z ist häufig zu einem Zierstrich ausgezogen. In den letzten Zeilen von Inschrift (B) sind diese Zierelemente besonders betont und mit zusätzlichen Schlingen versehen worden. Die Zeilenanfänge sind stets durch überhöhte Buchstaben gekennzeichnet.
Die Texte der Inschriften (D) bis (H) und (J) bis (Q) sind mit Ausnahme der Nachträge von einer Hand geschrieben. Die erst 1617 ausgeführte Inschrift (I) stammt von einer stark kursiv schreibenden Hand, die sich deutlich von den anderen Schreibweisen abhebt und die auch den ersten Nachtrag in der Inschrift (L) geschrieben haben dürfte. Alle anderen Nachträge stammen von einer dritten Hand und sind demnach deutlich später hinzugefügt worden. Die Felder, welche die Tafeln mit den Inschriften (R) – (U) trugen, sollten möglicherweise ursprünglich Tafeln mit den Darstellungen weiterer Kinder aufnehmen. Da (U) ein Epitaph für die 1616 verstorbene Magdalena5) ist und (T) ebenfalls auf ihren Tod Bezug nimmt, können diese Tafeln erst 1616 gefertigt worden sein. Die Schrift muß extrem klein gewesen sein, um die langen Texte unterzubringen, da die größte der fraglichen Tafeln nur 12,2 cm hoch und 8,5 cm breit war und die kleinste eine Größe von ca. 8 cm Höhe und 6 cm Breite besaß. An der realen Ausführung der Inschriften ist aber nicht zu zweifeln, da sie auch auf der Abbildung des Epitaphs im Ehrengedächtnis Ludwigs V.6) durch kleine, zeilenweise gesetzte Striche angedeutet werden. Haupt hat die Inschriftentexte offenbar buchstabengetreu wiedergegeben, wofür der Wechsel von Groß- und Kleinschreibung sowie die nicht den modernen Regeln folgende Interpunktion spricht. Seine Edition wurde deshalb im wesentlichen ohne Veränderungen übernommen, und nur einige offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. In (R) hat Haupt die ersten beiden Fehlstellen durch drei Punkte und die beiden folgenden Fehlstellen durch jeweils fünf Punkte gekennzeichnet. Dies könnte darauf hindeuten, daß an den mit fünf Punkten gekennzeichneten Stellen nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Distichen fehlen, die Haupt nicht mehr lesen konnte. Zudem ist Inschrift (R) deutlich kürzer als die Inschriften (S) und (T), obwohl sich (R) vermutlich auf dem größten der vier Täfelchen befand. Die ungelenken lateinischen Verse wurden von Professor Goclenius in Gießen verfaßt.7) Auffällig ist die Verwendung griechischer Genitivendungen bei Ortsnamen, wie etwa bei Cattidos ora oder Germanidos orbis.
Laut Inschrift (B) ließ Ludwig im Jahr 1615 die von seinem Vater Georg angelegte Fürstengruft mit aufwendigen bildlichen Darstellungen und Wappen in Stuck sowie einem Epitaph ausschmücken.8) In dem von Georg II. nach dem Tode seines Vaters Ludwig herausgegebenen „Ehrengedächtnis“ sind zwei Radierungen überliefert, von denen die erste das ganze hintere Gewölbe abbildet, während die andere nur das Epitaph zeigt. Georg Haupt hält beide Radierungen für Entwürfe von Philipp Uffenbach, den er auch als den Maler der Kupfertafeln namhaft macht. Die beiden Entwürfe zeigen nach Haupt den Zustand vor 1617.9) In diesem Jahr soll das von einem Kölner Meister gefertigte Epitaph laut der Buchschen Chronik „unmittelbar vor dem 3. August“ aufgestellt worden sein.10) Auf der zweiten Radierung, die nur das Epitaph zeigt, sind sowohl die Darstellungen auf den Täfelchen erkennbar als auch der Text der beiden großen Tafeln lesbar. Es handelt sich um Inschrift (B), die auf beide Tafeln verteilt ist. Daraus schließt Haupt, der Text der linken Tafel sei erst später nachgetragen worden, doch bleibt er jede Angabe schuldig, wann und warum die Tafeln verändert worden sein sollen.11) Man muß hier zunächst berücksichtigen, daß die Abbildung zu klein ist, um den vollständigen Wortlaut beider Inschriften lesbar wiederzugeben. Da es sich aber um das „Ehrengedächtnis“ Ludwigs handelte, gab man nur den Text seiner Inschrift wieder. Gegen die Annahme, es handele sich bei der Darstellung um einen früheren Entwurf, spricht auch die Tatsache, daß das Täfelchen für den 1616 geborenen Friedrich abgebildet ist, das erst 1617 gemalt wurde. Zudem könnte der einzige Anlaß für eine nachträgliche Veränderung der beiden Haupttafeln nur der Tod Magdalenas von Brandenburg am 4. Mai 1616 gewesen sein. Unter diesen Umständen wäre es jedoch zu erwarten, daß eine der beiden Inschriften als Epitaphientext für Magdalena konzipiert worden wäre oder zumindest ihren Tod erwähnt hätte, was jedoch nicht der Fall ist. Keine der beiden Inschriften ist im eigentlichen Sinne ein Epitaphientext. Inschrift (B) nennt zunächst das Jahr der Fertigstellung des Epitaphs und des Gewölbes, d. h. seiner Stuckaturen, und Ludwig als Auftraggeber der Arbeiten. Damit entspricht der Anfang des Textes einer Bauinschrift. Der folgende Teil erklärt die Absicht, die Ludwig mit der Ausgestaltung des Gewölbes verfolgte. Durch sie hat er für sich und seine Nachkommen eine FVRSTLICH STEDT in der Tradition der Könige des Alten Testaments geschaffen. Hier ruht der Körper in angemessenem Rahmen bis zu seiner Wiederauferstehung. Da sowohl der Tod als auch die Wiederauferstehung unausweichlich sind, ist die Sorge um den Bestattungsplatz eine würdige und wichtige Aufgabe des Fürsten. Die Inschrift hält also Ludwigs Intention für die Ausschmückung der Gruft fest: Die Angehörigen seiner fürstlichen Familie sollen in angemessenem Rahmen die Wiederauferstehung erwarten. Der Schluß der Inschrift gibt einer positiven Auferstehungserwartung Ausdruck.12)
Inschrift (C) behandelt die Leistungen des Herrscherpaars für ihr Land. Die Heirat Ludwigs mit Magdalena, der Tochter des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, verdeutlicht das Ansehen, das das Haus Hessen bei anderen Fürsten genießt. Anschließend werden die gerechte Regierung Ludwigs und seine Bemühungen um die Bildung und das Wohlergehen seines Volkes gewürdigt. Besonders betont wird die Frömmigkeit des Fürstenpaars, ihre „reine“ Religion lutherischen Bekenntnisses, die sie auch dem Volk vermitteln. Diese Frömmigkeit bewirkt die Gnade Gottes, deren unmittelbare Folge der Fortbestand des Hauses durch die zahlreichen Kinder ist. Bei dem Text handelt es sich somit um ein reines Fürstenlob ohne Anknüpfung an ein Totengedenken. Weder Inschrift (B) noch Inschrift (C) bieten also einen Anhaltspunkt für eine nach 1615 erfolgte Veränderung der Texte. Vielmehr erscheinen Bauinschrift und Fürstenlob sinnvoll aufeinander bezogen. Man muß deshalb davon ausgehen, daß gemäß der Angabe von Inschrift (B) die Texte und vielleicht auch schon die Tafeln selbst 1615 vollendet waren, wenn auch das gesamte Epitaph vielleicht erst 1617 fertiggestellt wurde.
Die Tafeln (D) bis (Q) unterstreichen in Bild und Text die Aussage von Inschrift (C), daß die Gnade Gottes auf dem Fürstenhaus ruht, weshalb sein Fortbestand durch die zahlreichen Kinder gesichert ist. Die Bedeutung der zahlreichen Nachkommen sowie ihrer Bilder und Inschriften hebt (T) noch einmal in der Voraussage hervor, daß die Tafeln die großen Namen der Eltern, die berühmten Taten des hessischen Volkes und sich selbst einst den Völkern und der Welt zur Betrachtung geben werden.
Inschrift (R) betont die alte und vornehme Herkunft der Landgrafen und nimmt damit ebenfalls den Traditionsgedanken auf. Der Text verarbeitet dabei pseudohistorische Ereignisse, die in einigen Geschichtswerken der Zeit verbreitet wurden.13) Der genannte Bato war angeblich der Sohn eines Chattenkönigs, der um 130 v. Chr. lebte. Bato soll sich mit seinem Vater entzweit haben und mit einem Teil der Chatten in die Gegend zwischen Waal und Maas gezogen sein. Nach seinem Führer sei das Volk auch Bataver genannt worden. Der Sohn des Bato sei Hesso gewesen, von dem sich der Name „Hessen“ ableiten soll. Nach dem Untergang der Chatten sei der Rest des Volkes nach Hessen zurückgekehrt und habe sich mit den Thüringern verbunden.14) Im Jahr 524 sei Hessen an Dietrich von Metz gefallen und von diesem an die Karolinger übergegangen, von denen die Landgrafen von Hessen abstammten.15)
Auffällig ist die Aufstellung des Epitaphs durch Ludwig in der Gruft statt an einer geeigneten Stelle in der Stadtkirche. Denn wer konnte hier das Denkmal mit seinen Inschriften wahrnehmen? Die Ausgestaltung des Raums mit bildlichen Darstellungen und Wappen zeigt jedoch, daß Ludwig die Gruft zum Repräsentationsraum machen wollte. Die Stuckaturen und das Epitaph ließen sie zu jener fürstlichen Stätte werden, die in Inschrift (B) beschrieben wird. Durch die Inschriften, bildlichen Darstellungen und Wappen wurde die Gruft zum Symbol sowohl fürstlicher Frömmigkeit als auch fürstlichen Ansehens. Die Reihe der Bildnisse in dem Epitaph wurde ebenso wie die hier aufgestellten Särge in diesem Zusammenhang zum Zeichen der Sukzession, durch die der Fortbestand der neuen Linie demonstriert wurde.